27. Feb. 2025Neuer neoadjuvanter Ansatz macht weißen Hautkrebs besser operabel

Abgeschwächtes Herpes-simplex-Virus TVEC lässt Basaliome schrumpfen

Mit dem onkolytischen Virus TVEC ist es einer Forschergruppe gelungen, große Basaliome vor einer geplanten Operation so weit zu verkleinern, dass die OP ohne Lappenplastik oder Hauttransplantat auskam.

AKH Wien
Foto: photo 5000/AdobeStock

Beim onkolytischen Virus Talimogene Laherparepvec (TVEC) handelt es sich um ein genetisch modifiziertes Herpes-simplex-Virus. Es zerstört gezielt Tumorzellen und aktiviert gleichzeitig das Immunsystem. Bislang ist es nur für die Behandlung von oberflächlichen Melanommetastasen zugelassen.

Ein Forschungsteam von MedUni Wien und AKH Wien hat nun die Wirksamkeit von TVEC bei Patienten mit großen Basaliomen untersucht und vielversprechende Ergebnisse erzielt (1). TVEC führte bei allen Studienteilnehmern zu einer Verkleinerung des Basalioms. Bei einem Drittel der Patienten kam es sogar zu einer kompletten Rückbildung des Tumors.

Ziel: Operation mit direktem Wundverschluss

Die im renommierten Journal Nature Cancer veröffentlichte Phase-II-Studie schloss 18 Patienten ein. Alle hätten aufgrund der Größe und Lokalisation ihres Basalioms eine Lappenplastik oder ein Hauttransplantat benötigt. Sie erhielten vor der chirurgischen Entfernung des Tumors über einen Zeitraum von 13 Wochen jeweils sechs intraläsionale Injektionen mit TVEC. Bei der Hälfte der Patienten konnte der Tumor so weit verkleinert werden, dass eine Operation mit direktem Wundverschluss möglich war.

In einem Drittel der Fälle zeigte die anschließende histologische Untersuchung sogar, dass keine lebenden Tumorzellen mehr vorhanden waren. «Alle behandelten Tumore wurden zumindest kleiner, und kein Tumor wuchs unter der Therapie weiter», erklärte Studienleiter Univ.-Prof. Dr. Christoph Höller. Die Behandlung sei von den Patientinnen und Patienten gut vertragen worden, so der Leiter des Hauttumorzentrums der Universitätsklinik für Dermatologie von MedUni Wien und AKH Wien. «Die neue Therapiemöglichkeit bei Basaliomen kann nicht nur die Operation vereinfachen, sondern auch dabei helfen, entstellende Eingriffe und funktionelle Einschränkungen zu vermeiden», ergänzte Erstautorin Dr. Julia Ressler, ebenfalls von der Universitätsklinik für Dermatologie.

Veränderung der Tumor-Mikroumgebung durch TVEC

Zusätzlich zu den klinischen Untersuchungen führte das Forscherteam umfassende Analysen in Kooperation mit dem St. Anna Kinderspital durch. Sie zeigen, dass im Zuge der Therapie mit TVEC die Immunabwehr im Tumorgewebe gestärkt wird. Konkret führte TVEC zu einem signifikanten Anstieg der zytotoxischen T-Zellen, der B-Zellen und der myeloischen Zellen sowie zu einem Rückgang der regulatorischen T-Zellen innerhalb der Tumor-Mikroumgebung.

Basaliome betreffen in erster Linie ältere Menschen, die mitunter zahlreiche Komorbiditäten aufweisen. Systemische neoadjuvante Therapien sind daher für diese Population oft nicht geeignet. Als Beispiel nennen die Autoren Hedgehog-Inhibitoren oder Immuncheckpoint-Inhibitoren, die aufgrund ihres Nebenwirkungsprofils zu verminderter Compliance und vorzeitigem Abbruch der Therapie führen. Dank der lokalen Verabreichung und Wirkung von TVEC und des offensichtlich sicheren Nebenwirkungsprofils stelle TVEC eine interessante Altenative für die neoadjuvante Therapie bei lokal fortgeschrittenen oder schwer zu operierenden Basaliomen dar.

Quelle: Pressemeldung der MedUni Wien