OEADF: Praxiswissen zur Tattoo-Entfernung
Tätowierungen sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Damit steigt auch die Nachfrage nach der Entfernung von Tattoos. Dr. Petra Hirtler, Spezialistin für Tattoo-Entfernung, fasst zusammen, was in der Praxis zu beachten ist.
Tattoo-Pigmente werden in die Dermis eingebracht. „Würden sie in die Subkutis gelangen, käme es zu sogenannten Blowouts, bei denen das Tattoo verschwimmt. Werden die Pigmente zu oberflächlich in die Epidermis eingebracht, verschwinden sie innerhalb von etwa 28 Tagen“, erklärt Dr. Petra Hirtler, Wien, zu Beginn ihres Vortrages im Rahmen der OEADF-Jahrestagung. Der lösliche Teil der Farbe wird innerhalb weniger Stunden über das Lymphsystem abtransportiert. Der unlösliche Teil der Farbpigmente wird von Makrophagen aufgenommen. Diese versuchen, die Pigmente für den Abtransport vorzubereiten. „Da die Pigmente jedoch zu groß und schwer sind, bleiben die Makrophagen wie überfüllte Müllsäcke liegen. Wenn ein Makrophage abstirbt, wird das Pigment von einer neuen Fresszelle aufgenommen, die das gleiche Schicksal erleidet. So bleibt das Tattoo über viele Generationen von Fresszellen hinweg in der Haut.“
Risiken durch Tätowieren
U.a. folgende Risiken gilt es zu beachten:
- Die Inhaltsstoffe der Tattoo-Farbe können sensibilisierend, toxisch, mutagen oder ätzend wirken.
- Infektionen unmittelbar nach dem Tätowieren
- Allergische Reaktionen: Typ-1-Allergien sind selten. Allerdings kann es – oft erst nach Wochen oder Jahren – zu Typ-IV-Allergien kommen, besonders bei Pigmenten im roten Farbspektrum.
- Fremdkörperreaktionen: Fremdkörpergranulome oder systemische Sarkoidose
- Tumoren, Neuro- und Photosensitivität: Tätowierte Haut kann bei intensiver Sonneneinstrahlung zu Hautreizungen, Rötungen, Schwellungen, Juckreiz oder kleinen Bläschen neigen.
Gemessen an der Zahl der Tätowierungen sind die gesundheitlichen Nebenwirkungen im Praxisalltag allerdings sehr selten. Weitaus häufiger ist die Unzufriedenheit mit einem Tattoo. Das kann auch psychisch belastend sein. „Manchmal ist ein Tattoo mit persönlichen Geschichten verbunden, die man nicht ständig zur Schau stellen möchte“, meint Hirtler. Das könne äußerst belastend sein. „Eine Laserentfernung kann dann helfen, dass sich Patientinnen und Patienten wieder wohl in ihrer Haut fühlen.“
Was sollte beim Lasern beachtet werden?
„Tätowierungen machen unsere Haut und unsere Welt bunter. Sie sind mitten in der Gesellschaft angekommen und unser Wissen darüber gibt den Patientinnen und Patienten Sicherheit und Wohlbefinden“, unterstreicht die Expertin. Moderne Lasersysteme arbeiten sehr präzise und mit kurzen Impulsen im Nano- und Pikosekundenbereich. Dabei wird in erster Linie das Pigment zerstört, ohne das umliegende Gewebe durch die Hitzeentwicklung zu schädigen. Das Laserlicht wird vom Pigment absorbiert und dadurch gesprengt, sodass es über das Lymphsystem abtransportiert werden kann. Leichte Blutungen und Krusten heilen in der Regel folgenlos ab. Vorübergehend nässende Bläschen sollten keinesfalls aufgekratzt oder gerieben werden, da sonst Narben entstehen können.
