Personalnachwuchs – dafür können wir nur selbst sorgen
Immer wieder höre ich von Kolleginnen und Kollegen: „Ich finde kein geeignetes Personal für meinen Betrieb“ – oft ergänzt um den Satz „Corona hat die Situation nur noch angespannter gemacht“. Das trifft nicht nur, aber vor allem auf den Nachwuchs an Lehrlingen zu – eine Entwicklung, die uns als Berufsstand zu denken geben sollte. Gesunde Betriebe brauchen ein professionelles, eingespieltes und motiviertes Team nämlich genauso wie eine solide finanzielle Basis. Dass die Konkurrenz um junge Menschen, die einen Beruf erlernen wollen, in den letzten Jahren immer härter wird, macht es für uns Apothekerinnen und Apotheker nicht einfacher. Als Einzelunternehmerinnen und -unternehmer stehen wir im direkten Wettbewerb mit großen, teils international tätigen Unternehmen.
Längst ist es in vielen Branchen Usus, dass angehenden Lehrlingen Incentives wie internationale Perspektiven oder die Übernahme von Führerscheinkosten angeboten wird. Da ist es für uns, als kleine Unternehmen, schwierig mitzuhalten.
Aber auch wir haben Argumente, die für den Einstieg in unsere Branche sprechen: Der PKA-Beruf ist eine abwechslungsreiche und spannende Tätigkeit, die Apotheken familienfreundliche Arbeitsstätten, in denen Work-Life-Balance nicht einfach ein abstrakter Begriff bleibt. Dass man intensiv mit Menschen arbeitet und ihnen bei Problemen helfen kann, ist für viele Junge ein zusätzlicher Anreiz. Und wir bieten Anstellungen am lokalen Arbeitsmarkt. Nicht zuletzt gibt es für PKA ein breites Weiterbildungsangebot – etwa unseren Diplomlehrgang „Apotheken Wirtschaftsassistenz“.
Was können wir als Berufsstand und als einzelne Betriebe also tun? Wir sollten uns die Frage stellen, wie wir das Berufsbild weiter attraktivieren können – müssen wir Fortbildungsangebote ausbauen, Kompetenzbereiche erweitern oder die Rolle der PKA in der Apotheke stärken? Das sind Ansätze, die wir im Apothekerverband bereits diskutieren. Zudem erarbeiten wir gerade ein umfassendes Informationspaket zum Thema Lehrlingsausbildung, das wir Anfang Sommer allen Betrieben zur Verfügung stellen werden.
Eines ist jedenfalls sicher: Wenn wir als einzelne Betriebe nicht bereit sind, Lehrlinge auszubilden, wird uns der Nachwuchs eher früher als später fehlen – Anzeichen dafür sehen wir bereits. Nur wir selbst können die Ausbildung übernehmen. Das mag manchmal eine Herausforderung sein – nehmen wir sie nicht an, werden wir letzten Endes vor einer viel größeren Challenge stehen.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Gastkommentar, für den der jeweilige Autor verantwortlich ist; die Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und Herausgeber wieder.