Niedriges Risiko durch Sublinie XBB.1.5; Corona-Impfung schützt Schwangere vor Komplikationen
+++ ECDC: Kein erhöhtes Risiko durch Sublinie XBB.1.5 – Corona-Impfung schützt Schwangere vor Komplikationen – WHO empfiehlt kürzere Isolation bei Corona-Infektionen – Prognose geht von Covid-Rückgang auf Normalstationen aus – Rauch will Covid-Gesetze im ersten Halbjahr abschaffen – Ärzte in China nähren Zweifel an offiziellen Corona-Todeszahlen +++
ECDC: Kein erhöhtes Risiko durch Sublinie XBB.1.5
Die Sublinie XBB.1.5 der Omikron-Variante des Coronavirus stellt nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC für die meisten Menschen in Europa kein größeres Risiko dar. Das von XBB.1.5 ausgehende Risiko für die allgemeine Bevölkerung im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) werde als niedrig eingestuft, schrieben die Gesundheitsexperten in einer am Freitag veröffentlichten Bewertung.
Ein mäßiges bis hohes Risiko bestehe dagegen je nach Immunität gegen das Coronavirus für gefährdete Personen wie Ältere, Nicht-Geimpfte und Immungeschwächte. Trotz eines derzeit noch geringen Anteils an den Corona-Fallzahlen rechnet die in Stockholm ansässige Behörde mit einer schnellen Ausbreitung der Sublinie. Mathematische Modelle deuteten darauf hin, dass XBB.1.5 im EWR schon nach ein bis zwei Monaten dominant werden könnte, hieß es in der Bewertung. Es gibt demnach derzeit keine Anzeichen dafür, dass eine Infektion mit XBB.1.5 einen schwereren Krankheitsverlauf nach sich zieht als eine mit vorherigen Omikron-Sublinien.
XBB.1.5 sei derzeit nur auf einem sehr geringen Niveau im EWR vertreten, könne aber schon in den nächsten Monaten dominieren, erklärte die deutsche ECDC-Direktorin Andrea Ammon. Daher empfehle das ECDC, Tests durchzuführen und auszuwerten, mehr Corona-Impfungen zu verabreichen sowie Maßnahmen zur Infektionsprävention und Kontrollmaßnahmen zu verstärken. Zum EWR zählen neben den 27 EU-Mitgliedstaaten außerdem noch Norwegen, Island und Liechtenstein. (APA/dpa)
Corona-Impfung schützt Schwangere vor Komplikationen
Eine Covid-19-Infektion mit der Omikron-Variante des SARS-CoV-2-Erregers in der Schwangerschaft erhöht laut einer groß angelegten internationalen Studie das Sterberisiko von werdenden Müttern – insbesondere bei Ungeimpften. Bei geimpften Frauen waren die Risiken geringer. Eine Corona-Impfung schütze schwangere Frauen also wirksam vor Komplikationen, schrieb das an der Untersuchung beteiligte Universitätsspital Genf in einer Mitteilung vom Mittwoch (16.1.).
An der im Fachblatt "The Lancet" erschienenen Studie (https://doi.org/10.1016/S0140-6736(22)02467-9) wirkten insgesamt 41 Spitäler in 18 Ländern mit, österreichische Institutionen waren nicht darunter. Die Wissenschafter untersuchten Daten von 1.545 schwangeren Frauen, die mit der Omikron-Variante infiziert waren. Verglichen wurden diese Daten mit den Dossiers von 3.073 schwangeren Frauen ohne Corona.
Insbesondere das Risiko für Präeklampsie sei bei Frauen mit schweren Symptomen höher gewesen. Übergewichtige oder fettleibige Frauen mit schweren Symptomen waren laut der Studie am stärksten gefährdet.
Geimpfte Frauen hätten hingegen ein geringes Risiko, in eine Intensivstation eingeliefert zu werden. Als beste Prävention erwies sich laut der Studie eine vollständige Impfung. Die Studie ergab auch, dass mRNA-Impfstoffe am wirksamsten waren. Allerdings hätten auch Vektor-Impfstoffe einen angemessenen Schutz geboten.
