12. Juni 2023Psychiatrie-Update-Seminar

Viele Lithium-Mythen sind widerlegt

Macht Lithium übergewichtig? Lässt die Wirkung mit der Zeit nach? Und wie schädlich ist es für die Nieren? Ein Experte stellt verbreitete Annahmen zur Lithiumtherapie auf den Prüfstand.

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Benjavisa/GettyImages

„Lithium ist und bleibt der Goldstandard in der Rezidivprophylaxe bipolarer Störungen“, stellte Prof. Dr. Dr. Michael Bauer vom Universitätsklinikum der Technischen Universität Dresden klar. Lithiumsalze wirken erwiesenermaßen antimanisch und auch augmentativ-antidepressiv; zudem zeigten sich wiederholt antisuizidale und neuroprotektive Effekte unter der Therapie. Hartnäckig hält sich allerdings eine Reihe von Mythen insbesondere zur Langzeittherapie mit Lithium, bemängelte Bauer. Etwa, dass die Wirksamkeit der Substanz mit der Zeit abnimmt oder dass bei einem erneuten Therapiestart nach vorherigem Absetzen ein geringerer Effekt beobachtet wird. Beide Annahmen sind mittlerweile widerlegt.

Gewichtszunahme um nur 460 Gramm

Gefürchtet sind Gewichtsveränderungen unter Lithium. Eine Metaanalyse aus dem letzten Jahr ergab aber nur einen durchschnittlichen Gewichtszuwachs von rund 460 Gramm unter der Behandlung, was keiner signifikanten Zunahme entsprach. Tatsächlich nahmen die Patient:innen in den Placebogruppen der eingeschlossenen Studien sogar etwas stärker zu als die mit Lithium behandelten Teilnehmer:innen. Natürlich gibt es vereinzelt Patient:innen, die mit einer starken Gewichtszunahme reagieren, erklärte Bauer. Ein Monitoring erscheint deshalb sinnvoll. Dass Lithium aber generell das Körpergewicht erhöht, gehört seiner Auffassung nach ebenfalls ins Reich der Mythen.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum neuropsy