13. März 2025Allergien

Pollenflug 2025 und Allergien: Warum die Belastung zunimmt – und was dagegen hilft

Nach einem milden Winter hat der Pollenflug heuer früh begonnen – mit spürbaren Folgen für Allergiker. Drei Experten berichten, warum Allergien oft unterschätzt werden, welche Therapien wirklich helfen und wie innovative Services – von Pollenprognosen bis hin zu KI-gestützten Podcasts – Betroffenen den Alltag erleichtern können.

Die Allergie-Saison hat 2025 schon früh begonnen.
beatuerk/stock.adobe.com
Mitte März beginnt die Birke zu blühen.

Nach einem sehr trockenen und milden Winter hat die diesjährige Pollensaison bereits Mitte Jänner wieder begonnen und die Pollenbelastung durch die Erlen- und Haselblüte in den letzten Tagen ihre erste Spitze erreicht.

Daraus resultierende Pollenallergien betreffen in Österreich sehr viele Menschen. „50 Prozent aller in Österreich lebenden Personen sind von Allergien betroffen, das heißt, sie reagieren positiv auf Allergene, wiederum die Hälfte davon weisen auch Symptome auf. Pollenallergien stehen dabei an erster Stelle – insbesondere jene gegen Gräser- und Birkenpollen“, erklärt Prim. Priv.-Doz. Dr. Fritz Horak, Leiter des Allergiezentrum Wien-West.

Allergien „wachsen sich nicht aus“

Dabei scheinen immer mehr Menschen von Allergien betroffen zu sein. Dazu tragen Prim. Horak zufolge der westliche Lebensstil mit geringerer Bakteriendiversität, die Epigenetik, Luftverschmutzung und Klimawandel bei. Als sehr problematisch sieht Prim. Horak außerdem die Tatsache, dass Allergien immer noch unterdiagnostiziert und unterbehandelt sind und oft verharmlost werden.

Er erinnert daran, dass ein unbehandelter Heuschnupfen sich etwa zu einem allergischen Asthma weiterentwickeln kann. Auch bei Kindern könne man nicht davon ausgehen, dass „sich das auswächst“, sondern die allergischen Symptome werden sich in den meisten Fällen verschlimmern.

Frühe Diagnostik und Therapie

Bei Verdacht auf eine Allergie rät Prim. Horak daher, dass Betroffene möglichst früh einen Spezialisten oder ein Spezialambulatorium aufsuchen sollten. Ist ein auf der Haut oder im Blut durchgeführter Allergietest positiv, sollten sie eine Therapie beginnen.

Empfehlenswert ist dabei die Allergen-spezifische Immuntherapie (AIT), die eine Immunmodulation bewirkt. Die AIT ist zwar eine langfristige Behandlung über drei Jahre mit prophylaktischer Wirkung, hat aber einen Langzeiteffekt über zehn bis 20 Jahre. Die Kosten dafür werden bei entsprechender Indikation von den Krankenkassen übernommen.

Eine symptomatische Therapie kann mit Antihistaminika erfolgen, sie ist jedoch nur symptomlindernd und kann den Progress der Erkrankung nicht stoppen.

Vielfältige Services des Polleninformationsdienstes

Wichtig für die Betroffenen ist auch eine Allergenvermeidung, zu der der Österreichische Polleninformationsdienst (ÖPID) seit 40 Jahren einen ganz wesentlichen Beitrag leistet. Er versorgt die Bevölkerung mit Informationen für eine bestmögliche Allergenkarenz und unterstützt auch Mitarbeiter im Gesundheitssystem.

Die Services, die kostenlos angeboten werden und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der aerobiologischen und medizinischen Forschung beruhen, wurden im Laufe der Jahre immer weiter ausgebaut und umfassen heute nicht nur Prognosen zum Pollenflug, sondern auch ein digitales Pollentagebuch, Symptomvorhersage unter Einbeziehung der Luftverschmutzung, eine Europalandkarte zur Urlaubsplanung, Asthmawetter, Unwetterwarnung, Ragweed Finder u.v.m.

Die notwendigen Informationen liefern 25 Messstellen („Pollenfallen“) in Österreich. „Unsere Botaniker und Analysten in ganz Österreich werten die Luftproben aus und erstellen regionale Polleninformationen, die in der Zentrale in Wien sowie im Labor in Stockerau zusammengeführt und der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung gestellt werden“, erläutert Dr. Markus Berger, HNO-Arzt und Direktor des ÖPID.

