6. März 2024AUVA-Traumazentrum Wien-Brigittenau

Lorenz-Böhler-Spital: Schließung wegen Gefahr bei Feuer

Zum AUVA-Traumazentrum Wien-Brigittenau, vormals Lorenz-Böhler-Spital, meldet sich Gutacher DI Erich Kern zu Wort: Die Schließung sei wegen weiterer entdeckter Mängel beim Brandschutz rascher als geplant nötig. Die Belegschaft des Spitals protestiert gegen die Schließung und droht mit Streik.

Die groben Mängel seien Ende Jänner bzw. Anfang Februar festgestellt worden, erläutert der Sachverständige der Kern+Ingenieure ZT GmbH am 5.3.2024 gegenüber dem Ö1-Morgenjournal. Zuvor sind Kern zufolge die Probleme in dieser Form nicht bekannt gewesen. Inzwischen sei klar, dass es keine Alternativen für eine vorübergehende Schließung gebe: „Seit einer Woche wissen wir, dass der Mangel nicht zu kompensieren ist.“

Auch die AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) reagierte am selben Tag: „Die Verlagerung des Betriebs ist im Sinne der Sicherheit von Leib und Leben alternativlos.“ Die AUVA versicherte aber, durch das Beistellen eines Feuerwehrzuges befänden sich alle noch im Gebäude befindlichen Personen bis zur endgültigen Absiedelung in „höchstmöglicher Sicherheit“. Das Gutachten von Kern und seinem Team habe im Februar das wahre Ausmaß der brandschutztechnischen Defizite offengelegt.

Probleme seit Sommer bekannt

Kern zufolge war das Problem bereits im vergangenen Sommer aufgetaucht. Bei Untersuchungen der Substanz des über 50-jährigen Gebäudes habe man festgestellt, dass der bestehende Feuerwiderstand der Stahlkonstruktion 30 Minuten betrage. Feuerwehr und Behörden hielten aber 90 Minuten für notwendig. Um diese Diskrepanz auszugleichen, sei ein Sicherheitskonzept erarbeitet worden – inklusive Evakuierungspläne.

Dieses Konzept sollte Kern nach eigenen Angaben überprüfen. Dabei stellte er im Zuge seiner Begutachtung prompt weitere Mängel fest: Die Schichtdicke der Brandschutzbeschichtung sei nicht ausreichend, weshalb der Feuerwiderstand möglicherweise nicht einmal 30 Minuten betrage.

Die Behörden hätten nach Gesprächen nun eine Frist von einem Monat für die komplette Absiedelung eingeräumt – in dieser Zeit habe die Berufsfeuerwehr Wien beim Spital Bereitschaft, um im Falle eines Brandes gleich vor Ort zu sein. Die stationären Leistungen sollen, so der Plan, während der Schließung im AUVA-Traumazentrum Meidling und im AKH Wien erfolgen. Nur eine Erstuntersuchungsambulanz für selbstkommende Patientinnen und Patienten soll in der Brigittenau bestehen bleiben.

Wiederaufnahme des Betriebs 2025

Die AUVA informiert, dass zudem Gespräche mit der Stadt Wien für weitere Kapazitäten liefen. „Und selbstverständlich ist keine Streichung von Stellen geplant, weder im ärztlichen, therapeutischen und pflegerischen Dienst noch in sonstigen Bereichen des Hauses“, heißt es weiter. Die mittelfristige Planung bis Ende 2024 soll bis Mitte März stehen.

Zudem soll die endgültige Absiedelung des aktuellen Standortes bis Anfang April 2024 finalisiert werden. Anfang 2025 plant die AUVA die Wiederaufnahme des Betriebs in Brigittenau – als Übergangslösung. Als letzten Punkt nennt die Unfallversicherungsanstalt die Fertigstellung und den Bezug des Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitscampus Brigittenau bis 2030.

Streikandrohung

Nach eigener Aussage wolle die AUVA rechtzeitig über alle bevorstehenden Schritte informieren, gesteht aber Fehler ein: „Aufgrund der Dynamik der vergangenen Tage und diverser Fehlinformationen ist uns das nicht immer so gelungen, wie wir uns das vorstellen. Das bedauern wir ausdrücklich.“ Künftig werde man alle notwendigen Schritte setzen, „um eine zeitnahe Kommunikation der weiteren Pläne an alle unsere Partner sicherzustellen“.

Trotz dieser Erklärungen hat am Mittwoch, den 6.3.2024, die Belegschaft gegen die vorübergehende Schließung des Lorenz-Böhler-Spitals protestiert. Die Pläne wurden bei einer vom Betriebsrat organisierten Kundgebung vor dem Krankenhaus harsch kritisiert. Auch mit Streik wurde gedroht, ein entsprechender Grundsatzbeschluss dazu sei bereits gefallen.

Bei der mit Trillerpfeifen untermalten Versammlung machten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch auf zahlreichen Transparenten ihrem Unmut Luft, u.a. mit: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns das Böhler klaut.“ Man wolle auch Standhaftigkeit zeigen: „Wir bleiben hier für unsere Patientinnen und Patienten.“ Der „Patient Böhler“ dürfe nicht sterben. Und: Der Protest richte sich nicht gegen die Führung des Spitals, sondern gegen jene der AUVA.  

Auch Ärztekammerpräsident Dr. Johannes Steinhart unterstützt die Proteste und mahnt, dass Maßnahmen nur gemeinsam mit dem Personal umgesetzt werden können. Der Betriebsratsvorsitzende der AUVA, DI (FH) Erik Lenz, pocht auf eine Vereinbarung, um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzusichern. Außerdem fordert man vonseiten des Betriebsrates konkrete Konzepte zur Wiederaufnahme des Normalbetriebs. GPA-Chefin Barbara Teiber nennt das Vorgehen der AUVA einen Affront: „Das kann man sich so nicht gefallen lassen“, so Teiber.