Entzündete Gelenke durch Bakterien aus dem entzündeten Darm
Die Translokation von Bakterien aus dem Darm in die Zirkulation dürfte entscheidend zur Entwicklung von Gelenksbeteiligung bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen beitragen. Dies legen zumindest aktuelle, im Rahmen des EULAR 2018 präsentierte Daten nahe.
Zusammenhänge zwischen dem Darmmikrobiom und entzündlich rheumatischen Erkrankungen werden seit längerem vermutet. Genaue Mechanismen sind unklar. Einer italienischen Gruppe ist es nun gelungen, die Rolle einer geschwächten Darmbarriere mit Translokation von Bakterien in der Pathophysiologie der IBD-assoziierten Spondyloarthritis (SpA) nachzuweisen. Patienten mit IBD (chronisch entzündlichen Darmerkrankungen) entwickeln häuf extraintestinale Komplikationen, wie zum Beispiel eine axiale oder periphere SpA. „Gelenksbeteiligung ist eine der häufigsten extra-intestinalen Manifestationen bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und betrifft ungefähr ein Drittel der IBD-Patienten“, sagt Dr. Devis Benfaremo von der Università Politecnica delle Marche in Ancona.
Die italienischen Forscher untersuchten nun mit Hilfe mehrerer Biomarker bei 85 Patienten mit IBD-assoziierter SpA die bakterielle Infiltration der Darmmukosa, Epithelschäden im Darm, mikrobielle Translokation und Aktivierung des Immunsystems. Die Studie zeigte, dass zwar bei allen IBD-Patienten Bakterien im Epithel des Ileums nachweisbar waren, dass diese jedoch nur bei Patienten mit IBD-assoziierter SpA zu einer Schädigung des Epithels führten und mit Downregulation von Occludin, Claudin-1 und Claudin-4 assoziiert waren. Diese sogenannten Tight-Junctions-Proteine sind wichtige Bestandteile der Diffusionsbarriere, die den Fluss von Molekülen über das Epithel kontrolliert. Zu diesem Befund passend, konnten bei den Patienten mit IBD-assoziierter SpA auch höhere Plasmaspiegel der Biomarker I-FABP, LPS und sCD14 gefunden werden. Bei axialer SpA war die Erhöhung ausgeprägter als bei peripherer SpA. I-FABP (Intestinal-Fatty Acid Binding Protein), LPS (Lipopolysaccharid) und sCD14 (soluble CD14) sind Marker für Epithelschädigung, mikrobielle Translokation und Immunaktivierung.
Weiters wurden Sklerostin (SOST) und Anti-Sklerostin-Antikörper (Anti-SOST-IgG) bestimmt, wobei sich in der SpA/IBD Kohorte schwache Korrelationen von SOST mit I-FABP, LPS und sCD14 sowie von Anti-SOST-IgG mit LPS und sCD14 ergaben. In vitro induzierte LPS aber nicht sCD14 die Expression von SOST. Die Autoren spekulieren, dass die genannten Vorgänge die Brücke zwischen dem Immunsystem und dem Knochen darstellen könnten.