Weiters gilt es einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten: „Vor der Behandlung sollte die tätowierte Stelle nicht zu sehr gebräunt sein. Kosmetika sollten entfernt und stark behaarte Stellen rasiert werden“, rät Hirtler. Die Behandlung ist in der Regel schmerzhaft, ähnlich wie das Schnalzen eines Gummibandes oder heiße Fettspritzer. Bei schmerzempfindlichen Patient:innen kann eine Stunde vor der Behandlung eine betäubende Creme aufgetragen oder ein Schmerzmittel eingenommen werden. Infektionen wie Akne oder Herpes können durch die Behandlung aktiviert werden.
Nach der Behandlung sollte die Stelle gekühlt und möglichst wenig berührt werden. Eine entzündungshemmende Wund- und Heilsalbe fördert die Abheilung, die in der Regel 3–5 Tage dauert. Auf langes Baden, Schwimmen, übermäßiges Schwitzen und direkte Sonneneinstrahlung sollte für einige Wochen verzichtet werden.
Nebenwirkungen bzw. Komplikationen
Im behandelten Bereich können Hautrötungen (Erythem) und Pigmentverschiebungen auftreten; vor allem dunkle Hauttypen sind dafür anfälliger. „In seltenen Fällen, insbesondere bei Sonnenexposition, bilden sich diese nicht vollständig zurück“, warnt die Expertin.
Bei Permanent-Make-up kann es zu Farbumschlägen bzw. „Ink Darkening“ kommen. Farbstandteile wie Titandioxid und Eisenoxid (z.B. in Weiß, Rot, Orange etc.) werden durch hochenergetische Laserimpulse reduziert und dunkeln dadurch nach. „Diese lassen sich aber meist durch weitere Laserbehandlungen wieder entfernen“, so Hirtler.
Tattoo-Pigmente können nach der Laserbehandlung in gesundheitsschädliche Bestandteile zerfallen. „Ihre Langzeitwirkung nach Freisetzung bzw. systemischer Verteilung im menschlichen Körper ist dabei größtenteils noch unklar“, berichtet Hirtler. Weiters können Infektionen (z.B. Herpes) aktiviert werden und es kann bei entsprechender Veranlagung oder bei Wundheilungsstörungen zu Narbenbildung oder -wucherung kommen. „Bei gewissenhafter Behandlung und sorgfältiger Nachsorge sind diese jedoch selten.“
Faktoren für eine erfolgreiche Tattoo-Entfernung
Der Erfolg hängt von einigen Faktoren ab, so etwa von der Stichtiefe, dem Alter und der Qualität des Tattoos, der Farbzusammensetzung, der Art der Farben (Farben wie Weiß, Gelb oder Orange sind ungünstiger) und der Körperstelle. In der Regel sind 6–14 Behandlungen im Abstand von mindestens 8–10 Wochen erforderlich. Bei Permanent-Make-up sind oft weniger Behandlungen notwendig. „Der Erfolg der Behandlung ist vor allem von einer guten Teamarbeit zwischen Arzt bzw. Ärztin und Patient bzw. Patientin abhängig. Wenn dies gelingt und das Tattoo erfolgreich entfernt werden kann, kann das dazu führen, dass Menschen sich wieder wohl in ihrer Haut fühlen, dass sie sich wieder ganz zeigen können und an manche Geschichten nicht mehr täglich erinnert werden“, resümiert Hirtler.
Fazit
- Moderne Laser sind heute extrem präzise und arbeiten mit sehr kurzen Impulsen, sodass es kaum zu einer Hitzeentwicklung mehr kommt und das umliegende Gewebe und die Haut weitestgehend verschont bleiben.
- Für die Entfernung eines Tattoos sind ungefähr 6–14 Behandlungen notwendig. Für ein Cover-up sind meist wenige Behandlungen ausreichend, um das Motiv so vorzubereiten, dass der Tätowierer mit dem Cover-up beginnen kann. Für eine Entfernung des Permanent-Make-ups werden normalerweise zwischen 3–6 Behandlungen benötigt.
- Der Abstand zwischen den Behandlungen sollte mindestens 8–10 Wochen betragen, denn so lange dauert es, bis das Immunsystem die zerstörten Farbpigmente abtransportiert hat.
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