Lieferengpässe zeigen die Unverzichtbarkeit der Apotheke auf
Auch wenn das Angebot der in Apotheken hergestellten Präparate gut angenommen ist, besteht das eigentliche Problem weiter.
Das Positive zuerst: In einer Befragung von 303 Apothekerinnen und Apothekern in Österreich und Deutschland sagen rund 80% der Kolleginnen und Kollegen, von ihnen in der Apotheke hergestellte Präparate werden auf Patientenseite „ausgezeichnet“ beziehungsweise „gut“ angenommen. Eine erfreuliche Zahl, die aus einer Umfrage der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) stammt – durchgeführt von einem Wissenschaftlerteam rund um Matthias Wachinger und Olaf Rose.
Sie sind in ihrer Befragung dem Problem der „Lieferengpässe“ auf die Spur gegangen. Und ein Problem ist das allemal, wie wir aus unserer täglichen Arbeit wissen. Nicht weniger als 70% der Befragten geben an, „stark“ von Lieferengpässen betroffen zu sein. Der zusätzliche Arbeitsaufwand wird auf über 10 Minuten pro Patientin oder Patient geschätzt. In Österreich wirken sich bei fast jedem 3. Patientenkontakt Lieferengpässe negativ aus, in Deutschland liegt dieser Anteil sogar noch höher. Aber: Das Vertrauen in die Apotheken ist hoch. Die Apotheken können 75% der Lieferengpassprobleme für ihre Patientinnen und Patienten lösen.
Das eigentliche Problem besteht aber weiterhin. Die globale Produktionsstruktur, die teilweise fragilen Lieferketten und die Unterschiede im europäischen Binnenmarkt verursachen weiterhin einen andauernden Mangel an bestimmten Produkten. Darauf weisen wir als Standesvertretung seit geraumer Zeit hin – kein Termin mit Stakeholdern vergeht, bei dem wir das Thema nicht ansprechen. Zumindest ist der Umstand endlich bei der Politik angekommen. Und das auch auf europäischer Ebene. Das ist wichtig, weil hier der entscheidende Hebel liegt. Tritt die EU gemeinsam und geschlossen auf, spielt sie in der Oberliga der globalen Märkte. Das müssen wir uns zunutze machen, wenn wir unsere Versorgungssicherheit stärken wollen. Auch bei Angeboten an die Hersteller, die wir dazu bringen müssen, ihre Standorte in Europa auszubauen statt zu „redimensionieren“.
Die langfristige Perspektive lässt damit ein Licht am Horizont erkennen – bis dahin liegt aber noch ein steiniger Weg vor uns. Der uns aber zumindest eine Chance lässt: über gute Beratung, serviceorientiertes Auftreten und pharmazeutische Kompetenz das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden auszubauen und unsere Bedeutung für die Versorgung der Bevölkerung Tag für Tag zu belegen. Wir sind unverzichtbar und das wird uns letztlich helfen, unsere Position im Gesundheitssystem zu stärken.