12.394 Interessenten nahmen am MedAT teil
Über 15.000 Bewerber wollten heuer in Österreich Medizin studieren, knapp 12.400 traten zum MedAT-Test an. Trotz wachsendem Interesse an „gewidmeten“ Studienplätzen wird das Aufnahmeverfahren zunehmend hinterfragt: Ärztekammer und ÖH kritisieren soziale Hürden und mangelnde Aussagekraft des Tests.

Am Freitag, dem 4. Juli 2025, fand der Aufnahmetest MedAT für ein Medizinstudium an den Medizinischen Universitäten Wien, Graz und Innsbruck sowie an der Medizinischen Fakultät der Universität Linz statt. Insgesamt haben sich 15.668 junge Menschen dafür angemeldet, tatsächlich angetreten sind 12.394 Personen. Für das kommende Studienjahr stehen österreichweit 1.900 Studienplätze zur Verfügung.
Die meisten Bewerber gab es an der MedUni Wien, nämlich 7.729 und damit um 330 mehr als im Vorjahr. Tatsächlich teilgenommen am Aufnahmetest haben 6.183 Personen, die sich um 772 Studienplätze in der Bundeshauptstadt bewerben. An zweiter Stelle liegt Innsbruck mit 3.238 Anmeldungen, 2.422 Teilnehmern und 420 zu vergebenden Studienplätzen. Danach folgen Graz (2.617 Anmeldungen, 2.135 Teilnehmer, 388 Plätze) und Linz (2.084 Anmeldungen, 1.654 Teilnehmer, 320 Plätze). Mindestens 95 Prozent der Studienplätze in der Humanmedizin sind EU-Bürgern und 75 Prozent der Plätze Studienbewerbern mit österreichischem Maturazeugnis vorbehalten. Für die Zahnmedizin gibt es keine solche Quote. Heuer war in Wien ein Rückgang von Interessenten aus dem EU-Ausland von 20 auf 15 Prozent zu verzeichnen, und in Innsbruck meldeten sich erstmals mehr Österreicher als EU-Bürger zum Test an.
85 „gewidmete“ Studienplätze
Zum zweiten Mal sind heuer bis zu 85 Studienplätze österreichweit für Aufgaben im öffentlichen Interesse „gewidmet“, 34 davon an der MedUni Wien. Das Interesse an diesen Plätzen ist heuer gestiegen – auf 400 Bewerbungen gegenüber 280 im Vorjahr. Wer sich um einen solchen „gewidmeten“ Studienplatz bewirbt, muss beim Test eine geringere Punktezahl erreichen, sich aber im Gegenzug dazu verpflichten, nach Abschluss des Medizinstudiums eine gewisse Zeit bei einer öffentlichen Institution (Österreichische Gesundheitskasse, Verteidigungsministerium etc.) etwa als Kassen-, Spitals-, Militär- oder Amtsarzt zu arbeiten.
MedAT: Inhalte und Vorbereitung
Im Aufnahmetest werden vor allem Wissen aus medizinrelevanten Fächern (Biologie, Chemie, Physik, Mathematik) sowie kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten (Figuren zusammensetzen, Zahlenfolgen, Wortflüssigkeit, Gedächtnis und Merkfähigkeit, Erkennen von Implikationen) abgefragt.
Zehn Prozent des Ergebnisses hängen vom Testteil Textverständnis ab und weitere zehn Prozent vom Teil sozial-emotionale Kompetenzen (Emotionen erkennen, soziales Entscheiden). Das Aufnahmeverfahren für Zahnmedizin (MedAT-Z) ist zum Großteil identisch mit jenem für Humanmedizin (MedAT-H), nur die Bereiche Textverständnis und Implikationen erkennen entfallen, und stattdessen müssen sich hier die Bewerber dem Testteil Manuelle Fertigkeiten (Aufgabenstellungen Draht biegen und Formen spiegeln) stellen.
Zur Vorbereitung auf den MedAT werden zahlreiche, teils teure Vorbereitungskurse angeboten, es hat sich mittlerweile ein regelrechter Markt dafür entwickelt. Erhebungen haben gezeigt, dass rund 30 Prozent der Bewerber solche Kurse absolvieren, ihre Erfolgsquote beim Aufnahmetest aber keineswegs höher ist. Eine gründliche Vorbereitung ist natürlich zu empfehlen, aber Vorbereitungsunterlagen werden auch von den Universitäten angeboten, ebenso von den Bundesländern und der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH).
Kritik am Aufnahmeverfahren
Ob der Aufnahmetest in seiner derzeitigen Form geeignet ist, die richtige Auswahl an für das Medizinstudium geeigneten Personen zu treffen oder ob das Auswahlverfahren adaptiert werden sollte, wird von mehreren Organisationen infrage gestellt. Die Ärztekammer für OÖ und das OÖ Rote Kreuz sind sich einig, dass „es dringend eine Adaptierung des Auswahlverfahrens braucht, denn der MedAT deckt nicht alle für den Arztberuf relevanten Themenfelder optimal ab“. So sollte das soziale Engagement eines Bewerbers, der etwa einen sozialen Dienst im Gesundheitsbereich leistet, in die Bewertung des MedAT mit einfließen, meint der Präsident des OÖ-Rotes-Kreuz-Präsident Dipl.-Päd. Gottfried Hirz.
Kritik kommt auch von der Österreichischen Hochschüler_innenschaft (ÖH). Sie verweist insbesondere auf die soziale Selektivität des Tests: Viele Bewerber müssten nebenbei arbeiten und hätten keine Zeit für monatelanges Lernen oder könnten sich keine teuren Vorbereitungskurse bzw. private Nachhilfe leisten. ÖH-Vorsitzende Selina Wienerroithner kritisiert auch den Test als solchen: „Er spiegelt weder die Anforderungen des Medizinstudiums wider, noch bildet er die tatsächliche Eignung für den Ärzt_innenberuf ab.“ Sie fordert eine Erweiterung der bestehenden Kapazitäten, um einen sozial gerechten Zugang zum Medizinstudium sicherzustellen.