Die richtige Strategie beim Lyme-Borreliose-Nachbehandlungssyndrom
Was tun, wenn ein Patient nach initial erfolgreicher antibiotischer Behandlung seiner Lyme-Borreliose erneut unter Beschwerden wie Fatigue, Konzentrationsproblemen oder Schmerzen leidet? Abwarten, erneut testen oder nochmals therapieren?
Zu den chronischen Formen der Lyme-Borreliose (LB) gehört auch das sogenannte Post-Treatment-Lyme-Borreliose-Syndrom (PTLBS), berichtete Prof. Dr. Joppe Hovius vom Amsterdam Multidisciplinary Lyme Borreliosis Center. Von einem PTLBS spricht man, wenn Patienten mit nachgewiesener Infektion nach initial erfolgreicher Antibiotikabehandlung entweder weiterhin unter Beschwerden leiden oder Monate später Fatigue, Myalgien, Arthralgien und Konzentrationsstörungen entwickeln. Wie häufig es vorkommt, bleibt unklar. Die Zahlen variieren von 5 bis 20%, wobei die Studienlage schon allein aufgrund der häufig fehlenden Kontrollgruppen schwach ist.
Licht ins Dunkel persistierender Beschwerden sollte deshalb die LymeProspect-Studie bringen. Darin schloss man 1.084 LB-Patienten mit antibiotischer Therapie ein, 1.026 von ihnen mit Erythema migrans, 58 mit disseminierter LB. Es gab zwei Kontrollgruppen: Eine populationsbasierte (1.942 Teilnehmer), in der anderen waren 1.887 Personen mit vorangegangenem Zeckenstich. Alle Teilnehmer wurden in dreimonatigen Abständen mit validierten Fragebogen zu Fatigue, kognitiven Einbußen und Schmerzen befragt. Primärer Endpunkt war das Vorhandensein mindestens einer der abgefragten Beschwerden über mindestens sechs Monate. Im Fall der LB-Patienten mussten die Symptome innerhalb von sechs Monaten nach Beginn der antibiotischen Therapie begonnen haben.
Beschwerdeprävalenz leicht, aber signifikant erhöht
Es fand sich schon in den Kontrollgruppen eine hohe Prävalenz länger anhaltender Fatigue, kognitiver Einbußen oder Schmerzen (populationsbasierte Referenzgruppe 21,2%, Zeckenstichgruppe 23,3%). Von den LB-Patienten litten 27,2% daran; berücksichtigte man nur diejenigen mit disseminierter LB, sogar 34,3%. Damit war die Prävalenz der Beschwerden nach antibiotisch behandelter Infektion zwar nur leicht, aber signifikant erhöht. Die Fatigue erwies sich als häufigstes Symptom.
Doch wie hilft man einem Patienten, der an einem PTLBS leidet? Ganz wichtig ist, ausführlich mit ihm zu sprechen und ihn in die Überlegungen einzubinden. Ein Antikörpertest bringt Prof. Hovius zufolge wenig, da ein positiver Test bei unspezifischen Beschwerden nur eine äußerst geringe Aussagekraft hat.
Von einer erneuten Antibiotikagabe riet der Referent ebenfalls ab, auch wenn sich viele Betroffene das wünschen. Doch Antibiotika haben in diesen Fällen – wenn überhaupt – nur marginale und kurzfristige Effekte, und das bei erheblichen Nebenwirkungen. Die meisten Patienten, die Prof. Hovius darüber gründlich aufklärt, verlangen deshalb keine antibiotische Behandlung mehr.
Auch andere Ursachen können verantwortlich sein
Ebenfalls gemeinsam muss man überlegen, ob nicht andere Gründe für Fatigue & Co. verantwortlich sein könnten. Etwa 30% der Patienten, die mit Verdacht auf PTLBS in das Lyme Borreliose Center überwiesen werden, weisen andere Ursachen für ihre Beschwerden auf. Und in manchen Fällen ist womöglich auch eine psychologische Unterstützung, z.B. in Form einer kognitiven Verhaltenstherapie, hilfreich.
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