Haut und Nägel bei EGFR-gerichteten Therapien schützen
EGFR-gerichtete Regime gehen oft mit Toxizitäten bei Haut und Nägeln einher. Das frühe Management der dermatologischen Nebenwirkungen könne Erkrankten dabei wahrscheinlich helfen, länger von der Therapie zu profitieren.

In der prospektiven COCOON-Studie testeten Forschende, ob eine Prophylaxe mit „breit verfügbaren und einfach anwendbaren Mitteln“ dermatologische Toxizitäten bei Patientinnen und Patienten verhindern kann, die in der Erstlinie die gegen den epidermalen Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR) gerichteten Wirkstoffe Amivantamab/Lazertinib erhalten (1).
Die Teilnehmenden wurden wegen eines lokal fortgeschrittenen oder metastasierten NSCLC mit klassischer EGFR-Mutation mit der Kombination behandelt.
Gezielte EGFR-Therapie: Proaktive Haut-Versorgung halbiert dermatologische Toxizitäten
Die dermatologische Prophylaxe in der Prüfpopulation umfasste:
- Doxycyclin oder Minocyclin 100 mg 2 x täglich (Woche 1–12); ab Woche 13 1 % topisches Clindamycin täglich auf die Kopfhaut
- 4 % Chlorhexidin auf Finger- und Zehennägel (täglich für ein Jahr)
- Ceramidbasierte feuchtigkeitsspendende Hautlotion (mindestens täglich für ein Jahr)
Kontrollpersonen erhielten die am Behandlungsort übliche Standardversorgung (SoC). „Diese beschränkte sich oft auf reaktive Maßnahmen wie topische Steroide oder systemische Antibiotika“, erinnerte der Referent.
Bereits in der ersten geplanten Interimsanalyse erreichte die Studie ihren primären Endpunkt. Die dermatologische Prophylaxe senkte die Rate an Hauttoxizitäten vom Grad ≥ 2 in den ersten zwölf Wochen nach Therapiebeginn um etwa die Hälfte (38,6 % vs. 76,5 % mit SoC; OR 0,19; p < 0,0001). Gleiches galt für dermatologische Grad-3-Toxizitäten allein (4,3 % vs. 8,8 %). Schädigungen der Kopfhaut und der Anteil derer, die mindestens zwei verschiedene dermatologische Komplikationen ≥ Grad 2 beklagten, nahmen sogar um etwa ein Drittel ab. Das berichtete Studienautor Prof. Dr. Nicolas Girard vom Institut Curie in Paris.
„Dies erlaubt mehr Erkrankten, auf der Therapie zu bleiben“, bilanzierte Prof. Girard. Letztendlich kam es in der Prüfgruppe seltener zu nebenwirkungsbedingten Dosisreduktionen (21 % vs. 31 %) und Therapieabbrüchen (11 % vs. 19 %).
Behandlung bleibt betreuungsintensiv
Prof. Dr. Dr. Julien Mazieres, Universitätsklinikum Toulouse, mahnte in seiner Diskussion, dass die Behandlung mit Amivantamab und Lazertinib trotz aller Fortschritte weiter mit erheblichen Toxizitäten einhergehe und betreuungsintensiv bleibe.2 Er kritisierte an der Analyse, dass genauere Angaben zur Supportivtherapie in der Kontrollgruppe fehlen.
Die verwendete Konzentration von Doxycyclin sei außerdem mit 200 mg doppelt so hoch wie unter anderem in Frankreich empfohlen. Eine Antibiotikagabe über mehr als sechs Wochen berge zudem ein Risiko für Resistenzen. Zuvor ging der Diskutant auch auf die Kombination von Amivantamab, Lazertinib und Bevacizumab ein. Diese wurde in der ETOP-AMAZE-Studie bei Erkrankten mit erworbener Resistenz gegen EGFR-TKI der dritten Generation getestet.
- Girard N et al., European Lung Cancer Congress 2025; Abstract 10MO
- Mazieres J, ELC Congress 2025; Invited Discussant LBA2, 9MO and 10MO