ÖGR: Irreversible Veränderungen bei axialer Spondyloarthritis verhindern
Neben medikamentösen Maßnahmen spielen bei der axialen Spondyloarthritis (axSpA) nach wie vor physikalische Therapien und Bewegungstherapie eine wichtige Rolle. Entscheidend ist dabei nicht zuletzt die frühe Intervention, denn die Bewegungseinschränkungen sind reversibel, solange ihnen noch kein knöchernes Substrat entspricht.
Die axiale Spondyloarthritis (axSpA) ist eine immunmediierte, entzündliche Erkrankung, die durch Enthesitis, Ostitis bzw. Osteomyelitis und Arthritis auffällt. Die Zytokine TNF-alpha und Interleukin 17 sind als Mediatoren der Entzündung nachweisbar, es kommt sowohl zu Knochenerosionen als auch zu Knochenproliferationen. Im zeitlichen Verlauf manifestiert sich die Entzündung zunächst destruktiv und schwenkt dann in einen proliferativen Verlauf um. Die Erkrankung beginnt typischerweise als nicht-radiologische axSpA mit entzündlichem Rückenschmerz und aktiver Sakroiliitis im MRT. Bei weiterer Entwicklung zu radiologischer axSpA wird zunächst die Sakroiliitis auch im Röntgen erkennbar und schließlich treten Syndesmophyten, Knochenneubildungen, die den Außenrand der Zwischenwirbelscheiben umbauen und so die Beweglichkeit der Wirbelkörper zueinander einschränken, in Erscheinung. Univ.-Prof. Dr. Josef Hermann von der Klinischen Abteilung für Immunologie an der Medizinischen Universitätsklinik Graz weist auf die Besonderheiten des Leitsymptoms entzündlicher Rückenschmerz hin. Dieser tritt mit schleichendem Beginn vor dem 40. Lebensjahr als Nachtschmerz mit Besserung beim Aufstehen auf. Bewegung verschafft Erleichterung, in Ruhe tritt keine Besserung ein. Allerdings besteht typischerweise für mehr als 30 Minuten Morgensteifigkeit.
Bewegungseinschränkung schon früh im Krankheitsverlauf
Hermann betont auch, dass die für die axSpA typischen Bewegungseinschränkungen keineswegs nur bei fortgeschrittener Erkrankung bestehen, sondern bereits früh im Verlauf auftreten. Allerdings handelt es sich zum frühen Zeitpunkt noch nicht um knöcherne Veränderungen, sodass rechtzeitige Interventionen guten Erfolg versprechen. Der Entwicklung von Schaden sollte also gegengesteuert werden, wozu Betroffene selbst beitragen können. So halten die gemeinsamen Empfehlungen von ASAS und EULAR fest, dass Patientinnen und Patienten über die Erkrankung informiert und angehalten werden sollen, regelmäßige Bewegung zu machen. Physiotherapie sollte in Betracht gezogen werden.1 Hermann spricht – mit starken individuellen Schwankungen – von einem mehrjährigen Zeitfenster, in dem die Veränderungen korrigiert werden können, bevor sie ein knöchernes Substrat entwickeln.
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