Hämorrhagische Konjunktivitis droht vor allem in Urlaubsregionen
Die akute hämorrhagische Konjunktivitis kommt vorwiegend in Ländern vor, die beliebte Fernreiseziele sind. Das macht die Virusinfektion auch zu einem Thema für hiesige Ordinationen.
Insbesondere das Enterovirus 70 und das Coxsackie-Virus A24 verursachen die akute hämorrhagische Konjunktivitis. Auch das Adenovirus B vom Serotyp 11 und das Epstein-Barr-Virus können die virale Bindehautentzündung hervorrufen, schreibt Prof. Dr. Ulrich Schallervon der Augenklinik Herzog Carl Theodor in München. Entdeckt hat man die Erkrankung erstmals 1969 – wegen der zeitgleich stattgefundenen Mondlandung bezeichnet man sie seitdem auch als Apollo-11-Krankheit. Berichte über Ausbrüche mit teilweise mehr als 200.000 Betroffenen gibt es etwa aus der Karibik, den USA, Westafrika, Ägypten, Brasilien und mehreren asiatischen Ländern.
Die akute hämorrhagische Konjunktivitis gilt als extrem ansteckend und wird durch Augensekretion, Kontakt mit kontaminierten Fingern oder Gegenständen oder auf fäkal-oralem Weg übertragen. Bis erste Symptome auftreten, vergehen meist 12–48 Stunden. Die Diagnose erfolgt v.a. klinisch anhand von Symptomen und Anamnese. Bei Epidemien kann ein direkter Virusnachweis (PCR) aus einem Konjunktivalabstrich die Diagnose sichern. Wichtig ist die differenzialdiagnostische Abgrenzung zur Keratokonjunktivitis epidemica, die hier saisonal auftritt und durch das humane Adenovirus D der Serotypen 8, 19 und 37 ausgelöst wird.
Namensgebend sind die typischen schnell auftretenden subkonjunktivalen Blutungen. Charakteristisch für die Erkrankung sind außerdem schmerzende, gerötete Augen, Epiphora, Photophobie und eine geschwollene Bindehaut. Auch die folgenden Symptome können auf eine akute hämorrhagische Konjunktivitis hindeuten:
- prodromale Sinusitis
- konjunktivale Petechien
- follikuläre Konjunktivitis
- Lidödeme
- zunächst wässriges, im Verlauf hämorrhagisches Sekret
- extraokuläre Manifestationen (gelegentlich): Hirnnervenparesen, schlaffe Lähmung der Gliedmaßen und Radikulomyelitis
- Beteiligung von Herz und Lunge bei Säuglingen und Kleinkindern
Die Erkrankung ist zumeist selbstlimitierend: Im Allgemeinen klingen die Symptome nach wenigen Tagen spontan und folgenlos ab. Da es bislang keine spezifische antivirale Therapie gibt, erfolgt die Behandlung symptomatisch, unter anderem mit Tränenersatzmitteln.
Lokale Antibiotika verhindern Superinfektionen
Während der Infektion sollten Betroffene auf das Tragen ihrer Kontaktlinsen verzichten. Um eine bakterielle Superinfektion zu vermeiden, kann man lokale Antibiotika verordnen. Insgesamt sind Komplikationen wie starke Schmerzen, Hornhautulkus, Augenverlust oder bakterielle Sekundärinfektion jedoch selten.
Auf individueller Ebene kann das Ansteckungsrisiko durch richtige Hände- und Lebensmittelhygiene reduziert werden. Im Erkrankungsfall sollten sich Betroffene vom gesunden Umfeld isolieren.
Schaller UC. Z prakt Augenheilkd 2023; 44: 147–150 © Dr. Reinhard Kaden Verlag & Co.KG, Heidelberg