30. Juli 2024Kurz gemeldet

Kinder vor Hitze schützen

Je jünger Kinder sind, desto weniger gelingt es ihrem Körper, Wärme abzuleiten und sich selbst zu kühlen. „Der Körper von Kindern erwärmt sich drei- bis fünfmal schneller als der von Erwachsenen. Kleinkinder sowie Säuglinge brauchen längere Zeit, bis ihr Körper sich an eine höhere Umgebungstemperatur anpassen kann. Im Vergleich zum Körpervolumen haben sie eine größere Körperoberfläche, sodass die Wärmeabsorption höher ist. Kleine Kinder schwitzen zudem weniger und profitieren dadurch nicht so von der Verdunstungskälte. Babys haben ein höheres Risiko zu dehydrieren, da ihr Körper in Relation zur Größe mehr Flüssigkeit benötigt als ein ausgewachsener Mensch“, zählt PD Dr. med. Dipl. oec. troph. Sabine Scholl-Bürgi, zweite Sekretärin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ),die Faktoren auf, die Kinder Hitze gegenüber empfindlicher machen.

Aufnahme eines entspannenden Paares, während ihre Tochter neben ihnen spielt http://195.154.178.81/DATA/i_collage/pu/shoots/784349.jpg
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Modellrechnungen sagen voraus, dass es in Österreich immer mehr Hitzetage geben wird. Diesen Juni traten in Österreich um 35 bis 40% mehr Hitzetage (mindesten 30 °C) im Vergleich zum Mittel von 1991-2020 auf (vorwiegend in der zweiten Monatshälfte). Im Juli erreichte der Mittelwert (Flächenmittelwert) der Temperatur im Vergleich zum Zeitraum 1961-1990 plus 4 °C mehr.

Für 2071 bis 2100 sind im Osten Österreichs über 42 Hitzetage möglich, wenn wenig für den Klimaschutz getan wird. Eine andere globale Prognose kommt zu dem Schluss, dass ein 2020 geborenes Kind in seinem Leben durchschnittlich etwa 6,8-mal öfter Hitzewellen ausgesetzt ist als ein 1960 geborener Mensch. „Die Gefahr für hitzebedingte Erkrankungen wie Austrocknung bzw. Dehydration (starker Flüssigkeitsverlust), Hitzeerschöpfung, Hitzschlag, Hitzekrämpfe und Sonnenstich nimmt damit auch zu. Zu den Risikogruppen gehören neben älteren Menschen sowie Schwangeren Kinder und Kleinkinder“, so PD Dr. med. Dipl. oec. troph. Scholl-Bürgi, geschäftsführende Oberärztin an der Universitätsklinik für Pädiatrie I in Innsbruck.

Warnzeichen für Hitzeerschöpfung und Hitzschlag erkennen

Erste Anzeichen einer Überlastung durch Hitze sind Schwäche, Schwindel, Übelkeit, blasse Haut, starkes Schwitzen, Kopfschmerzen und Muskelkrämpfe und Dehydration. Dann muss das Kind sich abkühlen und Flüssigkeit zu sich nehmen. Eltern können die Kleidung lockern und zusätzliche Kleidungsschichten ausziehen. Ein kühles Bad, eine kühle Dusche oder das Auflegen von kühlen nassen Handtüchern können für Linderung sorgen. Schmerzende Muskeln können Eltern sanft massieren und dehnen. Nach einer halben Stunde sollten die Beschwerden nachlassen. Bessern sich die Symptome nicht, sollte ein Arzt /eine Ärztin hinzugezogen werden.

Ein Hitzschlag ist ein lebensbedrohlicher Notfall. Warnzeichen für einen Hitzschlag sind hohes Fieber (40 °C), heiße, gerötete Haut, Übelkeit und Erbrechen, Verwirrtheit, extreme Müdigkeit oder Schläfrigkeit, Bewusstlosigkeit (Ohnmacht), schneller Puls. Dann sollte der Notarzt gerufen werden.

Keine kleinen Kinder im Auto zurücklassen

„Für Babys und Kleinkinder kann es an heißen Tagen in einem geparkten Auto sehr schnell zu heiß werden. Für ein einjähriges Kind kann das Innere eines Autos innerhalb von weniger als einer halben Stunde eine tödliche Hitze entwickeln. Selbst bei relativ kühlen Umgebungstemperaturen von 16 °C kann die Autokabine an wolkenlosen, sonnigen Tagen so heiß werden, dass es für Säuglinge kritisch sein kann“, warnt PD Dr. med. Dipl. oec. troph. Scholl-Bürgi. Der Großteil des Temperaturanstiegs findet innerhalb der ersten 15 bis 30 Minuten statt. Auch ein leicht geöffnetes Fenster verringert die Temperatur im Innenraum nur geringfügig. Bei ca. 26,6 °C kann sich das Auto innerhalb von 20 Minuten auf fast 43 °C aufheizen. Wenn die Umgebungstemperatur 30 °C und mehr erreicht, kann die Innentemperaturen des Fahrzeugs auf 56 °C bis sogar knapp 68 °C steigen.

Wenn die Körpertemperatur 40 Grad Celsius erreicht, beginnen die wichtigsten Organe des Kindes zu versagen. Das Kind kann sterben, wenn seine Körpertemperatur weiter steigt.

Quelle: ÖGKJ - Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde