Zirkadiane Rhythmen in der Medizin
Der Mensch ist eine rhythmische Spezies. Nahezu alle physiologischen Prozesse – vom Immunsystem über den Energiestoffwechsel bis hin zu vielen Verhaltensfunktionen – werden tageszeitlich moduliert. Dafür zuständig ist die sogenannte zirkadiane Uhr, deren Funktion für unsere Gesundheit von entscheidender Bedeutung ist.1
Störungen des zirkadianen Rhythmus nehmen in unserer modernen 24/7-Gesellschaft zu und treten beispielsweise bei Schichtarbeit auf. Sie sind mit einem erhöhten Krankheitsrisiko verbunden, darunter psychiatrische und neurodegenerative Erkrankungen, Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Immunstörungen sowie einige Krebsarten.
Unsere inneren Rhythmen
Zirkadiane Rhythmen sind allgegenwärtig und beeinflussen nahezu alle biologischen Funktionen. Prominente Beispiele sind Schlaf-Wach- und Nahrungs-Fasten-Zyklen, aber auch kognitive Leistungsfähigkeit, Körpertemperatur, Insulinsensitivität und Glukosestoffwechsel, Immunaktivität, Hormonsekretion, Blutdruck, Herzfrequenz oder Nierenfunktion.2 Zirkadiane Uhren steuern zelluläre Prozesse auf praktisch jeder Regulierungsebene. Aus Mausexperimenten wissen wir, dass knapp 20% aller proteinkodierenden Gene in jedem Gewebe tagesrhythmisch aktiv sind.3
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