7. Feb. 2024Nationaler Aktionsplan Impfen 2024

ÖVIH will Impfsituation in Österreich verbessern

Trotz guter Voraussetzungen wie Impfplan, kostenloses Kinderimpfkonzept und öffentliche Impfprogramme sind die Durchimpfungsraten in Österreich in vielen Impfindikationen nach wie vor niedrig. Um dies zu ändern, unterbreitet der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) in seinem „Nationalen Aktionsplan Impfen 2024“ Forderungen und Vorschläge an Gesundheitspolitik, Sozialversicherungen und Institutionen des Gesundheitswesens.

Eine Flasche mit Impfstoff und Spritze vor blauem Hintergrund. Nahaufnahme. Medizin-, Wissenschafts- und Gesundheitskonzept
Aleksej/AdobeStock

„Als Erstes müssen gesundheitspolitische Impfziele für Österreich definiert werden“, erklärte Mag. Renee Gallo-Daniel, Präsidentin des ÖVIH, bei einem Pressegespräch zum Thema Impfen. Auf Basis dieser Grundlage müssten dann Impfstrategien und -indikationen festgelegt werden, um die Durchimpfungsraten zu erhöhen, niederschwellige Impfangebote zu ermöglichen und eine ausreichende Impfstoffversorgung zu sichern. In Österreich gibt ein Commitment zu den Eradikationszielen der WHO (HPV, Hepatitis B, Masern) und zum WHO/ECDC-Impfziel der Eindämmung von Influenza. Aber es bestehen auch nationale Impfziele, die entweder auf der epidemiologischen Situation (Pneumokokken, Meningokokken, FSME) oder auf der Krankheitslast (RSV, Herpes zoster) basieren.

Durchimpfungsraten zu niedrig

„Die Durchimpfungsraten lassen hierzulande noch zu wünschen übrig“, konstatierte Dr. Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖHIV. So wird beispielsweise bei Influenza eine Durchimpfungsrate von 75% der Personen über 65 Jahren angestrebt. Tatsächlich waren es in Österreich im Jahr 2021 aber nur 18,3%. Es besteht also ein sehr großer Aufholbedarf. Bei Masern sollte die Rate zur Erreichung eines Herdenschutzes 95% in 2 Dosen betragen, was jedoch nur in der Altersgruppe der 10- bis 18-Jährigen erreicht wird. 90% der bis 15-jährigen Mädchen sollten gegen HPV geimpft sein, es sind aber nur 53%, obwohl diese Impfung bis zum 21. Lebensjahr seit einem Jahr kostenlos verfügbar ist. „Wir hinken bei vielen Impfungen noch hinterher!“, bedauerte Jandl.

Impfungen für Erwachsene ausbauen

Aufgrund des im Alter schwächer werdenden Immunsystems und der damit höheren Infektionsanfälligkeit sollten gerade ältere Personen mehr Impfungen erhalten. Die Impfungen gegen COVID, Influenza und Masern-Mumps-Röteln (MMR) sind für alle Altersgruppen ausgerollt, was aber vielen Menschen, gerade was MMR betrifft, nicht bekannt ist. Die öffentlichen Impfprogramme für Erwachsene müssten daher weiter ausgebaut werden, empfahl der ÖVIH-Generalsekretär. Gallo-Daniel forderte „einen transparenten, klaren daten- und faktenbasierten Prozess“, warum bestimmte Impfungen ins Impfprogramm kommen und andere nicht.

Aufklärungskampagnen zu Impfungen durchführen

Ganz wesentlich dafür, dass Impfungen auch tatsächlich in Anspruch genommen werden, sind Aufklärungskampagnen. Diese sollten Gallo-Daniel zufolge zielgruppenspezifisch sein, lange andauern und jährlich wiederholt werden, um auch erfolgreich zu sein. Besonders gut ist das bei der FSME-Impfung (Durchimpfungsrate von 85%) gelungen. Auch bei der Pneumokokken-Impfung konnte man durch wirksame Kampagnen mit einer Durchimpfungsrate von 20% einen beachtlichen Wert erzielen, wenn man bedenkt, dass diese Impfung privat zu bezahlen ist. Die Impfstoffhersteller könnten hier ihr Wissen zur Verfügung stellen und in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand in Form von Private Public Partnerships Kampagnen initiieren und durchführen, so Gallo-Daniel.

Impfstoffhersteller einbinden

Der Verband der Impfstoffhersteller wünscht sich generell mehr Einbindung vonseiten der Gesundheitspolitik. Impfstoffherstellung ist ein langfristiger und komplexer Prozess, der bis zu 2 Jahre in Anspruch nehmen kann. Um ein breites und flächendeckendes Impfkonzept zu etablieren, braucht es ausreichende Impfstoffmengen und ein diversifiziertes Impfstoff-Portfolio (mehr als ein Impfstoff pro Indikation). Um dies auch umsetzen zu können, müsse es einen rechtzeitigen Austausch zwischen der Impfstoff-herstellenden Industrie und den Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen geben, betonte Jandl. Gallo-Daniel wies auch auf mögliche Lieferengpässe und -ausfälle hin, die eine Gefahr für die optimale Versorgung mit Impfstoffen darstellen können. Die Produktionskapazitäten seien limitiert und mitunter gebe es nur einen Anbieter pro Impfstoff. Bei neuen Impfempfehlungen oder -programmen sowie neuen Epidemien könne es daher infolge von vermehrtem Impfstoffbedarf rasch zu einer Unterversorgung kommen. Umso wichtiger sei daher eine enge Abstimmung zwischen den Impfstoffherstellern und der Gesundheitspolitik.

Die 6 Forderungen im „Aktionsplan Impfen 2024“ des ÖVIH

  1. Definition gesundheitspolitischer Ziele für impfpräventable Erkrankungen
  2. Schaffung eines Impfkonzeptes für alle Altersgruppen
  3. Verbesserter Zugang zu kostenfreien Impfungen für Kinder und Jugendliche
  4. E-Impfpass: Bundeseinheitliche Datenerhebung und -auswertung sowie Analyse der finanziellen Einsparungen durch Impfungen
  5. Frühzeitige Einbeziehung der Impfstoff-herstellenden Unternehmen in die Bedarfsplanung
  6. Aufklärungskampagnen unterstützt durch die öffentliche Hand/Public Private Partnerships

Quelle: Pressegespräch des ÖVIH „Wie wir das Impfen besser machen können“, Wien, 1.2.2024