Mehr Aufmerksamkeit für die chronische Rhinosinusitis
Oft dauert es viel zu lange, bis eine chronische Rhinosinusitis mit Polypen diagnostiziert wird. Das Krankheitsbild ist so manchen Ärztinnen und Ärzten noch unbekannt. Das muss sich ändern.
Patientinnen und Patienten mit chronischer Rhinosinusitis mit Nasenpolypen leben oft jahrelang mit ihrer dauerlaufenden Nase, ohne die korrekte Diagnose und eine angemessene Therapie zu erhalten. Prof. Dr. Wytske Fokkens von den Universitätskliniken Amsterdam sieht daher dringenden Handlungsbedarf, um die Krankheit mehr ins Bewusstsein zu rücken. Das gilt sowohl für Ärztinnen und Ärzte als auch für die Kranken, die meist über lange Zeit nur Hilfe in der Apotheke suchen. Schlagen Sie Alarm, forderte die Referentin ihre Zuhörer auf.
Unter einer chronischen Rhinosinusitis (CRS) leiden in Europa etwa 10% aller Menschen, mit Polypen vergesellschaftet (CRSwNP) findet sie sich bei etwa 2,4%. Man unterscheidet die primäre von der sekundären CRS. Letztere kann sich z.B. bei Zahnproblemen, im Rahmen einer Mukoviszidose oder des Churg-Strauss-Syndroms entwickeln.
Mit Blick auf die Polypen hat deren Ausbreitung große Bedeutung: Lokale Wucherungen gehören in der Regel in die Hand eines Chirurgen. Diffus verteilte Polypen werden eher konservativ behandelt, massiver Befall erfordert einen multimodalen Ansatz. An erster Stelle stehen nasale Steroide, als Biologika kommen Dupilumab, Mepolizumab und Omalizumab infrage.
Welches Biologikum wann geeignet ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es fehlt an Daten, vor allem an vergleichenden Studien. In einem Konsensuspapier haben Expertinnen und Experten folgende Indikationen für Patientinnen und Patienten mit bilateralen Polypen definiert:
- Nachweis einer Typ-2-Entzündung
- Notwendigkeit der systemischen Steroidtherapie (2 oder mehr Zyklen im vergangenen Jahr)
- signifikant eingeschränkte Lebensqualität
- signifikanter Verlust des Geruchssinns
- komorbides Asthma
Wurde bereits operiert, reichen 3 Kriterien für eine Biologikaverordnung aus, ohne die OP müssen 4 erfüllt sein. Eine Hoffnung von Fokkens ist, die CRS bis zum Jahr 2050 heilen zu können. Das erfordere aber mehr Aufmerksamkeit bei der Versorgung sowie mehr Forschung, z.B. zur Pathogenese der nicht-Th2-abhängigen Formen der Entzündung.