Verbesserte Therapie gegen PIMS; Monitoringsystem auch für andere Erreger nutzen
+++ Verbesserte Therapie gegen Covid-Spätfolge PIMS – RKI stufte Bedrohungslage auf "moderat" herab – Experte sieht Chancen auf Erregermonitoring für Covid und Co – Pandemiekosten trieben Gesundheitsausgaben nach oben – Wiener Sonderregelungen mit Maskenpflicht enden Ende Februar – Prognose geht von leichtem Patientenanstieg aus +++
Verbesserte Therapie gegen Covid-Spätfolge PIMS
Während der Corona-Pandemie hat das bei Kindern auftretende schwere Multi-Entzündungssyndrom PIMS viele Eltern aufgeschreckt. Zehn Schweizer Kinderspitäler haben nun eine günstigere Therapie dagegen gefunden. Insbesondere in Entwicklungsländern könnte dies die Behandlung verbessern.
Bisher bildeten sogenannte Immunglobuline einen festen Bestandteil von PMS-Therapien, hieß es in einer Mitteilung des Kinderspitals Zürich vom Dienstag (7.2.). Das sind Antikörper, die das Immunsystem bei der Bekämpfung der Entzündung unterstützen. Das Problem: Immunglobuline basieren auf menschlichen Blutspenden, sind teuer, rar und deshalb in vielen Ländern der Welt nicht erhältlich.
Die Forscher:innen der Kinderspitäler kommen in ihrer gemeinsamen Studie im renommierten Fachblatt "The Lancet Child & Adolescent Health" (https://doi.org/10.1016/S2352-4642(23)00020-2) zum Schluss, dass sich das Steroid Methylprednisolon für die PIMS-Therapie mindestens ebenso eignet wie Immunglobuline. Das Steroid hat entzündungshemmende Eigenschaften und ist schnell wirksam. Vor allem aber sei es weltweit verfügbar und im Vergleich zu anderen Therapieformen günstiger und sicherer in der Beschaffung und Anwendung. Diese Erkenntnis könnte weltweit, vor allem auch in Entwicklungsländern, zu einer maßgeblichen Verbesserung der PIMS-Therapien beitragen.
Die Forscher:innen haben dafür zwischen Mai 2021 und April 2022 75 an PIMS erkrankte Kinder ausgewählt. Nach dem Zufallsprinzip wurden sie entweder mit Immunglobulinen oder mit dem Steroid behandelt. Die mit dem Steroid behandelten Kinder benötigten mit 27 Prozent deutlich weniger Atemunterstützung als die mit dem Immunglobulin behandelten Kinder (55 Prozent). Die Anzahl der Kinder, die in eine Intensivstation eingewiesen wurden oder schwere Blutungen hatten, unterschieden sich hingegen nicht signifikant.
Bei PIMS leiden die Kinder nach der Infektion an einer Überreaktion des Immunsystems mit tagelangem hohem Fieber, häufig begleitet von Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Ausschlägen. Die Entzündungsreaktionen können lebensgefährlich sein. (APA/sda)
RKI stufte Bedrohungslage auf "moderat" herab
Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) hat seine Bewertung der Bedrohungslage durch Corona-Infektionen herabgestuft. "Die derzeitige Gefährdung durch Covid-19 für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland wird insgesamt als moderat eingeschätzt", heißt es im letzten Wochenbericht. Allerdings gibt es demnach weiterhin eine hohe Zahl von Infektionen, auch mahnt das RKI weiterhin zur Vorsicht.
Bisher war die Bedrohungslage als "hoch" eingestuft worden. Begründet wurde die Herabstufung vor allem mit der deutlichen Abnahme schwerer Krankheitsverläufe. Auch gebe es derzeit keine Gefahr mehr einer Überlastung des Gesundheitssystems. Der Infektionsdruck durch unterschiedliche Atemwegserkrankungen einschließlich der Corona-Fälle bleibe jedoch hoch.
"Es bleibt daher weiterhin sehr wichtig, die bestehenden Empfehlungen umzusetzen und bei Auftreten von Symptomen einer Atemwegsinfektion wie zum Beispiel Schnupfen, Halsschmerzen oder Husten unabhängig vom Impfstatus und auch bei negativem Covid-19-Antigen-Schnelltestergebnis – für drei bis fünf Tage und bis zu einer deutlichen Besserung der Symptomatik zu Hause zu bleiben", mahnte das RKI. Auch gelte es in diesen Fällen, "Kontakte zu meiden, insbesondere auch zu älteren Personen und Personen mit bestimmten Vorerkrankungen, die bei Atemwegserkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben".