Neu ist das KI-gestützte Audioformat „Insider PollenPodcast“, das aktuelle und umfassende Informationen zu Pollenflug, Pollenallergien und den Einfluss von Luftschadstoffen auf Allergiker bietet. Der mit der KI-generierten Stimme von Dr. Berger gesprochene Podcast ist auf allen gängigen Kanälen kostenlos verfügbar.

Europaweite Projekte des ÖPID

Der ÖPID hat weiters die Patronanz über das European Aeroallergen Network“ (EAN), ein Netzwerk aus rund 520 Pollenfallen in über 40 Ländern. Diese europäische Pollendatenbank ist die größte ihrer Art und bildet zusammen mit dem „Pollentagebuch“, in das Allergiker aus ganz Europa ihre Beschwerden eintragen, die Grundlage für zahlreiche nationale und internationale Forschungsprojekte.

Aktuelle wissenschaftliche Projekte sind hochdotierte Forschungsvorhaben mit Copernicus, dem Erdbeobachtungsprogramm der EU, und dem Europäischen Förderprogramm InterReg. Die Forschungsschwerpunkte betreffen nicht nur die Versorgung von Allergikern mit Information, sondern auch Projekte zur Erweiterung des Europäischen Messstellennetzes sowie die Entwicklung von Richtlinien zur allergenarmen Bepflanzung in urbanen Gebieten.

Prognose für die Pollensaison 2025

Und was wird die heurige Pollensaison voraussichtlich bringen? Dazu gibt Lukas Dirr, MSc, aerobiologischer Leiter des ÖPID, einen Überblick (siehe Kasten). Insgesamt ist mit relevantem Pollenflug an knapp 300 Tagen im Jahr zu rechnen. Durch den Klimawandel werden die Saisonen jedenfalls länger und intensiver. So ist Wärme v.a. für Frühblüher ein Stressfaktor, der eine gesteigerte Pollenproduktion auslöst.

„Ein abrupter Anstieg an Pollenmenge wird von Allergikern als besonders belastend wahrgenommen. Nicht allein die Menge an Pollen bestimmt also die Intensität der Beschwerden, sondern auch, wie rasch der Pollenflug einsetzt“, so Dirr. Aber auch die Luftqualität spielt eine entscheidende Rolle: „Schadstoffe, insbesondere Ozon, können die Allergenität von Pollen und damit die Symptome verstärken.“

Erwartete Pollenbelastung 2025 durch allergene Pflanzen

Erle, Hasel: Blüte ab Mitte Jänner, in der 1. Februarhälfte geringe bis mäßige Pollenbelastung, in den letzten 2 Wochen stärkerer Pollenflug. In den letzten Tagen wurde in tiefen Lagen die erste Spitze überstanden, diese wird sich jetzt in mittlere Höhen verschieben.

Esche und Olive: haben auch bereits zu blühen begonnen. Derzeit geringe bis mäßige Belastung, die aber noch steigen wird.

Birke: wird im Zeitraum 18.–22.3. Blühbereitschaft erreichen. Spitze für Anfang April (Ostösterreich)/Mitte April (Westösterreich) zu erwarten, Saisonende: Ende Mai. Insgesamt ist heuer eine unterdurchschnittlich hohe Birkenpollenbelastung zu erwarten.

Gräser: derzeit keine Auskunft möglich, da vom Niederschlag abhängig. Regional sehr unterschiedlich, 2–3 Belastungsgipfel/Saison. Start: Ende April/Ende Mai, Ende: Anfang bis Ende August. Schilfblüte (Neusiedler See) im September bringt ebenfalls Belastungen.

Beifuß: Start: Ende Juli/Anfang August, Ende: Ende September. Intensität variabel, Vorkommen v.a. an Ruderalstandorten. In weiten Teilen des Landes kommt es zu 2 Belastungsspitzen.

Ragweed: Start: Anfang August, Ende: Anfang Oktober. V.a. in Ostösterreich, hat sich aber mittlerweile schon bis Tirol ausgebreitet. Belastung variiert stark, auch von umliegenden Ländern beeinflusst (Wind!).

Purpurerle: Ende Dezember.

Weiterführende Informationen: