20. Dez. 2023Weil sie uns guttun

Rituale in der Weihnachtszeit

Im besten Fall sind gemeinsames Singen, Essen und Feiern Balsam für die Seele und schweißen Familien wie Arbeitsteams zusammen.

Medical stethoscope wearing hat with gift box in Santa Claus red bag. Christmas and New Year concept. Creative medical winter greeting card. Top view, flat lay, copy space
Elena/AdobeStock

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit und zum bevorstehenden Jahreswechsel hören wir die gleichen Fragen: „Kommst du zur Weihnachtsfeier?“, „Wie feiert ihr eigentlich Weihnachten daheim?“ oder „Was machst du zu Silvester?“ Die meisten haben da ihren fixen Ablauf: Am Arbeitsplatz ist es meist eine Ansprache von Vorgesetzten, vielleicht ein launiger Beitrag eines kreativen Mitarbeiters und das anschließende gemeinsame Essen. Dabei dürfen wir uns auch einmal zuprosten und hoffentlich mit Zufriedenheit auf das in diesem Jahr Geleistete Zurückblicken.

Warum aber laufen Feste in verschiedenen Kulturen immer nach dem gleichen Schema ab, meist in Form mehr oder minder gleich ablaufender Ritualen? „Rituale begleiten Übergänge im Leben“, heißt es in einem Video-Beitrag des Museums für Kommunikation in Bern, das sich 2013/14 in einer Ausstellung Ritualen als „Reiseführer zum Leben“ widmete. Guter Grund also, nicht nur Hochzeiten, Taufen oder Geburtstagsfeiern, sondern auch das gemeinsame Weihnachtsfest zum Ritual zu machen. Rituale kennen wir auch gut aus dem Sport, wenn sich Athletinnen und Athleten nach einem stets gleichen Verhaltensmuster auf ihre Wettkämpfe vorbereiten. Rituale dürfen aber nicht mit Aberglauben oder gar Zwangshandlungen verwechselt werden: Der grundlegende Unterschied besteht darin, dass wir selbst Ritualen Sinn und symbolische Bedeutung geben. Wir verknüpfen Rituale mit guten Gedanken, stellen aber keine sinnbefreiten Wenn-Dann-Verbindungen her, so wie es beim Aberglauben der Fall ist, denn schließlich haben schwarze Katzen nichts mit unserem Verhalten zu tun.

Die richtige Einstellung

Entscheidend dafür, ob echte Rituale im Sinne der geplanten Absicht wirken, ist unsere Einstellung dazu. Dies sollten wir besonders dann beachten, wenn wir vielleicht eine interkulturelle Weihnachtsfeier planen, in der verschiedene Rituale aufeinandertreffen. Fremdes schon von vornherein als Nonsens abzutun, zerstört mit Sicherheit die Wirkung.

Achten Sie gerade in Gesundheitseinrichtungen auch darauf, dass Patientinnen und Patienten, die über Weihnachten im Spital bleiben müssen, oder Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen die Möglichkeit haben, ihre gewohnten Rituale wenigstens im Kleinen zu erleben. Weihnachten sollte zumindest im privaten Rahmen aber auch einmal die Chance bieten, vielleicht ein neues Ritual auszuprobieren. Rituale unterliegen der Veränderung und wir lernen sie voneinander.

Gemeinsames Singen wirkt stressmindernd

Fest steht jedenfalls, dass gemeinsames Singen bei einer Feier Stressminderung bewirkt, genauso wie geistige Aktivierung und noch mehr: Laien-Singen unterstützt Gefühle sozialer Verbundenheit, es bietet Erfahrungen von Spiritualität und tiefem seelischem Erleben.*

Guter Grund also, bei „Leise rieselt der Schnee“ oder „Stille Nacht“ die eigene Stimme mit anderen im Chor erklingen zu lassen – es tut der Wirkung keinen Abbruch, wenn Sie nicht die richtigen Töne treffen!

Das Austauschen von Geschenken ist ohnehin ein jahrtausendealtes Ritual, das Frieden signalisiert. Ebenso fördern gemeinsame Mahlzeiten das Gefühl der Zusammengehörigkeit in einer Familie ebenso wie in einem Team; im Alltag lassen sie sich ohnehin kaum mehr regelmäßig einrichten, abgesehen von Geburtstagsfesten oder mancherorts noch üblichen Sonntagsessen.

Nutzen Sie jetzt auch Rituale wie ein gemeinsames Gesellschaftsspiel oder den gemeinsamen Spaziergang nach dem Essen. Letzteres darf einmal schon mal üppiger ausfallen.

In diesem Sinne: Ein frohes Fest mit wunderbaren Ritualen!