Hämorrhoiden im Griff
Symptom-Klassiker von Hämorrhoidalleiden sind Jucken und Brennen, später dann Nässen. Blut am Toilettenpapier macht vielen Betroffenen Angst. (Pharmaceutical Tribune 22/2017)
Kundenwunsch
Der Kunde verlangt klar und deutlich eine Hämorrhoidensalbe einer bestimmten Marke. Die Situation lässt vermuten, dass der Käufer mit dem Produkt bestens vertraut ist. Allerdings handelt es sich bei Hämorrhoiden um ein „Tabuthema“. Es stellt sich also die Frage, ob tatsächlich alles klar ist. Dem kann auf den Grund gegangen werden: „Ja, sehr gerne! Wie hat Ihnen die Salbe denn bisher geholfen?“
Hintergrundwissen
Genau genommen sind Hämorrhoiden keine Krankheit, sondern ein Geflecht aus arteriellen und venösen Blutgefäßen am Übergang vom Mast- zum Enddarm. Sie sind notwendig, um gemeinsam mit dem Schließmuskel den After abzudichten. Einzelne Bereiche der Hämorrhoiden können jedoch krampfadernartig erweitert sein oder sogar aus dem After hervortreten. Der Volksmund spricht dann von Hämorrhoiden und meint das damit verbundene Leiden. Betroffene fühlen sich mit dem Problem alleine, sie sind es aber keinesfalls. Ganz im Gegenteil, es handelt sich fast um eine Volkskrankheit. Wichtigste Ursache ist eine chronische Obstipation. Sie steht mit dem westlichen Lebensstil, der durch häufiges Sitzen bei der Arbeit und abends beim Fernsehen gekennzeichnet ist, in engem Zusammenhang. Hinzu kommen wenig Bewegung, Übergewicht und eine Bindegewebsschwäche. Eine solche ist speziell bei Schwangeren häufig zu beobachten, da die hormonelle Umstellung eine Lockerung des Bindegewebes verursacht.
Therapiemöglichkeiten
Um Schmerzen und Juckreiz zu lindern, stehen Salben und Zäpfchen zur Verfügung, die entzündungshemmende, kühlende, schmerzstillende, epithelregenerierende und antiseptisch wirkende Inhaltsstoffe enthalten. Hamamelisextrakt bewirkt eine Abdichtung der Kapillaren und verfestigt die obersten Hautschichten, wofür vermutlich Gerbstoffe verantwortlich sind. Der Heilungsprozess wird durch Zubereitungen von Aloe barbadensis gefördert. Allgemein sind Zäpfchen den Salben vorzuziehen, da sie eine längere Einwirkzeit der Wirkstoffe, eine exakte Dosierung und damit eine intensivere Behandlung ermöglichen. Sitzbäder mit Kamille oder Gerbstoffen und sanfte Reinigungstücher mit dem Ruscus- Wurzelextrakt sind ebenfalls beliebt. Extrakte der Rosskastanie und des Buchweizens senken die erhöhte Kapillarpermeabilität, wodurch die Schwellung gemildert wird. Interessant sind Untersuchungen der Aminosäuren L-Arginin und L-Lysin. L-Arginin hat eine gefäßerweiternde Wirkung in den Kapillaren und Arterien, wodurch das Blut in den Gefäßen des Enddarms besser fließen kann und sich weniger Blutstauungen und weniger vergrößerte Hämorrhoiden bilden.
Da in der Medizin auch ein erhöhter Druck im Enddarmbereich als möglicher Auslöser diskutiert wird, könnte die entspannende Wirkung von L-Arginin zu einem gesunden Hämorrhoidalgewebe beitragen. Außerdem steht ein lockeres Bindegewebe mit dem Auftreten von Hämorrhoiden in Zusammenhang. Die Aminosäure L-Lysin wiederum ist ein wichtiger Baustein des Bindegewebes und Vitamin C trägt zur Festigung der Kollagenfasern bei. Dabei spielt auch Eisen eine wichtige Rolle, das infolge von Hämorrhoidalblutungen in zu geringem Ausmaß im Körper vorhanden sein kann. Vitamin C stärkt zusätzlich die Venen rund um den After, reduziert Schwellungen und hat die Tendenz, Blutgerinnsel zu vermindern. Darüber hinaus zeigt das Spurenelement Zink entzündungshemmende Eigenschaften und verbessert die Wundheilung.
Empfehlung
Der Kunde hat oft die Vorstellung: „Eine Tablette und alles ist gut.“ Diese Aussage spiegelt den Wunsch der Menschen wider, entspricht aber in den seltensten Fällen der Realität. Zur akuten Linderung der Beschwerden stehen zwar einige Möglichkeiten zur Auswahl, zusätzlich muss jedoch das geschädigte Gewebe im Analbereich wieder regenerieren. Das erfordert Zeit. „Wenden Sie diese Zäpfchen nach jedem Stuhlgang und abends vor dem Schlafengehen an, mindestens jedoch zwei Mal am Tag. Das lindert ihre Beschwerden. Wichtig ist, dass sie ihr Bindegewebe stärken und die Schleimhaut wieder heilt. Dabei helfen L-Lysin und Zink!“
Aufklärung statt Panikmache!
- Erhöhen Sie den Ballaststoffanteil in Ihrer Nahrung! – Das macht den Stuhl weicher und es muss nicht so stark gepresst werden.
- Trinken Sie mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüßte Kräutertees! – Flüssigkeit hält den Stuhl geschmeidig.
- Nehmen Sie ein paar Kilo ab! – Ein hohes Körpergewicht bedeutet für den Enddarm eine große Belastung.
- Gehen Sie nur dann auf die Toilette, wenn Sie wirklich müssen! – „Lange Sitzungen“ verschlimmern das Problem.
- Verwenden Sie zur Reinigung einen weichen Waschlappen oder noch besser benützen Sie ein Bidet! – Feuchtes Toilettenpapier enthält Chemikalien, die der gereizten Schleimhaut langfristig schaden können.
- Suchen Sie bei Blut im Stuhl einen Proktologen auf! – Die Untersuchung ist schmerzlos und macht Sie sicher.