Weniger Ozon täte Kleinkind-Lungen gut!
Ist eine frühe Ozonbelastung bei Kindern im Alter zwischen 0 und 2 Jahren mit einem erhöhten Risiko für Asthma und „Wheezing“ verbunden? Die Antwort lautet ja, aber nur bei Vorschulkindern, nicht bei älteren Kids.

Die Rolle von Feinstaub (Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern; PM2,5) und Stickstoffdioxid (NO2) ist bei der Entstehung kindlichen Asthmas gut belegt. Die langfristigen Effekte von Ozon (O3) sind hingegen weniger klar.
Logan C. Dearborn und Team von der University of Washington untersuchten daher in einer multizentrischen Kohortenstudie1 den Zusammenhang zwischen frühkindlicher Ozonbelastung und dem Auftreten von Asthma und Giemen (Wheezing). Die Forschenden wählten bewusst Regionen mit niedriger durchschnittlicher Ozonbelastung, um herauszufinden, ob selbst geringe Ozon-Werte Auswirkungen auf die Lungengesundheit von Kindern haben.
Die Analyse stützte sich auf Daten des prospektiven ECHO-PATHWAYS-Konsortiums, einem Forschungsprojekt des National Institute of Health, das den Einfluss von Umweltfaktoren und sozialen Faktoren auf die Entwicklung von Kindern untersucht. Analysiert wurden die gepoolten Daten von 1.188 Kindern mit termingerechter Geburt aus sechs Städten. Voraussetzungen für die Teilnahme waren vollständige Wohnadressdaten für die ersten zwei Lebensjahre und Angaben zu aktuellen Atemwegserkrankungen (Asthma und Wheezing) im Alter von 4 – 6 und 8 – 9 Jahren, erfasst durch Elternbefragungen nach international etablierten Kriterien.
Wirkung von Ozon alleine und in Schadstoffgemischen
Die Ozonbelastung wurde mithilfe eines validierten spatio-temporalen Modells anhand der Wohnorte berechnet. Zusätzlich wurden Belastungen durch NO2 und PM2,5 berücksichtigt, um auch Belastungen durch Schadstoffgemische zu erfassen.
Im Alter von 4 – 6 Jahren litten 12,3 % der Kinder an Asthma und 15,8 % an Giemen. Die mittlere Ozonbelastung in den ersten beiden Lebensjahren betrug 26,1 ppb (parts per billion), was einem relativ niedrigen Wert im Vergleich zu stark belasteten Regionen entspricht. Dennoch zeigte sich nach Bereinigung weiterer Einflussfaktoren (Geschlecht, Bildungsstatus der Eltern, Exposition gegenüber Passivrauchen, Stilldauer, Haltung von Haustieren usw): Mit jedem Anstieg der Ozonbelastung um 2 ppb stieg im Alter 4 – 6 Jahren die Wahrscheinlichkeit für „aktuelles Asthma“ um 31 % und für „aktuelles Giemen“ um 30 %.
Die Forschenden analysierten auch, wie sich die Exposition gegenüber einer Mischung aus drei häufigen Luftschadstoffen – Ozon, Stickstoffdioxid und Feinstaub – auf Asthmaerkrankungen auswirkte. In dieser Analyse stach Ozon besonders hervor: Auch innerhalb des Schadstoffgemisches stieg das Risiko für Asthma und Giemen mit dem Ausmaß der Ozonbelastung.
Langfristige Effekte von Ozonbelastung weiter unklar
Bei den Kindern zwischen 8 und 9 Jahren war kein signifikanter Zusammenhang der Ozonbelastung in den ersten beiden Lebensjahren mit dem Auftreten von Asthma mehr zu erkennen.
Diesen Umstand bezeichnete Erstautor Dearborn in einer Presseaussendung2 der University of Washington als „rätselhaft“. Mögliche Erklärungen seien die sich mit zunehmendem Alter verändernde Natur von Asthma, bei gleichzeitigem Wachstum der Kinderlungen.
Jedenfalls zeigt die Studie, dass Ozonbelastung in den ersten beiden Lebensjahren das Risiko für Asthma und Giemen im Vorschulalter erhöht, insbesondere im Zusammenspiel mit anderen Luftschadstoffen. Für das Grundschulalter ließ sich dieser Zusammenhang nicht bestätigen. Langfristige Effekte einer Ozonbelastung sind also weniger klar.
Die Autorinnen und Autoren weisen aber auch auf Einschränkungen der Studie hin: Die Belastungen wurden modelliert, nicht individuell gemessen, und die Angaben zu Asthma basierten auf Elternberichten. Auch mögliche andere Einflussfaktoren, etwa häusliche Innenraumbelastungen, konnten nicht vollständig ausgeschlossen werden.
Weitere Untersuchungen seien notwendig, um herauszufinden, warum das erhöhte Asthmarisiko im Zusammenhang mit Ozon im Alter von 8 – 9 Jahren nicht erkennbar ist und ob es später in der Kindheit wieder zunimmt.