Holen wir die Ordination in die Apotheke
Die Coronakrise hat seit dem Frühjahr vieles durcheinander gebracht. Wir begrüßen uns anders, als wir es noch vor einem Jahr gewohnt waren, ohne Maske verlassen wir das Haus nicht mehr und Besprechungen finden längst viel öfter im virtuellen Raum statt als „Face to Face“ – und gerade dabei haben wir gelernt, dass das sehr gut funktioniert. In sicheren Onlinekonferenzen tauscht man sich über hunderte, wenn nicht tausende Kilometer Entfernung aus, findet zu gemeinsamen Positionen und trifft wichtige Entscheidungen. Wenn man Gutes in dieser Krise finden möchte, gehört das jedenfalls dazu. Unsere Gesellschaft hat in kürzester Zeit eine Entwicklung nachvollzogen, die technisch bereits längst vorgegeben war: In vielen Bereichen haben wir uns vom Analogen wegbewegt, hin zum Digitalen. Und das äußerst erfolgreich. Nun gilt es, die nächsten Schritte zu setzen und digitale Technologien für zusätzliche Aufgabenfelder nutzbar zu machen.
Warum also nicht die ärztliche Sprechstunde als digitale Einrichtung an die Apotheke anbinden? Technisch stellt das mittlerweile kein Problem mehr dar – das haben die letzten Monate eindrucksvoll bewiesen. Wir brauchen lediglich eine stabile Internetverbindung, ein Endgerät (etwa einen Laptop oder ein Tablett) und eine sichere Software. Und schon kann eine Sprechstunde auch außerhalb der Arztpraxis abgehalten werden.
Gerade in ärztlich unterversorgten Regionen und zu Tagesrandzeiten kann dieser Zugang zu enormen Verbesserungen führen. Dient doch gerade dort die Apotheke der Bevölkerung als Erstanlaufstelle für gesundheitliche Fragen. In den meisten Fällen hilft die Apothekerin oder der Apotheker rasch und kompetent weiter. Manchmal erfordert ein Krankheitsbild aber eine weitere Abklärung und genau dann kann die Apotheke als Bindeglied fungieren und Patientinnen und Patienten mit einer Ärztin oder einem Arzt vernetzen. Über ein digitales Tool wird ein Anamnesegespräch geführt, auf Basis der Diagnose kümmert sich die Apotheke um die Übermittlung der benötigten Arzneimittel. Bei geplanten Konsultationen kann das Gespräch in einem abgetrennten Bereich in der Apotheke oder von zu Hause aus geführt werden – ein wesentlicher Vorteil digitaler Hilfsmittel: örtlich ist man höchst flexibel.
Das solche Angebote nachgefragt werden und sich höchst erfolgreich umsetzen lassen, machen internationale Beispiele vor – etwa in der Schweiz. Schließlich erleichtern sie den Zugang zu medizinischen Leistungen enorm – Wochentag und Tageszeit verlieren an Bedeutung, überlange Wartezeiten entfallen. Und dass dabei die Qualität der Diagnose und Beratung nicht zu kurz kommt, wird durch speziell geschulte Medizinerinnen und Mediziner sichergestellt. Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir also einen nächsten Schritt bei der Digitalisierung unserer gesundheitlichen Versorgung gehen? Mit der Anbindung der Ordination an die Apotheke können wir ihre Funktion als gesundheitliche Erstanlaufstelle nutzen und weiter ausbauen. Damit werden medizinische Leistungen einfacher zugänglich und wir stärken die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung.
Also: Holen wir die Ordination in die Apotheke!