16. Nov. 2023World Congress of Psychiatry

WCP: Die neue ICD-11-Klassifikation der Persönlichkeitsstörungen

Mit der ICD-11 kam es es zu einem Paradigmenwechsel bei der Diagnostik und Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen durch eine Umstellung von einem kategorialen zu einem dimensionalen System.

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Sascha/AdobeStock

Die 11. Auflage der International Classification of Diseases (ICD-11) wurde 2019 von der WHO beschlossen und trat mit dem 1.1.2022 offiziell in Kraft. Das neue System stelle „den radikalsten Wandel in der Geschichte der Klassifikation von Persönlichkeitsstörungen“ dar. Eine allgemeine Diagnose „Persönlichkeitsstörung“ mit einer dimensionalen Schweregraddiagnostik und einer Bestimmung des Profils pathologischer Persönlichkeits-Traits ersetzt die bisherigen spezifischen Persönlichkeitsstörungskategorien. Das neue Klassifikationssystem zeigt eine hohe Kompatibilität mit modernen psychodynamischen Konzepten von Persönlichkeitsstörungen wie dem objektbeziehungstheoretischen Modell von Kernberg und der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik (OPD).

In den letzten Jahrzehnten war die Kritik aus Klinik und Forschung an dem bestehenden kategorialen Klassifikationssystem immer lauter geworden und eine grundlegende Revision als zunehmend notwendig erachtet worden. So verkenne eine kategoriale Einteilung das Kontinuum von Normalität zu Pathologie im Bereich der Persönlichkeit. Auch konnte gezeigt werden, dass in der Praxis nur wenige ICD-10 Persönlichkeitsstörungsdiagnosen tatsächlich Verwendung finden. Demgegenüber kam es zur gehäuften Verwendung der unspezifischen Kategorien „Kombinierte Persönlichkeitsstörung“ bzw. „nicht näher bezeichnete Persönlichkeitsstörung“. Einen weiteren bekannten Kritikpunkt an dem kategorialen ICD-10-System stellen die zahlreichen Komorbiditäten zwischen den einzelnen Persönlichkeitsstörungsdiagnosen dar. Zuletzt stellte die fehlende Berücksichtigung des Schweregrads einen weiteren signifikanten Mangel im traditionellen Klassifikationssystem dar.

Selbst und interpersonelles Funktionieren

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