Weniger Corona-Tote 2022; Umfrage zur Pandemiepolitik
+++ 2022 gab es weniger Corona-Tote als in den Vorjahren – Akzeptanz für Pandemiepolitik leicht gestiegen – Kein Baby-Boom in der EU zu Beginn der Corona-Pandemie – Impfstoff-Verträge: Rauch für mehr Druck bei Verhandlungen – Deutscher Minister verspricht Hilfen für Impfgeschädigte – Corona-Prognose rechnet mit Rückgang von Spitalspatienten +++
2022 gab es weniger Corona-Tote als in den Vorjahren
Im Jahr 2022 ist die Sterblichkeit in Österreich erneut auf dem hohen Niveau der Vorjahre gelegen. Im Unterschied dazu gab es jedoch weniger Verstorbene im Zusammenhang mit Covid-19 als noch 2020 und 2021. Die häufigsten Todesursachen im vergangenen Jahr waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs, gefolgt von Covid-19. Das berichtete die Statistik Austria am Mittwoch,15.3., in einer Aussendung zur jährlichen Sterblichkeits-Statistik.
Laut Statistik Austria verstarben im vergangenen Jahr knapp sieben Prozent (6.316 Menschen) an einer Corona-Infektion. 2020 waren es insgesamt 91.599 Personen, 2021 91.962. Damit lag die Sterblichkeit im vergangenen Jahr (92.107 Todesfälle) auch weiter auf dem hohen Niveau der Vorjahre, hieß es von den Statistikern. 6,9 Prozent davon verstarben 2022 nach oder im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Im Vergleich zu 2020 und 2021 sei die Sterblichkeit an Covid damit etwas zurückgegangen, wurde mitgeteilt. Unverändert blieb hingegen das Geschlechterverhältnis: Auch weiter starben Männer (3.228) etwas häufiger als Frauen (3.088) an Covid-19. Das durchschnittliche Alter der Corona-Toten betrug dabei für Männer 81,2 Jahre und für Frauen 85,5 Jahre.
Die Auswertung der Statistiker zeigte zudem, dass die Corona-Sterbewellen deutlich schwächer verliefen als in den Vorjahren. Nach Kalenderwochen betrachtet, ergab sich im Jahr 2020 die stärkste Corona-induzierte Sterbewelle im Spätherbst mit den höchsten Werten in der 48. und 49. Kalenderwoche (23.11.–6.12.). Im Jahr 2021 wurde die höchste Sterblichkeit laut Statistik in den Kalenderwochen 47 und 48 (22.11.–5.12.) verzeichnet. "Die Sterblichkeit lag zu dieser Zeit allerdings deutlich unter dem Niveau der Herbstwelle 2020", so die Statistik Austria.
Die Welle 2021 ging nahezu nahtlos in einen neuerlichen Anstieg der Covid-19-Sterbefälle im Frühjahr 2022 über. Sie befand sich in den Kalenderwochen 12 und 13 (21.3–3.4.) auf ihrem Höhepunkt und reichte im Ausmaß fast an die Herbstwelle des Jahres 2021 heran. Damit zeigt sich über die drei Pandemiejahre hinweg sich ein klarer Zusammenhang zwischen hohen Infektionszahlen und einem Anstieg der Covid-19-Sterbefälle. Die weiteren Anstiege der saisonalen Covid-Sterblichkeit im Herbst des Jahres 2022 erreichten dagegen nicht mehr die Stärke der Vorjahreswellen.
Neben den an Covid-19 Verstorbenen wies die Todesursachenstatistik im Jahr 2022 weitere 1.739 Personen (1,9% aller Sterbefälle im Jahr 2022) mit Covid-19 als Begleiterkrankung aus. In diesen Fällen sei Covid-19 als eine den Todesprozess beschleunigende Erkrankung eingestuft. Als Begleiterkrankung trat Covid überwiegend bei einer Krebserkrankung (z.B. Lungenkrebs) und bei chronischen Herzkrankheiten (z.B. Schlaganfälle oder rezidivierender Herzinfarkt) auf. (APA)
Akzeptanz für Pandemiepolitik leicht gestiegen
Vor allem medizinisches Personal hat aus Sicht der Bevölkerung zur Bewältigung der Coronakrise beigetragen. Mit dem Krisenmanagement der Regierung sind die Österreicher:innen weniger zufrieden, wie aus einer aktuellen Gallup-Umfrage hervorgeht. Allerdings ist die Akzeptanz für die Pandemiepolitik der Bundesregierung im Vergleich zum vergangenen Jahr leicht gestiegen.
