Vulva-Beschwerden von Kräutern und Gewürzen
Patientinnen mit chronischen Vulva-Beschwerden leiden oft an einer allergischen Kontaktdermatitis. Dass nicht nur topisch angewendete Kosmetika und Arzneimittel für Vulva-Beschwerden sorgen können, sondern auch Kräuter und Gewürze, zeigt eine aktuelle Arbeit.

Die retrospektive Kohortenstudie aus den Niederlanden nahm die allergische Kontaktdermatitis (ACD) als Ursache für chronische Vulva-Beschwerden unter die Lupe. Ziel war es, die Häufigkeit und klinische Relevanz von Sensibilisierungen gegenüber Allergenen der European Baseline Series (EBS) sowie einer ergänzenden Gewürz- und Kräuterserie bei Patientinnen mit chronischen Vulva-Beschwerden zu bestimmen. Die EBS besteht aus Haptenen, die besonders häufig Kontaktallergien auslösen.
Die Forschenden erfassten 67 Frauen mit langanhaltenden Vulva-Beschwerden, die sich zwischen 2015 und 2024 am Amsterdam University Medical Centre einem Patch-Test (EBS und ergänzende Gewürz- und Kräuterserie) unterzogen hatten. Ausgeschlossen wurden Fälle mit primär infektiöser Genese.
Verzögerung bei Diagnose
Die Patientinnen waren im Durchschnitt 47 Jahre alt, fast die Hälfte wies eine atopische Disposition auf. Die Dauer der Beschwerden betrug im Median drei Jahre, was darauf hinweist, dass die Diagnose mit deutlicher Verzögerung gestellt wird.
Insgesamt zeigten 86,6% der Patientinnen mindestens eine positive Reaktion (37,9% davon klinisch relevant). Bei 65,7 % der Patientinnen lagen Reaktionen auf mehr als ein Allergen vor.
- Metalle waren zwar die am häufigsten nachgewiesenen Allergene (50,8%), jedoch fast immer ohne Bezug zu vulvären Beschwerden.
- Kräuter und Gewürze führten bei 43,3% zu positiven Reaktionen. Dabei bestand ein klarer Zusammenhang bei Gewürzen. Paprika war das am häufigsten auftretende Allergen, gefolgt von Salbei, Muskat und Curry.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass nicht nur topische Expositionen, sondern auch systemisch aufgenommene Substanzen zur Symptomatik bei chronischen vulvären Beschwerden beitragen können. Interessant ist auch, dass 86,2% der auf Kräuter und Gewürze reagierenden Patientinnen mit Vulva-Beschwerden gleichzeitig auf eine Substanz der EBS reagierten.
- Duftstoffe verursachten bei 37,3% der Patientinnen Reaktionen.
- Konservierungsmittel waren bei rund 30% positiv.
- Auch z.B. Tenside, Wollwachsalkohole oder Antibiotika erwiesen sich als klinisch irrelevant.
Eine statistisch signifikante Assoziation bestand ausschließlich zwischen positiven Reaktionen auf Kräuter/Gewürze und dem Fragrance Mix I aus der EBS: eine Mischung aus acht chemischen Duftstoffen, die als Allergen bekannt und in Kosmetika und anderen Produkten enthalten sind.
Die hohe Rate positiver und klinisch relevanter Reaktionen unterstreicht den diagnostischen Wert des Patch-Tests bei vulvären Beschwerden. Die Befunde legen nahe, dass eine Testung mit einer erweiterten Serie sinnvoll sein kann, vor allem bei Patientinnen mit zusätzlichen extragenitalen Symptomen (z.B. Kontaktekzem).
Die Ergebnisse stützen auch frühere Hinweise auf Kreuzreaktivitäten zwischen Duftstoffen und Inhaltsstoffen von Kräutern und Gewürzen. Da negative Markerreaktionen eine Sensibilisierung nicht ausschließen, ist eine umfassende Teststrategie notwendig.
