26. Mai 2025Neuer Ansatz für die Entwicklung zielgerichteter Therapien

Den Borrelien ohne Antibiotika an den Kragen?

An Lyme-Borreliose erkranken allein in Österreich 70 000 Menschen pro Jahr. Ein Forschungsteam der MedUni Wien hat bedeutende Fortschritte im Verständnis des Infektionsmechanismus der Borrelien erzielt. Es zeigt sich ein möglicher Weg für die Entwicklung zielgerichteter Therapien, die ohne Antibiotika auskommen.

Gefährliche Zecke sitzt auf einem grünen Blatt und symbolisiert die mögliche Übertragung von Borreliose und versteckte
Foto: wifesun/stock.adobe.com

Das wissenschaftliche Team hat sich im Rahmen der Studie mit dem Restriktions-Modifikations-System (RMS) der Borrelien beschäftigt (1). RMS bezeichnet den Schutzmechanismus der Borrelien, der fremdes Erbgut (DNA) abwehrt. Er gilt als primitives Immunsystem dieser Erreger. «Ziel war es, das RMS von Borrelia afzelii und Borrelia garinii – den Haupterregern der Lyme-Borreliose in Europa – zu charakterisieren. Wir wollten verstehen, welche Rolle es für das Überleben der Bakterien während der Infektion des Wirts spielt.», erklärt Studienleiter Ing. Michiel Wijnveld den Hintergrund.

Um das RMS genauer zu untersuchen, nutzten die Forscher eine innovative Methode, bei der sie die DNA der Borrelien veränderten und analysierten. Dabei entdeckten sie, dass die Methylierung der DNA eine wichtige Rolle beim Schutz der Bakterien vor fremder DNA spielt. Weitere Experimente zeigten, dass sich die Fähigkeit der Bakterien, neues genetisches Material stabil aufzunehmen, durch einen bestimmten, in der Studie beschriebenen Prozess zur Nachahmung der Borrelien-DNA erheblich verbessern lässt. Damit steht ein Instrument zur Verfügung, mit dem untersucht werden kann, wie sich die Erreger in einem Wirt wie z. B. dem Menschen am Leben erhalten.

Borrelien gezielt mit Phagentherapie bekämpfen

Zudem ergibt sich daraus ein möglicher, bisher unbekannter Ansatz für die Erforschung und Entwicklung neuer Therapien gegen Borreliose, die nicht auf Antibiotika beruhen. Als alternative Behandlungsmethode ziehen die Forscher vor allem die Phagentherapie in Betracht. Dabei setzt man sogenannte Bakteriophagen, also Viren, die Bakterien angreifen, ein, um die Erreger gezielt zu bekämpfen. «Nach weiterer Forschung könnte diese Methode den Weg ebnen, um unsere Abhängigkeit von Antibiotika zu verringern und die Entwicklung von Antibiotikaresistenzen zu verhindern», sagt Ing. Wijnveld.