"Diese Studie zeigt die Vorteile einer Impfung während der Schwangerschaft deutlich. Sie hilft uns bei unserer Empfehlung, die Impfung gegen Covid-19 in die Routineversorgung schwangerer Frauen aufzunehmen", sagte Mitautorin Begoña Martinez de Tejada Weber vom Universitätsspital Genf in der Mitteilung.
"Es ist besorgniserregend, dass bei vier bis sieben Prozent der ungeimpften Frauen, bei denen die Omikron-Variante während der Schwangerschaft diagnostiziert wurde, schwere Krankheitssymptome aufgetreten sind", so Studienleiter José Villar von der Universität Oxford.
Obwohl die Omikron-Variante insgesamt weniger schädlich ist als frühere Varianten, bestehe für den großen Anteil ungeimpfter schwangerer Frauen weltweit immer noch ein großes Risiko. Die vollständige Durchimpfung schwangerer Frauen sei selbst in den entwickelten Ländern noch unzureichend, so die Schlussfolgerung der Autoren. (APA/sda)
WHO empfiehlt kürzere Isolation bei Corona-Infektionen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Richtlinien für Corona-Infizierte angepasst. Neu empfiehlt sie, dass mit dem Virus Sars-CoV-2 Infizierte sich für zehn Tage isolieren, wenn sie Symptome haben, und für fünf Tage, wenn sie keine Anzeichen der Krankheit Covid-19 spüren. Vorher hatte die WHO Infizierten mit Symptomen 13 Tage Isolierung empfohlen, und denjenigen, die keine Anzeichen der Krankheit hatten, zehn Tage.
Sie empfiehlt Infizierten nun auch Antigen-Schnelltests, um zu sehen, ob die Infektion vorüber ist, damit die Isolation möglicherweise verkürzt werden kann. Die WHO stützt ihre Empfehlungen auf zwölf Studien mit fast 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Es handelt sich um reine Empfehlungen. Jedes Land kann eigene Richtlinien erlassen. (APA/dpa)
Prognose geht von Covid-Rückgang auf Normalstationen aus
Der Abwärtstrend bei den Corona-Zahlen setzt sich weiter fort. Das Prognosekonsortium geht in seinem Mittwochs-Update (18.1.) von einem weiteren Rückgang der Infizierten auf Normalstationen aus – von 808 am Dienstag auf 659 in zwei Wochen (Schwankungsbreite 515 bis 843 belegte Betten. Der Intensivbelag dürfte annähernd gleich bleiben (Dienstag: 52 Infizierte). Die Neuinfektionen gehen laut Abwassermonitoring und offiziellen Testzahlen ebenfalls zurück. (APA)
Rauch will Covid-Gesetze im ersten Halbjahr abschaffen
Die Pandemie ist in Österreich demnächst vorbei, zumindest legistisch. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kündigt gegenüber der "Kronen Zeitung" an, alle Corona-Gesetze und -verordnungen heuer abzuschaffen. Corona soll damit keine meldepflichtige Erkrankung mehr sein. Im Ö1-"Mittagsjournal" ging Rauch davon aus, dass die Regelungen noch im ersten Halbjahr fallen.
Der Minister will gleichzeitig die richtigen Lehren aus den vergangenen Jahren ziehen und das Epidemiegesetz anpassen. Dieses sei "nicht tauglich, um eine Pandemie zu bekämpfen", meinte er in der "Krone". Durch das Öffnen der chinesischen Grenzen trotz der massiven Corona-Welle in dem Land sieht Rauch keine großen Schwierigkeiten für Österreich
Der Gesundheitsminister glaubt zwar nicht, dass Corona verschwindet, sieht Österreich aber durch Impfungen, Medikament und Beobachtung der Varianten vorbereitet, außerdem bleibe das Abwasser-Monitoring bestehen. Selbst in der bisher eher vorsichtigen Bundeshauptstadt ist man recht optimistisch, auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) meint, dass man 2023 zur Normalität zurückzukehren könne, wenn nichts Unerwartetes geschieht.
Ein Ende steht dem symptomlosen Gratis-Testen bevor. Ab Mitte des Jahres wird nur noch kostenlos getestet, wer Symptome hat. Derzeit kann in Österreich noch gratis getestet werden; fünf Antigen- und fünf PCR-Tests stehen monatlich kostenlos zur Verfügung.
