EULAR 2021: Radiographische SpA oder nicht – zählt der Unterschied?
Ist die nicht-radiographische axiale Spondyloarthritis (axSpA) klinisch anders zu bewerten als die ankylosierende Spondylitis? Und wie sicher ist überhaupt die Differenzierung? Ein Plädoyer für den klinischen Verstand und für weitere Forschung.
In der Diagnostik der axialen Spondyloarthritis (axSpA) wird häufig anhand eines Nachweises im Röntgen zwischen „radiographic“ und „non-radiographic“ axSpA unterschieden. Die Frage ist allerdings, ob dieser Unterscheidung überhaupt klinische Bedeutung zukommt.
Radiologische Diagnostik nur unter Einbeziehung der Klinik sinnvoll
Prof. Dr. Atul Deodhar von der Oregon Health & Science University vergleicht das Spektrum der axialen Spondyloarthritiden mit einem Fluss. Bei praktisch allen Betroffenen steht am Beginn der entzündliche Rückenschmerz. Dieser verläuft in etwa fünf Prozent der Fälle selbstlimitierend, bedeutet bei der überwiegenden Mehrzahl der Betroffenen jedoch die Diagnose einer axSpA. Im weiteren Verlauf erfolgt anhand des radiologischen Nachweises einer Sakroiliitis die Unterteilung in die nicht-radiographische axSpA und die ankylosierende Spondylitis (AS), mit schweren und nicht-progredienten Verlaufsformen. Deodhar unterstreicht jedoch den teilweise willkürlichen und häufig diskutablen Charakter dieser Differenzierung, zumal die Veränderungen definitiv und bilateral vorhanden sein und Grad 2 erreichen müssen, bzw. unilateral von Grad 3 oder 4 sein müssen. Gemäß den aktuellen ASAS-Kriterien sind alle anderen Formen der axSpA als nicht-radiographisch zu klassifizieren. Nicht-radiographisch bedeute also, so Deodhar, keineswegs das völlige Fehlen radiographischer Veränderungen. Weiters können auch bei nicht-radiographischer axSpA in seltenen Fällen Syndesmophyten vorhanden sein. In dieser Situation sei die Unterscheidung zwar wichtig für die Klassifikation im Rahmen von Studien, sehr viel weniger jedoch für die Diagnostik im individuellen Fall, für die die Bezeichnung „axiale SpA“ völlig ausreiche.