Aut idem – Gleich oder nicht gleich
Eine alte Diskussion ist wieder entbrannt: Ärzte- und Apothekerkammer streiten erneut über die Aut-idem-Regelung – zuletzt anlässlich der Lieferengpässe bei einigen Medikamenten.
Bereits seit 1994 sorgt die so genannte „Aut-idem“-Regelung für Apotheker für Zündstoff zwischen Ärzte- und Apothekerkammer. Während sich die Standesvertretung der Apotheker erst kürzlich im Ö1-Morgenjournal erneut dafür ausgesprochen hatte, wirkstoffgleiche Medikamente austauschen zu dürfen, ortet Ärztekammer-Präsident Dr. Thomas Szekeres hinter diesem Plan lediglich pekuniäre Interessen: „Lagerhaltungen sind mit Kosten verbunden und Apotheker ersparen sich viel Geld, wenn sie nicht mehr alle Arzneimittel lagernd haben, sondern eben nur mehr einzelne Generika.”
Apothekerkammerpräsidentin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr sowie Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger argumentieren indes mit den seit Monaten bestehenden Lieferengpässen bei vielen Medikamenten. Zwar habe die Befürwortung für Aut idem bei den Apothekern ursprünglich mit den Lagerproblemen begonnen, die Lieferengpässe der vergangenen Jahre würden die Argumentation aber noch zusätzlich untermauern. Außerdem hätten die Apotheken vor allem seit dem Auftauchen zahlreicher Generika-Hersteller nicht mehr alle verschiedenen Präparate eines Medikaments vorrätig, was ohnehin zu einer „kalten“ Aut idem Praxis führen würde.
Laut Österreichischer Ärztekammer wiederum seien niedergelassene Ärzte ohnehin zu einer ökonomischen Verschreibweise angehalten. „Und wenn sie ein (teureres) Originalpräparat verschreiben, geschehe dies nicht ohne medizinischen Grund“, hieß es in einer Aussendung. Außerdem würde ein kurzer Anruf des Apothekers beim verschreibenden Arzt ausreichen, um im Falle nicht verfügbarer Präparate rasch eine medizinisch vertretbare Lösung zu finden, so Szekeres.
Generikaverband gegen Aut idem
Auch der Österreichische Generikaverband (OeGV) schaltete sich in die Diskussion ein. Obwohl nachweislich mit ihren Originalpräparaten austauschbar, habe sich der OeGV immer gegen eine Wirkstoffverordnung oder Aut-idem-Regelung ausgesprochen. Oftmalige Umstellung auf ein anderes Handelspräparat mit dem gleichen Wirkstoff führe zu Verunsicherung der Patienten und zu Fehl- oder Mehrfacheinnahmen. „Die Therapietreue und der Therapieerfolg leiden darunter und die daraus erwachsenen zusätzlichen Kosten sind höher als die Einsparungen“, betonte Dr. Wolfgang Andiel, Präsident des OeGV.
„Unterstützung für Apotheken reicht aus“
Währenddessen scheint sich ein Schlagabtausch zwischen Ärzten und Apothekern anzubahnen. So meldete sich der Präsident der Ärztekammer für Tirol, Dr. Artur Wechselberger, zu Wort. Geht es nach ihm, wird den Apotheken hierzulande bereits genügend Unterstützung eingeräumt, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Neben dem Vertriebsmonopol, besteht in Österreich für Apotheken auch noch ein Gebietsschutz. Reiche das nicht, so Wechselberger, „erscheint es geradezu paradox, die Privilegien der Apotheken zu stärken und sie mit der Auswahl von Alternativmedikamenten zu betrauen“. Er kritisiert außerdem, dass die Demontage der Hausapotheken einen zusätzlichen Beitrag zur Gefährdung der Medikamentenversorgung geleistet hat. „Leider hat die Bundespolitik diese wohnortnahe und patientenfreundliche Versorgungsform zu wenig unterstützt. Die derzeitige Misere zeigt klar, dass ein Ausbau der hausärztlichen Versorgung in Kombination mit einer ärztlichen Hausapotheke eine probate Möglichkeit zur Sicherung der Medikamentenversorgung darstellt.“
Dann eben wieder mehr Hausapotheken
In diese Kerbe schlägt auch MR Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. „Eine Ausweitung der Hausapotheken wird schlagartig die patientennahe Versorgung und das Patientenservice verbessern“, gab er in einer Presseaussendung bekannt. Gleichzeitig würde dies eine Erleichterung für die „anscheinend überlasteten“ Apotheken bedeuten. Geht es nach ihm, würden mehr Hausapotheken mehr „One-Stop-Shops“ für die Patientinnen und Patienten bedeuten und so gerade für Menschen mit eingeschränkter Mobilität eine große Entlastung bringen. Weiters könnten Hausapotheken dafür sorgen, dass wieder vermehrt potenzielle Wahlärzte doch in den Kassenbereich gehen könnten.
Quelle
APA/RED
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