Die Anzahl Corona-infizierter Menschen in Deutschland wurde für die vierte Kalenderwoche mit schätzungsweise 200.000 bis 400.000 angegeben. 68.000 Menschen suchten demnach wegen einer solchen Infektion ärztlichen Rat. Beide Werte seien im Vergleich zur vorherigen Woche wieder angestiegen. Auch die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz von registrierten Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner stieg demnach wieder um 16 Prozent an. Am stärksten sei der Anstieg bei Menschen über 80 Jahre.
Letzte Woche betrug der bundesweite Inzidenzwert laut RKI 93,1. Allerdings werden viele Corona-Fälle nicht mehr gemeldet und registriert. Angestiegen ist demnach auch der Anteil der Virusvariante des Typs Omikron XBB.1.5, die zuerst in den USA auftrat. (APA/ag)
Experte sieht Chancen auf Erregermonitoring für Covid und Co
Die Ansage der Regierung, alle Corona-Maßnahmen stufenweise bis Ende Juni auslaufen zu lassen, ist für den Virologen Andreas Bergthaler nachvollziehbar – auch wenn Fragen zum Schutz vulnerabler Gruppen und zu Long Covid noch nicht ausreichend gelöst sind. Die Ansage, dass man trotzdem weiter auf Monitoring setze, sei positiv. So ein System sollte aber künftig auch auf die Nachverfolgung anderer Erreger ausgebaut werden.
"Bei PCR-Proben führt Österreich künftig mindestens 1.500 Ganzgenom-Sequenzierungen pro Woche durch und erfüllt damit die Empfehlung der europäischen Behörden", hieß es seitens des Gesundheitsministeriums. "Das wäre viel und auch international herzeigbar", so der Forscher von der MedUni Wien und dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Gespräch mit der APA. Details dazu sind allerdings noch ausständig. Würden die Erbgut-Analysen zeitnahe zur Probennahme ausgewertet, wäre das für den epidemiologischen Überblick positiv, so der Virologe.
Der Vertrag des Teams um Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der ÖAW zur Teilsequenzierung von Proben von bestätigten Einzelfällen mit der AGES läuft Ende März jedenfalls aus. Diese Monitoring-Schiene fällt also bald weg.
Weiter läuft das Abwasser-Überwachungssystem, in dessen Rahmen 48 Kläranlagen österreichweit wöchentlich beprobt werden, und zwar unabhängig von der geplanten Sequenzierung von PCR-Proben. Analysiert wird hier einerseits die Viruslast im Abwasser, was Rückschlüsse auf die Fallzahlen erlaubt, und andererseits, welche Varianten des SARS-CoV-2-Erregers sich darin tummeln. Seit rund einem Jahr läuft das System im aktuellen Verbund, der Vertrag ist auf insgesamt vier Jahre anberaumt. Die Logistik dafür wurde in der Pandemie geschaffen und ist Resultat einer starken wissenschaftlichen Vernetzung.
Bergthaler und sein Team sind hier bereits seit langem eingebunden und führen die Sequenzierungen durch. Wissenschaftlich setzen sich die Forscher momentan stark mit der Frage auseinander, welche weiteren Erregerspuren man in Abwasserproben robust nachweisen kann und wie diese Informationen für das Gesundheitssystem genützt werden können.
Gespräche zu etwaigen inhaltlichen Ausweitungen von Fall- und Abwasser-basierten "Surveillance-Systemen" gebe es. Idealerweise würde so ein Ansatz – den Empfehlungen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zufolge – auch Influenza-Viren sowie weitere Erreger von Atemwegserkrankungen umfassen. Hier wäre SARS-CoV-2 miteingeschlossen, aber nicht der einzige Schwerpunkt. Diese Surveillance sollte nicht für SARS-CoV-2 spezifisch, sondern für viele respiratorische Infektionserreger aufbauen, so Bergthaler.
Realisiert man so ein System tatsächlich, solle auch geklärt sein, welche Konsequenzen daran geknüpft sind, wenn etwa klar wird, dass sich eine massive Influenza-Welle aufbaut. Die entscheidende Herausforderung sei hier, wie man im Sinne der primären Prävention Infektionswellen frühzeitig erkennen und abschwächen könnte, statt nur Rückschau auf das Geschehen zu halten.
