Von Haarausfall bis Hautkrebs
Der Mai steht ganz im Zeichen der Hautgesundheit, heuer unter dem Motto „Mit Haut & Haar“. Die Initiative „Meine Hautgesundheit“ will die Bedeutung der Haut für Gesundheit und Wohlbefinden in das allgemeine Bewusstsein rücken und über aktuelle Fortschritte in der Behandlung häufiger Hauterkrankungen informieren. Im Vorfeld fand ein Pressegespräch mit Dermatologinnen und Dermatogen sowie einem Vertreter der Friseurinnung statt.
Die Haut als größtes Organ des Menschen kann sehr viele unterschiedliche Erkrankungen aufweisen, Hautkrankheiten zählen zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. „Jeder Österreich und jede Österreicherin wird im Laufe seines bzw. ihres Lebens zumindest ein Mal an einer Hauterkrankung leiden, und weißer Hautkrebs kann als Volkskrankheit bezeichnet werden“, hebt Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger, Vorstand der Abteilung für Dermatologie und Venerologie am Landesklinikum Wr. Neustadt und Präsident-elect der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV), zwei wesentliche Fakten zum Thema Hautgesundheit hervor. In Österreich sind rund 700 niedergelassene Dermatologinnen und Dermatologen tätig, die pro Jahr 3,4 Millionen Behandlungen durchführen, außerdem gibt es 14 Hautkliniken. Zusätzlich hat jeder 5. Patient bzw. Patientin, der oder die eine allgemeinmedizinische Praxis aufsucht, ein dermatologisches Problem.
Psychische Komponente bei Hauterkrankungen
Gesundes Haar und gesunde Haut sind in unserer Gesellschaft ein Symbol für einen guten Gesundheitszustand, Wohlbefinden und Schönheit. Störungen sind für die Betroffenen daher emotional belastend, das heißt, „eine psychische Begleitkomponente ist bei dermatologischen Erkrankungen immer dabei“, so Müllegger. Das kann sogar zu Depressionen und Angststörungen führen.
Den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Hautgesundheit betont auch Univ.-Prof. Dr. Daisy Kopera, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologische Kosmetik und Altersforschung (ÖGDKA) und Leiterin Zentrum für Ästhetische Medizin, Univ.-Klinik für Dermatologie und Venerologie Graz, denn „die Haut repräsentiert uns nach außen und Hautkrankheiten bedeuten für die Betroffenen psychischen Stress“. So wird bspw. Haarausfall (Verlust von mehr als 100 Haaren täglich) von den meisten Menschen als sehr störend empfunden. Um einen Haarausfall wirksam behandeln zu können, muss man Kopera zufolge den Ursachen auf den Grund gehen, denn diese können ganz unterschiedlich sein: von Eisenmangel über Medikamente bis hin zu schweren Infektionskrankheiten oder auch hormonellen Veränderungen. Bei der Autoimmunerkrankung Alopecia areata, einer T‑Zell-mediierten Immunreaktion, die gegen den tiefen Anteil der Haarwurzel gerichtet ist, die häufig durch psychische Belastungssituationen ausgelöst wird, ist der Haarausfall reversibel und es kommt häufig zu Spontanremissionen, doch bisher gab es für chronische Fälle kaum erfolgreiche Therapiemöglichkeiten. „Seit etwa einem Jahr stehen uns Januskinase(JAK)-Inhibitoren zur Verfügung, die betroffene Haarwurzeln erfolgreich wieder in die Wachstumsphase bringen können“, berichtet Kopera von einem großen Fortschritt.
Überhaupt ist die Dermatologie ist ein sehr dynamisches Fach, in dem sich in den letzten 35 Jahren in der Forschung sehr viel getan hat und eine Vielzahl neuer Medikamente entwickelt wurden. So steht auch für die Behandlung der Autoimmunerkrankung Vitiligo seit kurzem ein wirksames Medikament, der JAK-Inhibitor Ruxolitinib, zur Verfügung. Schon vor rund 20 Jahren war die Einführung der ersten Biologika eine große Errungenschaft für die Therapie von Autoimmunerkrankungen auch in der Dermatologie.
