7. März 2024APOkongress Schladming

Blutwerte und sekundäre Pflanzenstoffe

Sekundäre Pflanzenstoffe gehen aus Primärstoffen des Primärstoffwechsels hervor. Sie dienen nicht nur dem Bau- und Energiestoffwechsel, sondern haben in der Pflanze ganz bestimmte Aufgaben.

gesunde frische säfte obst und gemüse
Silvia/AdobeStock

Häufig werden sie nur in bestimmten Entwicklungsstadien gebildet. Ihre Produktion ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Äußere Faktoren können Sonneneinstrahlung, Temperatur, Bodenverhältnisse, aber auch Befall von Mikroorganismen, Fressfeinden, Konkurrenzdruck oder die Anlockung von Bestäubern sein.
Für die Pflanze selbst haben sie einen pflanzenphysiologischen Zweck. Sie sind „biologisch aktiv“.

Großer Pool an Naturstoffen

Aufgrund ihrer biologisch aktiven Substanzen können wir sie vielfältig nutzen:

  • In unveränderter Form in der Arzneitherapie
  • Partialsynthetisch modifiziert zur therapeutischen Relevanz
  • Selbst pharmakologisch inaktiv, aber partialsynthetisch in wichtige Arzneistoffe überführbar
  • Als Ideengeber (Leitstoffe) für Arzneistoffe (Khellin zu Cromoglicat, Spiersäure zu Aspirin, Reserpin zu Mebeverin, Galegin zu Metformin, Melilotsäure zu Antikoagulanzien)
  • Pflanzliche Einzelstoffe als Rohstoffquelle für Arzneimittel (Shikimisäure als Ausgangsstoff für Oseltamivir)

In den letzten Jahrzehnten sind sekundäre Pflanzenstoffe aufgrund der Entwicklung in der Medizin wieder mehr ins Interesse gerückt. Die Entwicklung von multifaktoriellen, chronischen und schweren Erkrankungen nimmt stark zu und in der Behandlung sucht man nach neuen Wegen und Stoffen.

Sekundäre Pflanzenstoffe bieten hier einen großen Pool an Naturstoffen mit einer großen Mannigfaltigkeit an komplexen Strukturen, die besonders gut an Proteine im Körper binden können.

Breite Wirksamkeit

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Arzneipflanzen und einzelne Wirkstoffe daraus eine protektive und therapeutische Wirkung haben können bei:

  • hohen Blutzuckerwerten
  • hohen Cholesterin- und Blutfettwerten
  • hohen Entzündungsfaktoren
  • Folgen von oxidativem Stress

Flavonoide gehören zu der wichtigsten Gruppe von sekundären Pflanzenstoffen, die eine ausgleichende und positive Wirkung auf Blutwerte haben können. Flavonoide sind in der Natur sehr weit verbreitet, sei es in Arzneipflanzen, Obst oder Gemüse. Sie wirken antioxidativ, entzündungshemmend, lipidregulierend und teilweise blutzuckerregulierend. Aufgrund ihres breiten Wirkspektrums sind Teil-, Gesamtextrakte oder einzelne Wirkstoffe aus Flavonoiddrogen optimal geeignet, präventiv oder unterstützend bei hohen Blutfett-, Cholesterin-, Blutzuckerwerten oder bei Folgen von oxidativem Stress eingesetzt zu werden.

Quercetin kommt in Zwiebeln, Tee, Heidelbeeren, roten Trauben, Himbeeren, schwarzen Johannisbeeren, Brombeeren, Preiselbeeren, Sanddorn oder Eberesche vor. Quercetin kann die Bildung von VLDL (Very-low-density-Lipoproteine) und Lipidphagozytose regeln, VLDL-Spiegel erhöhen und auch ALT(Alaninaminotransferase)- und AST(Aspartataminotransferase)-Blutspiegel, das Gesamtcholesterin, LDL (Low-density-Lpoproteine) und freie Fettsäuren, Entzündungsfaktoren TNF-α (Tumor necrosis factor), IL-6 (Interleukin-6) über die Modulation von SIRT1 (silent mating type regulation 2 homolog 1), NF-ĸB (Transkriptionsfaktor)und iNOS (inducible nitric oxide synthase) erniedrigen.

Anthocyane, die in dunkelroten, violetten, purpurfarbenen oder blauen Pflanzenteilen und Beeren wie Goji-Beeren, Weintrauben, Maulbeeren, Brombeeren, Himbeeren oder Heidelbeeren vorkommen, können helfen, Gewicht und Leberfettgehalt zu reduzieren, wirken entzündungshemmend und antioxidativ. LDL- und Triglycerid-Spiegel konnten gesenkt und die Entstehung von Entzündungsfaktoren verringert werden.

Auch bei den Zitrusflavonoiden Hesperidin, Naringenin und Hesperetin konnte eine senkende Wirkung von Gesamtcholesterin-, Triglycerid- und LDL-Spiegel nachgewiesen werden. Naringenin konnte zusätzlich die Insulinsensitivität und Glukosetoleranz verbessern.

Curcumin, das phenolische Verbindungen enthält, wird präventiv und in der Behandlung von zahlreichen Erkrankungen eingesetzt. Neben der positiven Wirkung auf HDL(High-density-Liopoprotein)-Serumspiegel konnten Lipocalin-Spiegel erhöht und Leptin- und Triglycerid-Serumspiegel gesenkt werden. Auch ist Curcumin beteiligt an der Downregulation adipogener Gene und unterstützt die metabolische Funktion der Leber.

Arzneipflanzen wie grüner Tee, Olivenblätter, Granatapfel, Mariendistel oder Ginkgo haben eine starke antioxidative Kraft und können so Zellen vor oxidativem Stress und der Entstehung von Entzündungen schützen. Artischockenblätter wirken lipid- und blutzuckersenkend und können den LDL- und Gesamtcholesterin-Spiegel reduzieren.

Kakaopulver ist reich an Polyphenolen. Auch hier konnte aufgrund der antioxidativen, entzündungshemmenden, blutzucker- und blutfettwertsenkenden Wirkung eine senkende Wirkung auf LDL-, Gesamtcholesterin-, Plasmaglukosespiegel nachgewiesen werden.

Insgesamt kann gesagt werden, dass sekundäre Pflanzenstoffe aufgrund ihrer breiten Wirksamkeit ideale Wirkstoffe darstellen, um präventiv und bei veränderten Blutwerten diese positiv zu beeinflussen.

Quelle: „Blutwerte und sekundäre Pflanzenstoffe“, Vortrag am APOkongress, Schladming, 3.3.2024