23. Apr. 2018Rehabilitationszentrum Alland

Tudor-Stil meets modernste Therapien

Das Rehabilitationszentrum Alland ist spezialisiert auf Patienten mit Stoffwechselerkrankungen. Medical Tribune besuchte das ehrwürdige Haus am Rande des Wienerwaldes, in dem sowohl jüngere als auch ältere Patienten auf ihre Kosten kommen. (Medical Tribune 16/18)

Das Reha-Zentrum vereint alten Charme und modernste Ausstattung.

In einem Erfahrungsbericht gibt ein „Standard“-Journalist sehr gut den ersten Eindruck wieder, wenn man sich dem Rehabilitationszentrum Alland – von der Bundesstraße kommend, einen großen Naturpark querend – erstmals nähert: „Es war einst eine Lungenanstalt und erinnert an eine freundliche Variante des Overlook-Hotels in Kubricks ,Shining‘.“ Von außen hat das weitläufige Gebäude den Charme eines Schlösschens im Tudor-Stil. Auch im Inneren sind einzelne Bereiche, wie der große Vortragssaal, im alten Stil belassen worden. Die Indikationsumwidmung hat im Jahr 1987 stattgefunden – im Zuge eines Innenumbaus. Seither ist das Haus der PVA mit 150 Betten auf Stoffwechselerkrankungen spezialisiert: Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 ohne und mit Organkomplikationen, hochgradige Adipositas (bis zu 200 kg Körpergewicht), metabolisches Syndrom und periphere arterielle Verschlusskrankheit.

Die Weitläufigkeit des Hauses (15.000 m2) und das damit fettzehrende Bewegungspensum sei natürlich ärztlich gewünscht, erzählt der „Standard“- Kollege überspitzt weiter: „Um vom Zimmer zur Aquagymnastik, von der Aquagymnastik zur Ambulanz und von der Ambulanz ins Zimmer zurückzukommen, legt man Strecken zurück, die sich in drei Wochen auf die Länge des Jakobswegs summieren.“ Der Ertrag seiner Compliance, auch die Ernährungsumstellung und Therapien betreffend, habe sich jedoch sehen lassen: „Achteinhalb Kilo minus und ziemlich pipifeine Blutwerte. Und eine große Wertschätzung für ein Kurwesen, das international doch seinesgleichen sucht.“

Moderne Ausstattung, ganzheitlicher Ansatz

Das Reha-Zentrum Alland hat zwar eine alte Bausubstanz, ist jedoch mit modernsten Diagnostik-, Therapieund Sportgeräten ausgestattet. Die ärztliche Leitung hat seit August 2015 Prim. Dr. Claudia Francesconi über. Sie zeigt bei einer Führung durchs Haus einzelne Errungenschaften stolz her, wie das große hauseigene Labor, das Schlafapnoe-Screening, die Kraftkammer mit computergesteuerten Geräten und kippbaren Kletterwänden, die auch von Adipösen verwendet werden können und „toll angenommen“ werden, das Hydrojet- Überwassermassagegerät, das eine Tragfähigkeit von bis zu 200 kg aufweist, das Therapie- und Freizeitbecken sowie ein Therpedarium mit drei Klimazonen. „Ein Schwerpunkt unserer Klinik betrifft die medizinische Rehabilitation im Anschluss an akute Krankheitsereignisse bzw. Krankenhausaufenthalte“, hebt Francesoni hervor.

Ein Schwerpunkt der „Reha neu“ liegt auf medizinischen Trainingstherapien in Form von Ausdauerund Krafttraining in allen Leistungsniveaus.

In der Regel sei es aber üblich, dass Hausärzte einen Reha-Antrag bei Patienten mit bereits länger bekanntem oder frisch diagnostiziertem Typ-2-Diabetes stellen. „Der Vorteil ist, dass Betroffene von Beginn an ganzheitlich geschult und optimal medikamentös eingestellt werden“, sagt die Primaria. „Eine frühzeitige Intervention ist die effizienteste!“ Doch auch als Anschlussheilverfahren nach einer bariatrischen OP oder präoperativ vor einer Ballonentfernung biete sich eine Reha vor allem für schwer übergewichtige Patienten an. Gemeinsam mit dem Reha-Team definiert jeder Patient zu Beginn seines Aufenthalts individuelle Rehabilitationsziele. Das steigert Motivation und Compliance. Bei den Therapien wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, also Körper und Geist als Einheit gesehen. Die persönliche Lebenssituation wird immer mit einbezogen.