Für die Umfrage wurden 1.000 Personen zwischen 15. und 20. Februar online befragt. Zur Bewältigung der Krise beigetragen haben aus Sicht der Befragten in erster Linie Ärzt:innen (68%) und Krankenpfleger:innen (66%). An dritter Stelle folgen Wissenschafter:innen, Forscher:innen und Expert:innen (45%). Erst auf Platz vier kommt mit 42 Prozent die Bundesregierung. Dahinter folgen NGOs wie das Rote Kreuz oder die Caritas (29%).
Der Großteil der Befragten (61%) findet, dass "wir uns als Gesellschaft ganz gut durch die Krise geschlagen" haben, es aber "auch viele Probleme" gab. Elf Prozent sind der Meinung, dass wir die Krise gut gemeistert haben (2022 waren es nur 5%). Immerhin ein Viertel findet allerdings, die Gesellschaft habe in der Krise komplett versagt.
Mehr als die Hälfte (55%) gab an, dass sich der Eindruck, den sie von der Bundesregierung haben, in den vergangenen drei Pandemiejahren verschlechtert hat. Das ist zwar eine Verbesserung im Vergleich zum vergangenen Jahr (66%), die Bilanz fällt dennoch wenig positiv aus. Für 40 Prozent hat sich das Leben durch die Coronakrise verschlechtert, nur für 15 Prozent hat es sich eher oder sehr verbessert. Der größte Teil (43%) gibt an, dass sein Leben gleich geblieben ist.
Die Hälfte der Bevölkerung erwartet außerdem, dass Österreich geschwächt aus der Coronakrise kommen wird. Nur 14 Prozent glauben, dass Österreich durch die Krise gestärkt wurde. Junge Menschen bis 30 Jahre haben laut Gallup-Institut dabei eine deutlich positivere Wahrnehmung als Ältere. Je geringer das Einkommen, umso stärker werden die Veränderungen demnach als negativ empfunden. Die Anhänger:innen von FPÖ und NEOS schätzten die gesellschaftlichen Auswirkungen der Krise tendenziell pessimistischer ein als jene der Regierungsparteien und der SPÖ, heißt es in einer Aussendung. (APA)
Kein Baby-Boom in der EU zu Beginn der Corona-Pandemie
In der Europäischen Union hat es durch den Beginn der Corona-Pandemie mit Lockdowns wohl keinen Babyboom gegeben. Wie die Statistikbehörde Eurostat letzten Donnerstag, 9.3., mitteilte, kamen im Jahr 2021 in der EU 4,09 Millionen Babys zur Welt und damit nur rund 20.000 Kinder mehr als 2020. Die Corona-Pandemie war Anfang 2020 in Europa ausgebrochen, mit Ausgangssperren und Reisebeschränkungen als Folgen in vielen europäischen Ländern.
Nach Angaben von Eurostat hält der Abwärtstrend in der Europäischen Union bei der Geburtenrate seit 2008 weiter an. Im Durchschnitt bekam eine Frau im Jahr 2021 1,53 Kinder. In Frankreich war die Quote mit 1,84 Geburten am höchsten, gefolgt von Tschechien (1,83) und Rumänien (1,81). In Österreich bekam eine Frau durchschnittlich 1,48 Kinder. (APA/AFP)
Impfstoff-Verträge: Rauch für mehr Druck bei Verhandlungen
Gesundheitsminister Johannes Rauch hat bezüglich der Verhandlungen der EU-Kommission mit Corona-Impfstoffherstellern um Vertragsänderungen auf "deutlich" mehr Druck gepocht. "Ich würde die Bereitschaft einfordern", sagte Rauch vor einem EU-Treffen am Montag, 13.3., in Brüssel im Hinblick auf die Pharmafirmen. Diese Unternehmen hätten "sehr, sehr gut verdient", so der Minister, "und jetzt, wo die Situation eine gute ist", müsse man zu einer Neuregelung kommen.
