Kindergesundheitswoche steht in der Kritik
Zum fünften Mal fand Anfang Mai die Kindergesundheitswoche statt. Kritik hagelte es vor allem für die unkritische Thematisierung der Homöopathie. (Medical Tribune 22/19)
Das Projekt an sich klingt gut: Acht- bis 14-jährige Schulkinder werden drei Tage lang mit dem österreichischen Gesundheitssystem und einer Reihe an Maßnahmen zur Gesundheitspflege vertraut gemacht. Ziel ist die persönliche Gesundheitsförderung und Prävention für die heranwachsende Generation. Die rund 50 interaktiven Workshops werden für mehr als 1.800 Schüler kindgerecht aufbereitet und kostenlos angeboten. Die Liste der Mitwirkenden klingt wie das „Who is who“ des österreichischen Gesundheitswesens: vom Gesundheitsministerium über den Hauptverband der Sozialversicherungsträger, die Ärztekammer, die Apothekerkammer, die Berufsrettung Wien bis hin zur Wiener Gebietskrankenkasse. Doch gerade diese Offenheit scheint den Organisatoren nun zum Verhängnis zu werden. Bereits im Vorfeld wurde Kritik laut, weil im Programm auch Workshops zum Thema Homöopathie angeboten werden, allerdings über das Thema Impfen – trotz der steigenden Masernfälle – im Rahmen der Workshops nicht diskutiert wird.
Streitpunkt Homöopathie
Als Erste meldete sich die Wiener Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz zu Wort. Sie kritisierte im Ö1-Morgenjournal den von der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin (ÖGHM) veranstalteten Workshop mit dem Titel „Die zauberhafte Welt der Homöopathie“. Laut Programm erfahren die Kinder dabei, „welch große Kraft in den kleinen, süßen Kugeln steckt“. Hier werde „völlig unkritisch eingeführt in die Welt der Globuli und Zuckerkügelchen“. „Ich finde es unerhört, dass hier so getan wird, als wäre die Homöopathie Medizin, und dass man Kinder damit indoktriniert“, wurde sie dem „Kurier“ gegenüber deutlich.
Keine Impfgegner
Dr. Volker Neubauer, Präsident der ÖGHM, stellte bei der Auftaktpressekonferenz klar: „Ich bin primär Arzt und nicht Homöopath.“ So seien Homöopathie und Impfungen kein Widerspruch, vielmehr könne man Nebenwirkungen von Impfungen mit homöopathischen Mitteln lindern. Neubauer: „Ich möchte dem Vorurteil entgegentreten, dass die Homöopathen Impfkritiker oder Impfgegner seien. Das stimmt nicht, wir sind Ärzte, wir schätzen natürlich auch die Vorteile der Schutzimpfungen, unterstützen auch den Österreichischen Impfplan und beraten unsere Patienten auch in diese Richtung.“ Ärztekammer-Präsident Dr. Thomas Szekeres meinte, dass Rötungen an der Einstichstelle „mit und ohne homöopathische Mittel“ vergehen würden. Szekeres: „Das Problem der Homöopathie ist, dass man nicht wirklich erklären kann, wie das Zeug wirkt.“ Er betonte, dass es der Ärztekammer wichtig ist, dass Schulmediziner Homöopathie anwenden und nicht selbsternannte Experten.