Neues vom Serotonin-Rezeptor
Seit der Entwicklung der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und einiger verwandter Substanzen waren die Neuentwicklungen in der Therapie der Depression über viele Jahre relativ überschaubar. Aktuell zeichnen sich jedoch auf mehreren Forschungsgebieten wichtige Trends ab, wie im Rahmen des diesjährigen ECNP in zahlreichen Präsentationen zu hören war. Beforscht werden unter anderem serotonerge Halluzinogene sowie Strategien gegen die kognitiven Einschränkungen, von denen psychiatrische Patienten oft betroffen sind.
Was man unter Hippies schon vor 50 Jahren wusste, ist jetzt sozusagen amtlich, das antidepressiv wirksame Halluzinogen Psilocybin, aktiver Inhaltsstoff der „Magic Mushrooms“ und aus pharmakologischer Sicht ein Agonist am Serotonin-2A-Rezeptor (5-HT2AR)1, verändert die emotionale Wahrnehmung von Musik. Die Pilzdroge wird vermutlich seit mehr als 6.000 Jahren verwendet. Isoliert und synthetisiert wurde Psilocybin erstmals 1958 vom Schweizer Chemiker Albert Hoffman, der auch als Erster LSD synthetisierte. Die medizinische Verwendung sowohl von Psylocibin als auch von LSD wurde in den 1960er-Jahren intensiv beforscht. Die Forschungstätigkeit kam jedoch aufgrund des Verbots dieser Substanzen nach 1970 für mehrere Jahrzehnte fast vollständig zum Erliegen.