„PAP-Abstrich nicht mehr State-of-the-art“
Der HPV-Test stellte sich in großen Studien als wesentlich sensitiver und spezifischer als der PAP-Abstrich heraus. Hat das jährliche PAP-Screening ausgedient? Wäre es nicht an der Zeit, ein HPV-basiertes Screening zu etablieren? Diese Fragen wurden bei den Grazer Fortbildungstagen beantwortet.
Circa 50% der Menschen, die sexuell aktiv sind, machen in ihrem Leben eine HPV-Infektion durch. Die meisten Infektionen heilen spontan wieder aus, aber ca. 10% persistieren und können mit der Zeit zu einer intraepithelialen Neoplasie (CIN) führen. Es dauert Jahre, bis es zu einer Mikroinvasion und in weiterer Folge zum invasiven Zervixkarzinom kommt.
Harald zur Hausen hat als erster den Zusammenhang zwischen humanen Papilloma-Viren und dem Zervixkarzinom nachgewiesen. Zunächst wurde er für seine These, dass Viren Krebs auslösen können, stark angegriffen. 2008 erhielt er schließlich den Nobelpreis für seine Entdeckung. Mittlerweile weiß man, dass über 95% der Zervixkarzinome HPV-positiv sind (hauptsächlich mit den high-risk-Stämmen HPV-16 und -18). HPV-negative Karzinome sind nicht nur selten, sie gelten fast als Rarität, erklärte Univ.-Prof. Dr. Karl Tamussino, Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Graz im Rahmen der Grazer Fortbildungstage.
PAP-Abstrich heute nahezu obsolet
Wenn also nahezu alle Zervixkarzinome und deren Vorstufen HPV-bedingt sind – wäre es dann nicht sinnvoller, ein HPV-basiertes Screening zu etablieren? „Keine Frage – der PAP-Test hat vielen Frauen das Leben gerettet“, berichtete Tamussino. Die Abnahme sowohl der Inzidenz als auch der Mortalität des Zervixkarzinoms (siehe Kasten) sei vor allem auf den PAP-Test zurückzuführen, so der Experte. „Man kann aber sagen, dass der PAP-Abstrich heute nahezu obsolet ist. Denn der HPV-Test ist nicht nur besser, er ist sogar um Größenordnungen besser.“
Warum das so ist, veranschaulichte der Gynäkologe anhand eines Fallbeispiels: Eine Frau wies im Zuge ihrer gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen über viele Jahre einen PAP-II-Test auf. Doch plötzlich präsentierte sie sich mit einem invasiven Zervixkarzinom, ohne dass der PAP-Test vorher auffällig geworden wäre. „Diese Patientin war mit hoher Wahrscheinlichkeit HPV-positiv und wäre im HPV-Test aufgefallen“, gab Tamussino zu bedenken. „Der HPV-Test ist um ein Vielfaches sensitiver und spezifischer. Der PAP-Abstrich ist daher nicht mehr State-of-the-art bei Frauen älter als 30.“