Umfassende Therapien, einzigartiger Jugendturnus

„Wir wollen den Patienten verschiedene Wege zur positiven Änderung ihres Lebensstils vorstellen und schmackhaft machen“, erklärt Francesconi. Ziele der individuellen Therapieangebote seien, den ursprünglichen Gesundheitszustand wiederherzustellen bzw. die Leistungsfähigkeit zu erhöhen und die Lebensqualität zu verbessern. Seit zwei Jahren liegt ein Schwerpunkt der „Reha neu“ auf medizinischen Trainingstherapien in Form von Ausdauer- und Krafttraining in allen Leistungsniveaus. Des Weiteren werden weiterhin passive Therapien für spezifische Gelenksund Muskelbeschwerden, TENS- und Infusionstherapien bei diabetischer Polyneurophathie, Raucherentwöhnung, psychologische Einzelberatungen sowie Entspannungstechniken, Schulungen und Ernährungsberatung angeboten. Auch einen beruflichen Rehabilitationsplan können die Patienten bei Bedarf gemeinsam mit den Reha-Beratern erstellen.

Für junge Menschen werden spezielle Programme angeboten.

Ein in Österreich einzigartiges Angebot ist zudem der Jugendturnus „Fit for Life“ im Sommer. Teilnehmer ab dem 16. Lebensjahr mit Diabetes Typ 1 sind die Zielgruppe. „Wir wissen, dass in diesem Alter der Übergang von der Betreuung in der Kinderheilkunde in die Erwachsenenheilkunde eine Hürde ist“, betont Francesconi. „Viele verschwinden und tauchen erst Jahre später mit Spätschäden wieder bei einem Arzt auf. Dem wollen wir entgegenwirken: indem wir den Youngsters helfen, Vertrauen aufzubauen, ihnen ihre Ängste nehmen, den Austausch mit anderen Betroffenen ermöglichen, neue Systeme wie Pumpen vorstellen etc.“ Der Turnus sei vor zwei Jahren ins Leben gerufen worden und werde gut angenommen: „Im Vordergrund steht die Sozialkomponente sowie das Ansprechen von besonders für Jugendliche relavanten Themen wie Familienplanung, Beruf, Führerschein, Alkohol etc.“

Mit Projekten und Studien „Licht ins Dunkel“ bringen

Das Reha-Zentrum Alland pflegt auch eine enge Zusammenarbeit mit Experten anderer Häuser, wie mit Univ.- Doz. Dr. Gerhard Prager, Experte für Adipositaschirurgie am AKH Wien oder Priv.-Doz. Dr. Peter Panhofer, Chirurg im Göttlichen Heiland, Wien. In Projekten und Studien werden neue Formen der Therapie erprobt. Derzeit sind sechs Studien in Planung. In puncto Ernährung sollen heuer verschiedene niederkalorische Angebote im Rahmen von Projekten getestet werden. Im Regelbetrieb setzt das Reha-Zentrum Alland auf eine gesunde Mischkost. In den Medien propagierte „Modediäten“ finden keine Unterstützung.

Prim. Dr. Claudia Francesconi
Rehabilitationszenrum Alland

Für viele Patienten sei es im Alltag jedoch schwierig, dreimal am Tag kleine Portionen zu essen, weiß Francesoni. Im Rahmen eines Projekts werde daher untersucht, wie eine optimale Ernährung aussieht, wenn Patienten nur einmal am Tag, zu Mittag oder am Abend, essen. Und welche Menge dann zuträglich ist. Im Rahmen einer weiteren Reha-Studie soll alternierendes Fasten auf seinen Erfolg getestet werden. Wenn die Patienten also – in Anlehnung an die Bernhard-Ludwig-Diät – an einem Tag drei Mahlzeiten essen und am nächsten Tag nichts. Um die Nachhaltigkeit der alternativen Ernährungsformen zu prüfen, wird bei den Studienteilnehmern auf eine Nachbeobachtung gesetzt.

Langfristige Sicherung des Therapieerfolgs

Nach der Reha sollen die Patienten ihre Gesundheit möglichst langfristig erhalten können. Deshalb lernen sie während des Aufenthalts, wie sie die Therapien und die gesunde Ernährung zu Hause gut in den Alltag integrieren können. „Auch Patienten in fortgeschrittenem Erkrankungszustand können so mit entsprechendem Wissen und gesunder Lebensweise ihre Lebensqualität massiv verbessern“, ist Francesconi überzeugt. Zur Sicherung des Therapieerfolges bestehe für erwerbstätige Menschen auch das PVA-Angebot einer weiterführenden ambulanten Rehabilitation in Wien und Graz.

Praxis-Steckbrief

Rehabilitationszentrum Alland (PVA) Ärztliche Leitung:
Prim. Dr. Claudia Francesconi

Schwerpunkte Stoffwechselerkrankungen/ Lebensqualität:

  • Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2 ohne und mit Organkomplikationen,
  • hochgradige Adipositas (bis zu 200 kg Körpergewicht),
  • metabolisches Syndrom und
  • arterielle Verschlusskrankheit.

Für Versicherte aller Krankenkassen und Selbstzahler, die nicht krankenversichert sind.

Kontakt: 2534 Alland Tel.: 02258/2630-0 www.ska-alland.at

Weiterführende ambulante Rehabilitation der PVA:
www.pv-rehabzentrum-wien.at
www.pv-rehabzentrum-graz.at

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune