3. Apr. 2025Cochrane-Analyse

Antidepressiva sind bei generalisierter Angststörung wirksam

Antidepressiva übertreffen Placebos deutlich bei der Behandlung der generalisierten Angststörung (GAD). Eine Analyse von 37 randomisierten Studien mit über 12.000 Teilnehmenden zeigt eine signifikante Reduktion der Angstwerte und eine vergleichbare Akzeptanz im Vergleich zu Placebos.

Ein aktuelles Cochrane-Review untermauert die Evidenz von Antidepressiva bei der generalisierten Angststörung weiter.
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Antidepressiva sind bereits eine anerkannte Therapieoption für GAD. Neue Wirkstoffe und Studiendaten veranlassten die Cochrane Society, eine systematische Bewertung im Vergleich zu Placebo (1) durchzuführen. Diese bestätigt die überlegene Wirksamkeit von Antidepressiva bei GAD und ihre vergleichbare Akzeptanz mit Placebos.

Angst im Alltag

Die generalisierte Angststörung (GAD) betrifft oft alltägliche Ereignisse, die Betroffene als übermäßig besorgniserregend empfinden. Zu den Sorgen gesellen sich oft körperliche Symptome wie Herzrasen, Atemnot und Schwitzen. Tritt diese Angst an den meisten Tagen über mindestens sechs Monate auf und verursacht erheblichen Stress, gilt die Diagnose als gesichert. Die Krankheit ist chronisch, tritt oft mit anderen psychischen Störungen wie Depressionen auf und betrifft Frauen doppelt so häufig wie Männer.(2).

Neben psychotherapeutischen Ansätzen wie der kognitiven Verhaltenstherapie spielen Medikamente eine zentrale Rolle. Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs), gelten als erste Wahl.

Antidepressiva versus Placebo

Der aktuelle Cochrane-Review (1) untersuchte die Wirksamkeit von Antidepressiva bei GAD über den Placeboeffekt hinaus. Dafür wurden 37 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 12.226 Teilnehmenden analysiert. Sie erhielten entweder Antidepressiva oder Placebo. Die meisten Studien fanden in Ländern mit Zugang zu modernen Therapien wie den USA und europäischen Staaten statt.

Eingeschlossen wurden Erwachsene mit moderater bis schwerer GAD als Primärdiagnose, jedoch ohne schwerwiegende körperliche Begleiterkrankungen. Neben der Wirksamkeit wurden auch Akzeptanz, Nebenwirkungen und Abbruchraten analysiert.

Verschiedene Therapieansätze wurden berücksichtigt, psychiatrische Komorbiditäten waren erlaubt. Studien zu Psychotherapien und Teilnehmende mit regelmäßigem Benzodiazepin-Konsum wurden ausgeschlossen, um die Wirkung von Antidepressiva isoliert zu bewerten.

Vorteil gegenüber Placebo

Antidepressiva zeigten eine signifikante Reduktion der Angstwerte, gemessen mit der Hamilton Anxiety Rating Scale (HAM-A).

Die Risk Ratio (RR) von 1,41 (95% Konfidenzintervall (CI) 1,29-1,55) verdeutlicht, dass die Wahrscheinlichkeit einer mindestens 50%igen Symptomreduktion in der Antidepressiva-Gruppe um 41% höher lag als in der Placebo-Gruppe.

Dies basiert auf Daten aus 20 Studien mit 7.267 Teilnehmenden und gilt als Evidenz von hoher Sicherheit. Die Number Needed to Treat (NNT), also die Anzahl der zu behandelnden Patienten, um bei einem von ihnen einen positiven Behandlungseffekt zu erzielen, lag bei 7 (95% CI 5 bis 9).

Akzeptanz und Abbruchraten

Die Akzeptanz der Behandlung, gemessen an der Abbruchrate, unterschied sich nicht signifikant zwischen Antidepressiva und Placebo (RR 1,03; 95% CI 0,93 bis 1,14).

Allerdings brachen in der Antidepressiva-Gruppe weniger Teilnehmende aufgrund mangelnder Wirksamkeit ab (RR 0,41; 95% CI 0,33 bis 0,50; NNTB 27). Die Abbruchrate aufgrund von Nebenwirkungen war jedoch höher (RR 2,18; 95% CI 1,81 bis 2,61), was auf das bekannte Nebenwirkungsprofil hinweist. Dies entspricht einer Number Needed to Harm (NNH) von 17.

Beim Vergleich unterschiedlicher Klassen von Antidepressiva mit Placebo beobachtete man ähnliche Ergebnisse.

Therapeutischer Nutzen eindeutig

Die Ergebnisse zeigen den therapeutischen Nutzen von Antidepressiva im Gegensatz zu Placebo bei vergleichbarer Akzeptanz.

Die Studiendauer variierte zwischen vier und 28 Wochen, was kurz- und mittelfristige Trends aufzeigt, jedoch keine Aussagen zur langfristigen Wirksamkeit und Nebenwirkungen zulässt.

Die Reviewer empfehlen für zukünftige GAD-Studien mehr Transparenz in der Methodik und die Einbeziehung von Patientinnen und Patienten mit medizinischen Komorbiditäten.

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum neuropsy