Kardiovaskulärer Surrogatmarker
Dem Team um Assoz.-Prof. PD Dr. Peter Willeit von der Medizinischen Universität Innsbruck ist es gelungen, die Gültigkeit der Intima-Media-Dicke (IMD) als Surrogatmarker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen eindeutig aufzeigen: Je geringer die Zunahme der IMD , desto geringer auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Surrogatmarker helfen in klinischen Studien dabei, abzuschätzen, ob und inwieweit Interventionen ein Risiko reduzieren. Sie werden begleitend gemessen und sind schneller erfassbar als relevante klinische Endpunkte.
Methoden. Die Metaanalyse umfasst Daten aus 119 randomisierten, kontrollierten Studien von insgesamt 100.667 Patienten (mittleres Alter: 62 Jahre, 42% Frauen). Die IMD wurde dabei (sofern möglich) als mittlerer an der A. carotis communis gemessener Wert definiert. Als primärer kardiovaskulärer Endpunkt wurde eine Kombination aus Myokardinfarkt, Insult, Revaskularisierungsintervention oder kardiovaskuläem Tod festgelegt. Die Effekte der durchgeführten Interventionen auf die IMD-Progression und den kardiovaskulären Endpunkt wurden für jede Studie separat geschätzt und deren Zusammenhang in weiterer Folge mit einem Bayesschen Regressionsverfahren evaluiert.
Ergebnisse. Während eines durchschnittlichen Beobachtungszeitraums von 3,7 Jahren erreichten 12.038 Patienten den primären Endpunkt. Eine Verringerung der IMD-Progression von 10 μm/Jahr führte unabhängig von der durchgeführten Therapie zu einer Reduktion des kardiovaskulären Risikos (RR 0.91; 95% KI: 0,87–0,94).
Fazit. Mit diesem Wissen lassen sich Wirksamkeitsstudien für neue Medikamente, zur Minimierung des kardiovaskulären Risikos einfacher und besser durchführen.
Willeit P et al., Circulation 2020; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.120.046361