28. Nov. 2023Aus der Fachliteratur

Fischöl in der Schwangerschaft kann den Nachwuchs vor Asthma schützen

Nehmen werdende Mütter ab der 24. Schwangerschaftswoche Fischölkapseln ein, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, reduziert sich das Risiko, dass ihre Kinder in den ersten sechs Lebensjahren an Asthma erkranken, um 30%.

Fish oil capsules on wooden background, vitamin D supplement
Uuganbayar/AdobeStock

Zu diesem Ergebnis waren Dr. Hans Bisgaard vom Universitätsklinikum Kopenhagen und Kollegen bereits vor einiger Zeit im Rahmen einer prospektiven Studie gekommen. Doch offensichtlich muss man differenzieren, wie die Ergebnisse einer aktuellen Post-hoc-Analyse zeigen.Die Kinder wurden bis zum sechsten Lebensjahr nachbeobachtet. Bei der neuerlichen Auswertung wollten Bisgaard und sein Team wissen, ob es Unterschiede zwischen den Daten für atopisches und nicht-atopisches Asthma gibt.

Auswertung getrennt nach Phänotyp

Sie definierten ein Asthma als atopisch, wenn zu der Atemwegserkrankung eine atopische Dermatitis, Sensibilisierungen für Inhalationsallergene und/oder eine erhöhte Eosinophilenkonzentration im Blut hinzukamen. Demgegenüber diagnostizierten sie ein nicht-atopisches Asthma, wenn diese zusätzlichen Faktoren fehlten. Zudem berücksichtigten sie die gemessenen Fettsäurekonzentrationen im mütterlichen Blut vor der Supplementierung sowie bestimmte genetische Risikofaktoren. Dazu zählten insbesondere Mutationen in den FADS (Fettsäuredesaturase)-Genen 1 und 2, die bei der Verstoffwechslung von Omega-3-Fettsäuren eine wichtige Rolle spielen.

Bei 40% der Kinder, die bis zum Alter von sechs Jahren ein Asthma entwickelt hatten, lag ein nicht-atopischer Phänotyp vor. Die Einnahme von Fischöl seitens der werdenden Mutter senkte das Risiko auf etwa ein Viertel (relatives Risiko, RR, 0,27). Der Effekt war sowohl unabhängig von der vorliegenden FADS-Variante als auch vom Omega-3-Fettsäure-Titer.

Anders sah es beim atopischen Asthma aus: Ein protektiver Effekt für die Kinder zeigte sich lediglich dann, wenn bei der Mutter eine FADS-Risikomutation oder eine geringe Fettsäurekonzentration im Blut vorlag. Traf beides zu, führte dies zu einer annähernd genauso starken Risikosenkung wie bei Kindern mit nicht-atopischem Asthma, nämlich um mehr als zwei Drittel (RR 0,31).

Abgesehen vom Effekt auf die Asthmaentstehung hatten die zugeführten Omega-3-Fettsäuren auch Einfluss auf die Inzidenzen von schweren Infektionen (Pneumonie, Krupp, Tonsillitis, Otitis media, Magen-Darm-Infekte). Sie lagen bei den Kindern von supplementierten Müttern um 16% niedriger. Auch Fieber innerhalb der ersten drei Lebensjahre trat bei ihnen seltener auf.

Bisgaard H et al.: Atopische und nicht-atopische Wirkungen einer Fischölergänzung während der Schwangerschaft. Thorax 2023; doi: 10.1136/thorax-2022-219725

Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin CliniCum pneumo