Bulgarien etwa hatte angekündigt, umgehend den Vertrag mit Biontech/Pfizer beenden zu wollen, wonach das Land verpflichtet ist, bis 2025 Impfstoffe zu kaufen. Österreich sei zwar für eine "Verhandlungslösung, aber doch deutlich dafür, den Druck zu erhöhen", betonte Rauch. Es müsste zu "Lösungen kommen, die auch vertretbar sind" gegenüber den Steuerzahler:innen.
Er wolle nicht "vertragsuntreu" werden, aber es müsse bei geänderten Rahmenbedingungen die Bereitschaft geben, zu "Commitments" zu kommen, die beides ermöglichen: eine Neuverhandlung der Vertragsgegenstände und eine gute zukünftige Kooperation, sagte Rauch.
Mit dem Abklingen der Corona-Pandemie herrscht inzwischen weltweit ein Überangebot an Covid-19-Impfstoffen. In der EU haben die meisten Einwohner:innen, die sich gegen Corona impfen lassen wollten, Erst- und Auffrischungsimpfungen erhalten. Die Nachfrage nach weiteren Impfungen ist gering. (APA)
Deutscher Minister verspricht Hilfen für Impfgeschädigte
Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat Hilfen für Menschen mit Langzeitschäden einer Corona-Infektion oder -Impfung zugesagt. Er werde mit dem Ministerium ein Programm auflegen, bei dem die Folgen von Long Covid und Post Vac (Impfschäden) untersucht würden und die Versorgung der Betroffenen verbessert werde, sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend (12.3.) im ZDF-"heute journal".
"Das ist ein Programm, das ich so schnell wie möglich auflegen möchte. Ich bin quasi in den Haushaltsverhandlungen für dieses Geld." Es gehe auch darum, die Expert:innen in diesem Bereich so zu vernetzen, dass die Wahrscheinlichkeit einer guten Therapie steige.
Lauterbach sagte, die Langzeitfolgen einer Corona-Impfung müssten schneller anerkannt werden. Zugleich betonte er, dass schwere Impfschäden sehr selten vorkämen – laut Daten des zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und der europäischen Zulassungsbehörde führe weniger als eine von 10.000 Impfungen zu solchen Schäden. Weil das Krankheitsbild immer deutlicher werde, müsse es in Zukunft schneller gehen, die Betroffenen zu identifizieren und ihnen zu helfen.
Auf Grundlage der EU-Verträge mit den Impfstoffherstellern hafte der Staat für Impfschäden, betonte Lauterbach. Es sei dennoch "wertvoll", wenn Firmen sich daran beteiligten. "Denn die Gewinne sind ja exorbitant gewesen. Und somit also wäre das tatsächlich mehr als eine gute Geste, sondern das könnte man erwarten." (APA/dpa)
Corona-Prognose rechnet mit Rückgang bei Spitalspatienten
Seit Anfang März ist die Entwicklung der Corona-Pandemie in Österreich wieder rückläufig. Zum zweiten Mal in Folge rechnet das Covid-Prognosekonsortium mit einem Rückgang bei den hospitalisierten Covid-19-Patient:innen. Die Einschätzung geht davon aus, dass die Zahl der Infizierten auf den Intensivstationen annähernd gleich bleibt und auf Normalstationen eine tendenziell abnehmende Entwicklung aufweist, heißt es in der aktuellen Prognose.
1.336 Corona-positive Patient:innen haben sich am Dienstag, 14.3., in den heimischen Spitälern befunden, davon 77 auf Intensivstationen. Vor zwei Wochen waren es noch 1.553 Patient:innen gewesen, vor einer Woche 1.361.
Bei den Schwerkranken wird die Zahl der Patient:innen in den nächsten zwei Wochen laut Prognose annähernd gleich bleiben. Der Mittelwert in zwei Wochen wurde mit 67 Intensivpflichtigen angegeben. Im Bereich der Normalpflege wird mit Ende der Prognoseperiode am 29.3. österreichweit ein Belagsstand im Bereich von 811 bis 1.359 Betten erwartet, mit einem Mittelwert von 1.050 Patient:innen.
Die österreichweite Sieben-Tage-Inzidenz am Dienstag bei 347,2, vor einer Woche betrug sie noch 388,2. Die Daten aus dem Abwassermonitoring sowie dem EMS deuten auf eine rückläufige Entwicklung im Infektionsgeschehen hin, wie die Experten berichten. (APA)