Genau das will man im Rahmen des Corona-Beratungsgremium Gecko in der Zeit bis zum Auslaufen des Mandats Ende Juni unter anderem tun. Die Erkenntnisse aus der kritischen Rekapitulation der bewegten Zeit sollen für künftige Überlegungen zur evidenzbasierten politischen Beratung genutzt werden, so Gecko-Mitglied Bergthaler. Auch das wäre eine Möglichkeit, aus der Pandemie längerfristig zu lernen. (APA)
Pandemiekosten trieben Gesundheitsausgaben nach oben
Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie sind die öffentlichen Gesundheitsausgaben noch einmal kräftig angewachsen. 2021 gaben Bund, Länder, Gemeinden und die Sozialversicherungsträger insgesamt 38,49 Mrd. Euro aus. Das ist um 15,5 Prozent mehr als 2020. Für den Zuwachs sorgten laut Statistik Austria vor allem pandemiebedingte Mehrausgaben, etwa für Covid-Testungen und -Impfungen, aber auch für Schutzausrüstung, Infokampagnen und andere pandemiebedingte Aufwendungen.
"Insgesamt wurden im Jahr 2021 knapp 5 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln zur Bekämpfung der Pandemie eingesetzt – dreimal mehr als im Jahr davor", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung. Die laufenden Gesundheitsausgaben lagen im Jahr 2021 in Österreich bei 49,13 Mrd. Euro bzw. 12,1 Prozent des BIP. Die von der öffentlichen Hand aufgewendeten 38,49 Mio. Euro entsprechen damit rund 78,3 Prozent der Gesamtausgaben für Gesundheit.
Die laufenden Gesundheitsausgaben der privaten Haushalte, freiwilligen Krankenversicherungen, privaten Organisationen ohne Erwerbszweck sowie Unternehmen beliefen sich 2021 auf 10,64 Mrd. Euro bzw. 21,7 Prozent der laufenden Gesundheitsausgaben. Das ist ein Plus von rund sechs Prozent gegenüber 2020.
Die durch die Pandemie verursachten Mehrausgaben wurden vor allem öffentlich finanziert: Der Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben an den gesamten Gesundheitsausgaben schwankte vor der Pandemie zwischen 74 und 75 Prozent. 2020, also im ersten Pandemiejahr, wuchs er auf 76,8 Prozent, 2021 dann auf 78,3 Prozent. Bei den privaten Finanziers kam es dagegen "nicht zu einer wesentlichen Ausgabensteigerung", konstatiert die Statistik Austria.
Auch ein anderer Vergleich zeigt die starken Ausgabensteigerungen der öffentlichen Hand durch die Pandemie: Im Zeitraum zwischen 2004 und 2020 betrug der durchschnittliche nominelle Anstieg der öffentlichen laufenden Gesundheitsausgaben rund 4,2 Prozent. Von 2020 auf 2021 kam es dann zu einem Plus von 15,5 Prozent. (APA)
Wiener Sonderregelungen mit Maskenpflicht enden Ende Februar
Nach Beratungen der Corona-Expertenrunde der Stadt Wien hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Mittwoch, 8.2., ein Ende des Wiener Sonderwegs angekündigt. Es sei zu verantworten, dass die "Sonderregelungen in der Stadt Wien nicht verlängert werden", sagte Ludwig. Damit endet mit Ende Februar die Maskenpflicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie in den Apotheken.
Auch die PCR-Testpflicht für Besucher:innen in Spitälern und Pflegeheimen entfällt, die Besuchergrenze von drei Personen pro Tag wird aufgehoben, sagte der Bürgermeister bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Beratungen.
Die geltende Wiener Verordnung läuft bis Ende Februar und wird somit nicht verlängert. Der Bund hat ein Ende der Coronabestimmungen bis spätestens 30. Juni angekündigt, die Maskenpflicht in vulnerablen Bereichen wie Spitälern oder Pflegeheimen soll mit 30. April enden. (APA)
Prognose geht von leichtem Patientenanstieg aus
Das Covid-Prognosekonsortium geht in seinem Mittwochs-Update weiterhin von einem leichten Anstieg von Corona-Patient:innen auf Normalstationen aus. Auf Intensivstationen bleibt die Zahl der Infizierten annähernd gleich. Auch die Fallzahlen steigen: Die gemeldeten Infektionszahlen im EMS sowie Daten aus dem Abwassermonitoring bestätigen ebenfalls einen leichten Aufwärtstrend im Infektionsgeschehen.
Im Bereich der Normalpflege wird in zwei Wochen am 22. Februar österreichweit ein Belagsstand von 615 bis 1.018 belegten Betten erwartet, mit einem Mittelwert von 791 Betten. Am Dienstag mussten 722 Infizierte auf Normalstationen in Spitälern behandelt werden. Auf Intensivstationen lagen 44 Schwerkranke, hier werden in zwei Wochen zwischen 30 und 60 Patient:innen erwartet, der Mittelwert liegt bei 42 Schwerkranken. (APA)