12. Juli 2018

Von anderen Ländern lernen

In zwölf EU-Ländern dürfen Apotheker gegen Influenza impfen.
Foto: gettyimages/scyther5

Der europäische Apothekerverband PGEU stellten ein Best Practice Paper zur Rolle der Apotheken bei Prävention und Behandlung übertragbarer Krankheiten zusammen. (Pharmaceutical Tribune 09/2018)

„Übertragbare Krankheiten überqueren die europäischen Grenzen – sowohl innerhalb der EU als auch rund um den Globus“, heißt es gleich zu Anfang des Papiers. Daher sei es notwendig, Strategien zu entwickeln, die der grenzüberschreitenden Natur übertragbarer Krankheiten gerecht werden, ohne das Subsidaritätsprinzip der EU-Mitgliedsstaaten zu missachten. Bereits im Jahr 2017 hatte EU-Kommissionspräsident Jean- Claude Junker dazu aufgerufen, einen gemeinsamen Aktionsplan auszuarbeiten, um die Umsetzung von Impfprogrammen zu unterstützen, den Widerstand gegen Impfungen zu verringern und die Versorgung mit Impfstoffen zu verbessern. Im vorliegenden Best Practice Paper griff der europäische Apothekerverband PGEU diesen Ansatz auf, verglich die nationalen Vorgangsweisen und formulierte Empfehlungen an die EU sowie die nationalen Regierungen und Institutionen.

Impfen in der Apotheke

Das Paradebeispiel zur Prävention übertragbarer Erkrankungen sind Impfungen. So kann man sich derzeit in zwölf europäischen Ländern in der Apotheke gegen Influenza impfen lassen. In sieben dieser Länder kann ein Apotheker impfen, in drei Ländern dürfen sowohl der Apotheker als auch Vertreter anderer Gesundheitsberufe wie z.B. Ärzte oder Krankenschwestern in der Apotheke impfen und in weiteren vier Ländern können Ärzte oder Krankenschwestern in der Apotheke impfen. Impfungen gegen andere Erkrankungen (Pneumokokken, HPV-Viren etc.) dürfen in fünf EU-Ländern von Apothekern durchgeführt werden. In jenen Ländern, in denen die Apotheker Impfungen durchführen dürfen, müssen sie regelmäßig Kurse mit Auffrischungsterminen absolvieren, in denen sie zur Administration von Impfungen sowie der Behandlung anaphylaktischer Schocks und Wiederbelebungsmaßnahmen geschult werden.

Best-Practice-Beispiele

Die PGEU erstellte Best-Practice- Beispiele, die zeigen wie Impfen in der Apotheke funktionieren kann und welche positiven Auswirkungen es gibt – hier eine Auswahl:

  • Portugal: Apotheker dürfen die saisonale Influenza-Impfung verabreichen. Voraussetzung ist eine Impfschulung (inkl. Erneuerung des Zertifikates alle fünf Jahre) sowie laufende Fortbildung und ein Erste-Hilfe-Kurs (inkl. Umgang mit Adrenalin-Injektoren im Falle eines anaphylaktischen Schocks).
  • England: Seit 2015 ist eine Influenza- Impfung ohne Terminvereinbarung in Apotheken möglich. In der Grippesaison 2016/17 haben sich fast eine Million Menschen in einer der 8.500 Apotheken impfen lassen. Die Pharmazeuten müssen dafür u.a. ein Training (inkl. Auffrischungskursen) absolvieren. In den Apotheken werden auch Impfungen gegen Pneumokokken, Meningitis, Herpes Zoster sowie Reiseimpfungen verabreicht.
  • Irland: Bereits seit 2011 können sich Apothekenkunden gegen die saisonale Influenza impfen lassen. Das wurde bereits von über 250.000 Menschen genutzt. Die statistische Auswertung zeigt, dass die Impfung durch den Apotheker die Impfraten steigen lässt und die Impfung auch für Menschen zugänglich macht, die noch nie zuvor gegen Influenza geimpft worden sind (einer von sechs). 99 Prozent der Geimpften gaben an, sich wieder in der Apotheke impfen lassen zu wollen.

Empfehlungen

Die PGEU stellte zudem eine Reihe von Empfehlungen zusammen, wie die Apotheker besser in die Prävention übertragbarer Erkrankungen sowie die Verbesserung der Durchimpfungsraten eingebunden werden können. Die EU-Institutionen werden aufgefordert, die Zusammenarbeit mit Apotheken und ihren Organisationen auf EU-Level zu intensivieren, nationale Regierungen wiederum sollen Apotheker in die nationalen Impfstrategien einbinden. Apotheker sollten weiters befähigt werden, neue Serviceleistungen anzubieten, um der Gefahr übertragbarer Erkrankungen und der Impfskepsis zu begegnen. Auch eine bessere Einbindung von Apothekern in die Primärversorgung sowie die Verabreichung von Impfungen im Rahmen der nationalen Gesundheitssysteme sollte erfolgen. Die letzte Empfehlung betrifft die Apotheker selbst: Sie sollen sich selbst vermehrt Influenza impfen lassen!

www.pgeu.eu