Abseits der Bundeshauptstadt ist von Corona-Regelungen aktuell kaum mehr etwas zu bemerken, auch wenn etliche weiter in Kraft sind, die allerdings vielfach nicht den Alltag betreffen. Weiter vorgeschrieben ist derzeit eine FFP2-Maske beim Besuch von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. In Wien kommt hier noch eine Testpflicht dazu. Der Mund-Nasen-Schutz ist in der Bundeshauptstadt auch in öffentlichen Verkehrsmitteln anzulegen.
Dazu bestehen bei einer Corona-Erkrankung Verkehrsbeschränkungen. Man ist zwar nicht mehr in Quarantäne, hat aber eine FFP2-Maske in Innenräumen bzw. auch im Freien zu tragen, wenn es zu engem Kontakt mit anderen Menschen kommt. Manche Orte wie Kindergärten und Volksschulen dürfen außer von dort Beschäftigten nicht betreten werden.
Weiters gilt bis Jahresmitte die Sonderbetreuungszeit, wenn ein Kind eine Bildungseinrichtung wegen einer Covid-Erkrankung nicht besuchen kann. Bestehen blieb auch die Möglichkeit zur Freistellung für Personen mit besonderem Risiko aufgrund eines Corona-Attests.
In der Verwaltung laufen die kommenden Monate ebenfalls noch einige Sonderregelungen, etwa dass man bei Staatsbürgerschaftsverleihungen allenfalls das Gelöbnis schriftlich abgeben kann oder Einschränkungen beim Parteienverkehr, sollte es die Situation erfordern. Zeitlich ausgedehnt wurde zuletzt auch die Möglichkeit für Apotheken, sogenannte Fernrezepte zu nutzen. (APA/red)
Ärzte in China nähren Zweifel an offiziellen Corona-Todeszahlen
Spekulationen über geschönte Corona-Todeszahlen in China bekommen neuen Auftrieb. Mediziner berichteten, sie seien angehalten worden, als Todesursache nicht Atemversagen nach Covid-Erkrankung in die Sterbeurkunde zu schreiben. Wenn der Verstorbene eine Grunderkrankung hatte, sollte diese als Haupttodesursache genannt werden, heißt es in einer Anweisung in der Notaufnahme eines Privatkrankenhauses, die von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehen wurde.
Sechs Ärzte in öffentlichen Krankenhäusern in ganz China bestätigten, entweder ähnliche mündliche Anweisungen erhalten zu haben, die sie davon abhielten, Todesfälle Covid zuzuschreiben. Oder sie seien sich bewusst, dass ihre Krankenhäuser solche Richtlinien hätten. "Seit der Wiedereröffnung im Dezember haben wir aufgehört, Covid-Todesfälle zu klassifizieren", sagte ein Arzt eines großen öffentlichen Krankenhauses in Shanghai. "Es ist sinnlos, das zu tun, weil fast alle positiv sind."
Mehrere Mediziner erklärten, ihnen sei gesagt worden, dass solche Anweisungen von "der Regierung" kämen, obwohl keiner wisse, aus welcher Abteilung. Drei andere Mediziner in öffentlichen Krankenhäusern in verschiedenen Städten gaben an, dass ihnen solche Leitlinien nicht bekannt seien. Chinas Zentrum für Seuchenkontrolle (CDC) und die Nationale Gesundheitskommission (NHC) waren für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Nachdem die Regierung Anfang Dezember ihre strikte Null-Covid-Politik aufgegeben hat, verbreitet sich das Virus in der Volksrepublik rasant. Die Behörden meldeten in den vergangenen Wochen aber höchstens fünf Tote pro Tag – ein krasser Gegensatz zu den Bildern von langen Schlangen vor Beerdigungsinstituten und von zahlreichen Leichensäcken, die aus überfüllten Krankenhäusern stammen. Vergangene Woche korrigierte die Nationale Gesundheitskommission ihre Zahlen deutlich nach oben. Demnach hat es zwischen dem 8. Dezember und dem 12. Jänner knapp 60.000 Todesfälle gegeben. Internationale Experten schätzen aber, dass es in diesem Jahr mehr als eine Million Corona-Tote geben könnte.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfahl am Montag (16.1.), dass China die Übersterblichkeit überwacht, um sich ein umfassenderes Bild von den Auswirkungen des Covid-Anstiegs zu machen. (APA/Reuters)