Gewichtskontrolle als Teil der Brustkrebs-Therapie
Gewichtsmanagement gehört zur Brustkrebsbehandlung. Das zeigen unter anderem die BWEL- und EBCTCG-Studien. Sie verdeutlichen, dass Adipositas und Übergewicht nicht nur Risikofaktoren sind, sondern aktiv in der Therapie angegangen werden müssen.

Gewichtsabnahme im onkologischen Behandlungskonzept verbessert Prognose und Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen erheblich. Das zeigten Studien, die bereits im Vorjahr auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) vorgestellt wurden.
Prof. Dr. Jennifer A. Ligibel aus Boston präsentierte die Breast Cancer Weight Loss (BWEL) Studie vor (1). Sie untersuchte, wie sich eine strukturierte Gewichtsreduktionsintervention (WLI) auf Frauen mit HER2-negativem Brustkrebs im Stadium II-III und einem Body-Mass-Index (BMI) ≥27kg/m² auswirkt.
Gewichtsreduktion verbessert Stoffwechsel- und Entzündungswerte
3.180 Frauen wurden zufällig einer Kontrollgruppe (Gesundheitserziehung, HE) oder einer Interventionsgruppe (WLI + HE) zugeteilt.
Dabei umfasste die Gewichtsreduktionsintervention eine telefonische Gesundheitsberatung, Kalorienreduktion und mehr körperliche Aktivität. Zudem wurden Fasten-Blutproben zu Beginn sowie nach sechs und 24 Monaten entnommen. Zielparameter waren Stoffwechsel- und Entzündungsmarker wie Leptin (-1,8ng/ml), Insulin (-0,8mlU/ml) und C-reaktives Protein (-0,4mg/l).
Die Intervention verbesserte alle untersuchten Biomarker signifikant. Die BWEL-Studie zeigt, dass eine strukturierte Gewichtsreduktionsintervention Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse positiv beeinflusst.
Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Gewichtsmanagement als integralen Bestandteil der Behandlung von Patientinnen mit Brustkrebs und Adipositas, so Dr. Ligibel.
Früher Brustkrebs und Adipositas
Die Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG) untersuchte, wie Übergewicht und Adipositas das Risiko von Fernrezidiven und Sterblichkeit bei Brustkrebs im Frühstadium beeinflussen. Dr. Hongchao Pan aus Oxford präsentierte eine Metaanalyse (2) von 206.904 Frauen aus 147 randomisierten Studien von 1978 bis 2017.
Dabei analysierten die Forscher Daten von Patientinnen mit dokumentiertem BMI (15–50kg/m²) hinsichtlich der Zeit bis zum Fernrezidiv und zur Sterblichkeit.
Die Analyse zeigte eine klare Verbindung zwischen erhöhtem BMI und dem Risiko für Fernrezidive und Sterblichkeit. Die bereinigte Gesamtkennziffer für übergewichtige gegenüber schlanken Frauen betrug 1,07 (95% KI: 1,04–1,10, p<0,0001), und für adipöse gegenüber schlanken Frauen 1,17 (95% KI: 1,14-1,20, p<0,0001).
Patientinnen interdisziplinär betreuen
Die Erkenntnisse der Studien haben laut den Vortragenden weitreichende Folgen für die klinische Praxis. Patientinnen mit Brustkrebs soll man frühzeitig über die Risiken von Übergewicht und Adipositas informieren und in Gewichtsmanagementprogramme integrieren.
Außerdem sollten Onkologen, Ernährungsberaterinnen und Physiotherapeuten gemeinsam individualisierte Behandlungspläne für die Patientinnen entwickeln.
Weitere Studien sollten den Einfluss von Gewichtsmanagement auf langfristige klinische Ergebnisse bei Brustkrebs bewerten, besonders in Kombination mit modernen Therapien wie Immun- oder zielgerichteten Therapien.
- Ligibel AJ et al., Effect of a weight loss intervention (WLI) on metabolic and inflammatory biomarkers in women with obesity and breast cancer: Results from the Breast Cancer Weight Loss (BWEL) Trial (Alliance). SABCS 2024; Abstract SESS-1409
- Pan H et al., Overweight, obesity and prognosis in 206,904 women in the Early Breast Cancer Trialists’ Collaborative Group (EBCTCG) database. SABCS 2024; Abstract SESS-1911.