26. Juli 2023Urlaub am Meer

Tipps zur Vermeidung und Behandlung von Quallenstichen

Besonders Kinder sind verletzungsgefährdet, wenn sie mit Quallen in Berührung kommen. Erste-Hilfe-Tipps und worauf noch geachtet werden sollte finden Sie hier.

Verletztes junges Mädchen wurde von einer Qualle gestochen, als sie und ihr Vater im Meer schwammen
Dobrila Vignjevic/GettyImages

Quallenbegegnungen im Meer können vom unbeschwerten Vergnügen schnell in eine schmerzhafte Erfahrung umschlagen. Während sie in der Unterwasserwelt schön anzusehen sind, tragen viele Quallenarten Tentakel, die beim Menschen verbrennungsartige Verletzungen verursachen können. Kenntnisse über Sicherheitsmaßnahmen und Erste-Hilfe-Tipps können dabei helfen, mögliche Gefahren zu mindern und das Risiko schwerwiegender Verletzungen zu minimieren.

Was tun, wenn ein Kind von einer Qualle gestochen wurde?

Kinder, die sich zumeist länger im Wasser aufhalten als Erwachsene, sind besonders anfällig für Quallenstiche. Die Gründe dafür liegen in der Tatsache, dass ihre Haut dünner und weniger behaart ist, was sie leichter durchdringbar für die Tentakel der Quallen macht. Ist ein Sommerurlaub am Meer geplant, ist es empfehlenswert für Eltern, sich vorab darüber zu informieren, ob in der Region Quallen vorkommen und ob Warnsysteme oder Quallennetze zur Verfügung stehen.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ), rät: „Bei kleineren Verletzungen können ein kleines Fläschchen Essig und eine Pinzette zum Entfernen der Tentakel hilfreich sein. Im Notfall kann auch Meerwasser zum Abspülen der betroffenen Stellen dienen. Trinkwasser oder Leitungswasser eignen sich jedoch nicht. Auf keinen Fall sollten Eltern die Wunde mit dem Handtuch abreiben. Denn dadurch werden weitere Nesselkapseln aktiviert." Darüber hinaus erläutert Kerbl, dass eine heiße Dusche die Schmerzen lindern kann, da die Giftstoffe der Quallen oftmals hitzeempfindlich sind.

Quallen stellen eine komplexe Herausforderung dar, denn sie sind in mehr als 100 verschiedenen Arten bekannt, die beim Menschen Reaktionen auslösen können. Diese reichen von Hautausschlägen bis hin zu lebensbedrohlichen Symptomen. Kleine Kinder haben daher ein höheres Risiko, eine potenziell tödliche Giftdosis zu erhalten. Deshalb ist es unabdingbar, die Warnhinweise an den Stränden zu beachten und bei Bedarf spezielle Quallenschutzanzüge mit Füßlingen, Handschuhen und Kappe zu verwenden.

Auch tote Quallen stellen eine Gefahr dar

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht nur lebende Quallen eine Bedrohung darstellen. Auch tote Quallen und Teile von Tentakeln, die im Wasser schwimmen, können Nesselkapseln enthalten, die bei Kontakt platzen und die Haut verletzen können. Bei größeren betroffenen Flächen, bei Beteiligung von Augen oder Mund, bei starken Schmerzen über einen Zeitraum von mehr als zwei Stunden, bei Blasenbildung oder bei einer Verschlechterung des Zustandes des Kindes, sollte umgehend medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Je nach Art der Qualle und Schwere der Symptome können verschiedene Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden. Antihistaminika und Kortison können beispielsweise bei Quallenverletzungen zum Einsatz kommen. Wichtig ist es, auf die potenziellen allergischen Reaktionen zu achten, die auch ohne vorherige Begegnung mit Quallen auftreten können. Atem- und Schluckprobleme, Übelkeit und feuchte Haut können Anzeichen dafür sein und ebenso schnell medizinisch behandelt werden müssen.

In den nordischen Küstengewässern und im Mittelmeerraum ist die Gelbe Nesselqualle (Cynea capillata), auch Feuerqualle oder Leuchtqualle genannt, weit verbreitet. Sie kann schmerzhafte, aber selten lebensbedrohliche Wunden verursachen. Ein anderes Kaliber ist die Portugiesische Galeere (Physalia physalis), die allergische Schocks hervorrufen kann. Ursprünglich heimisch im Atlantik und in der Karibik kann sie nach Stürmen und durch Strömungen auch vor den Kanarischen Inseln, der Südostküste Spaniens, um die Balearen sowie vor Malta und vor Portugal auftauchen.

Tödlich kann der Kontakt vor allem mit Quallen in tropischen Gewässern, wie z.B. mit der Seewespe (Carybdea marsupialis), die zu den giftigsten Tieren der Welt gehört, enden. Sie ist v.a. im Meerwasser von Australien verbreitet.

Mit dem Klimawandel und der steigenden Wassertemperatur hat die Zahl der Quallen vermutlich zugenommen. Die Überfischung reduziert zudem ihre natürlichen Feinde, was ihre Präsenz zusätzlich fördert. Mithilfe der MedusApp (im App Store und auf Google Play) können Badegäste insbesondere im europäischen Raum z.B. Sichtungen ausfindig machen, melden, sich über Quallenarten und Erste-Hilfe-Maßnahmen schlau machen (in Englisch oder Spanisch).

www.kinderaerzte-im-netz.at