Friseure und andere betroffene Berufsgruppen
Als körpernahe Dienstleister können auch Friseurinnen und Friseure einen wichtigen Beitrag zur Früherkennung von Hauterkrankungen leisten. „Der Friseur stellt oft als Erster bspw. Haarverlust beim Waschen oder Veränderungen auf der Kopfhaut fest, kann den Kunden darauf aufmerksam machen und ihm raten, einen Arzt aufzusuchen“, erklärt Marcus Johannes Eisinger, Innungsmeister der Landesinnung Wien der Friseure, Wirtschaftskammer. Dies muss natürlich mit entsprechendem Fingerspitzengefühl erfolgen.
Doch Friseurinnen und Friseure sind auch ihrerseits häufig von Hautkrankheiten, insbesondere von Handekzemen, betroffen, einerseits wegen der Feuchtigkeit (Haarewaschen), andererseits durch Kontakt mit Haarfärbemitteln und anderen Chemikalien. Hier sollte man bereits bei den Ursachen ansetzen und Handschuhe tragen, die Hände vor und nach der Arbeit eincremen etc. „Das ist auch im Hautschutzplan der Friseurinnung vorgesehen, muss aber auch im Alltag tatsächlich umgesetzt werden, was nicht immer der Fall ist“, so Eisinger.
Weitere Berufsgruppen, die anfällig für Hauterkrankungen sind, findet man vor allem in der Kosmetik, im Gesundheitswesen (Pflege), in der Gastronomie, im Bau-, Metall- und Reinigungsgewerbe. Hauptauslöser sind immer Feuchtigkeit, wodurch die Haut bereits übermäßig gereizt wird, und der Kontakt mit Chemikalien. Dr. Daniel Wilfinger, Facharzt für Dermatologie und Oberarzt an der AUVA-Rehabilitationsklinik Tobelbad, rät, „so früh wie möglich zu intervenieren, wenn Irritationen festgestellt werden. Denn eine frühzeitige Diagnose und gezielte Präventionsmaßnahmen können verhindern, dass Betroffene lange Leidenswege auf sich nehmen müssen und im äußersten Fall ihren erlernten Beruf aufgeben müssen.“
Wilfinger weist auch darauf hin, dass Hautkrebs seit März 2024 in Österreich als Berufskrankheit anerkannt ist (in Deutschland ist dies bereits seit 10 Jahren der Fall!). Kopera und Müllegger betonen, dass die aktinische Keratose bereits die erste Stufe von weißem Hautkrebs ist und daher sehr ernst genommen und möglichst früh entsprechend behandelt werden muss. Konsequenter Sonnenschutz sollte für Menschen, die sich beruflich oder in der Freizeit viel im Freien aufhalten, als Vorsorgemaßnahme gegen Hautkrebs selbstverständlich sein.
Angebote der AUVA
Die AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) bietet österreichweit Präventionsprogramme für Arbeitnehmer und Arbeitgeber an, darunter Informationsfolder, Betriebsberatungen und Hautschutzseminare. Meist ist es auch in den gefährdeten Gruppen nicht notwendig, den Beruf zu wechseln, sondern ausreichend, die schädigenden Einflüsse zu vermeiden, wie Wilfinger erläutert. Neben der Beratung versorgt die AUVA die Betroffenen deshalb mit einer persönlichen Schutzausrüstung, die an die individuelle Exposition angepasst ist. Wenn sich chronische Handekzeme trotz dieser Maßnahmen nicht verbessern, wird von der AUVA ein stationärer Aufenthalt in der Rehabilitationsklinik Tobelbad bei Graz ermöglicht.
Hier können Sie sich das ganze Gespräch nochmals ansehen.
Mehr Informationen unter www.meinehautgesundheit.at
Quelle: Pressegespräch „Mit Haut und Haar“, Wien, 25.4.2024
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