Dr. Pichlbauer: Die E-Medikation kommt – hurra!

Alles begann 2004, als der EuGH überlegte, ob Österreich Internetapotheken verbieten darf, um Apotheken-Monopole zu schützen. Die EU erlaubt so was nur unter qualitativen Aspekten. Tja, und das war das Problem: Die persönliche Beratung, die jene Qualität darstellen sollte, wurde durch Mystery-Shoppingtouren nicht gerade ins „richtige“ Licht gerückt. Um Privilegien zu retten, kam der Gedanke auf, exklusive und obligate Beratungsleistung einzuführen – der „Arzneimittel-Sicherheitsgurt“ (AMSG) ward geboren. Apotheker wollten nur in Apotheken, dafür aber in allen, abrufbare Datenbanken anlegen, in denen alle abgegebenen Medikamente erfasst werden. Jede Apotheke hätte so für jeden Patienten eine vollständige Medikamentenliste per Knopfdruck. Und statt nur einfach eine Liste vorzuhalten, wollten (mussten) sie auch über unerwünschte Neben- und Wechselwirkungen, Eignung des Medikaments und anderes mehr „informieren“. Nach außen, insbesondere Richtung EU, wurde das als Patientensicherheit verkauft, die nur durch persönliche Beratung möglich ist.

Im Reich der Theorie

Nun, nicht jede unerwünschte Nebenwirkung ist auch eine unerwartete, und wenn Apotheker Patienten durch nicht-ärztliche Informationen verwirren, kann das schaden. Die Idee, unerwünschte Zwischenfälle zu vermeiden, wurde zudem empirisch ins Reich der Theorie verbannt. Aber der Zug war abgefahren. Die Politik nahm dieses Projekt auf; weil sie endlich etwas hatte, was sie mit der ELGA verknüpfen konnte. Und so wurde der Hauptverband mit der Umsetzung der E-Medikation – so heißt das nun – beauftragt und hätte nach gültiger Gesetzeslage bis 31. Dezember 2014 ein Informationssystem über verordnete sowie abgegebene Arzneimittel einzurichten („E-Medikation“) und ab diesem Zeitpunkt zu betreiben. Jetzt, Februar 2018, kommt sie, die E-Medikation – in Vorarlberg, österreichweit dann 2019. Nach 15 unproduktiven Jahren der Diskussion. Und dank des situativen Opt-outs wird das wichtigste Ziel nur unzureichend erreicht – die Vermeidung zeitintensiver und unzuverlässiger Medikamentenanamnesen.

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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune