15. Sep. 2025iPad statt Augenpflaster?

Gaming als Therapie bei Amblyopie

Amblyopie, eine Sehstörung bei Kindern, entsteht, wenn das Gehirn die Signale eines Auges unterdrückt. Bisher galt das Abkleben des gesunden Auges als Standardtherapie. Neue Ansätze wie spezielle iPad-Spiele bieten jedoch eine vielversprechende, weniger belastende Alternative. Eine klinische Studie verglich beide Methoden.

Ein Computerspiel erzielte bei der Amblyopie-Behandlung bessere Ergebnisse als das Abkleben des gesunden Auges.
Maxim Kukurund/stock.adobe.com

Amblyopie, auch Schwachsichtigkeit genannt, ist die häufigste Ursache für einseitige Sehschwäche bei Kindern. Die klassische Therapie, das Abkleben des gesunden Auges (Okklusion), soll das schwache Auge zur Mitarbeit zwingen.

So verbessert sich die Sehschärfe bei bis zu 90% der betroffenen Kinder. Dennoch erreichen 15–50% der kleinen Patienten trotz langer Behandlung keine normale Sehschärfe.

iPad-Spiel fördert beidäugiges Sehen

Amblyopie kann durch kindliche Augenerkrankungen wie Strabismus (Schielen) oder Anisometrie (unterschiedliche Brechkraft der Augen) entstehen. Neue Therapieformen setzen auf binokuläre Ansätze, um das Sehen mit beiden Augen zu trainieren.

Eine randomisierte klinische Studie unter Leitung von Krista R. Kelly­ von der Retina Foundation of the Southwest in Dallas, USA, verglich die Wirksamkeit eines iPad-Abenteuer-Spiels ("Dig Rush") mit der traditionellen Okklusionstherapie.

Die Forscher untersuchten 28 Kinder im Alter von 4,6 bis 9,5 Jahren mit Amblyopie. Sie teilten jeweils 14 Kinder der Behandlung mit einem binokulären Spiel, das täglich für eine Stunde an fünf Tagen die Woche gespielt werden sollte, oder der Okklusionsbehandlung zu.

Das Abkleben erfolgte täglich für zwei Stunden über zwei Wochen. Endpunkte waren die Veränderung der Sehschärfe des schwachen Auges nach zwei Wochen und die Veränderung der Stereosehschärfe und der Suppression nach vier Wochen.

Das Besondere an der binokularen iPad-Spieltherapie ist der innovative Ansatz, die visuelle Wahrnehmung beider Augen gleichzeitig zu fördern. Beim Spielen trugen die Kinder rot-grüne Anaglyphenbrillen, die die Bildelemente für jedes Auge trennen. Während das amblyope Auge kontrastreiche rote Elemente sieht, nimmt das gesunde Auge kontrastarme blaue Elemente wahr.

Hintergrundelemente sind für beide Augen sichtbar. Um erfolgreich zu spielen, müssen beide Augen ihre jeweiligen Spielkomponenten sehen. Der Kontrast des gesunden Auges beginnt bei 20% und erhöht sich mit dem Spielfortschritt, wodurch das amblyope Auge stärker gefordert wird. So wird die visuelle Zusammenarbeit beider Augen angeregt, was dazu beitragen kann, die Amblyopie zu überwinden.

Nach zwei Wochen war das iPad in Führung

Sowohl das binokulare Spiel als auch die Pflastertherapie verbesserten nach zwei Wochen die Sehschärfe und reduzierten die Suppressionstiefe. Die Gruppe mit dem iPad-Spiel zeigte eine durchschnittliche Verbesserung der Sehschärfe um 1,5 Linien, während die Patching-Gruppe eine Verbesserung von 0,7 Linien erreichte. Dieser Unterschied war statistisch signifikant.

Die Kinder aus der Pflaster-Gruppe wechselten anschließend für weitere zwei Wochen in die Spiel-Gruppe, sodass alle Teilnehmer das Spiel für zusätzliche zwei Wochen nutzten.

Am Studienende nach vier Wochen wiesen beide Gruppen ähnliche Verbesserungen der Sehschärfe auf. Die Kinder aus der Pflaster-Gruppe holten den Fortschritt der Gaming-Gruppe wieder auf.

Daten zum langfristigen Effekt stehen noch aus

Die Studie zeigt, dass ein spielerischer, binokularer Therapieansatz nicht nur wirksam ist, sondern auch schneller zum Erfolg führen kann als die klassische Pflasterbehandlung, so die Autoren.

Das binokuläre iPad-Spiel erzielte nach zwei Wochen bessere Ergebnisse als das Abkleben des gesunden Auges. Dies könnte die Therapie angenehmer und kindgerechter gestalten. Eine langfristige Überlegenheit gegenüber dem Patching ist jedoch noch nicht bewiesen. Weitere Studien sind nötig.

Die Studie belegt, dass ein spielerischer, binokularer Therapieansatz nicht nur wirksam ist, sondern auch schneller zum Erfolg führen kann als die klassische Pflasterbehandlung, so die Autoren. Das binokuläre iPad-Spiel erzielte nach zwei Wochen bessere Ergebnisse als das Abkleben des gesunden Auges. Dies könnte die Therapie angenehmer und kindgerechter gestalten. Eine langfristige Überlegenheit gegenüber dem Patching ist jedoch noch nicht bewiesen. Weitere Studien sind nötig.