Feedback folgt beim Abschied
Zwischen Linz und Steyr hat ein Apotheker-Ehepaar ein innovatives Bewertungssystem für sich entdeckt.
Flughafen. Diese Assoziation hat so mancher Besucher, wenn er die Nibelungen Apotheke im niederösterreichischen St. Valentin verlässt. Grund ist ein Smiley-Automat, wie man ihn vor allem vom Flughafen kennt: Ein Klick auf den grünen Button bedeutet sehr zufrieden, Rot steht für das Gegenteil, dazwischen gibt es zwei zusätzliche Abstufungen. „Wir haben nach einer Alternative zu Umfragen mit Fragebogen gesucht, die im Grunde steuerbar und daher meiner Meinung nach nicht so aussagekräftig sind“, erklärt Apothekeninhaber Mag. Andreas Hoyer, der sich bisher sehr zufrieden mit dem Ergebnis zeigt. „Die Beratungsleistung wurde während der Stoßzeit als gleich gut bewertet wie außerhalb. Da wir zum Großteil Stammkunden haben, war uns das wichtig“, erzählt Hoyer. Der Automat hat darüber hinaus noch eine zweite Funktion: Er spornt die Belegschaft an, immer ihr Bestes zu geben. Die unübersehbare Bewertungs-Maschine ist nicht die einzige Besonderheit von Hoyers im Jahr 2000 gegründeter Apotheke.
Bachblüten und Feng Shui
„Wir sind eine der wenigen ISO-9001-zertifizierten Apotheken.“ Der zur Rat & Tat-Gruppe gehörige Betrieb wurde zudem nach Feng Shui-Kriterien eingerichtet, und zwar zu einer Zeit, als das noch höchst ungewöhnlich war. Für die Möblierung bedeutet das: Alle Ecken und Kanten in der hundert Quadratmeter großen Offizin wurden so ausgerichtet, dass sie nicht auf die Kunden weisen. Darüber hinaus wurde für die optimale Positionierung der Kassen- und Arbeitsplätze die energetisch beste Stelle ermittelt. „Wir haben damals einen Feng Shui-Spezialisten aus China kommen lassen. Der Apothekenplaner hatte noch nie davon gehört und die Kollegen haben wohl über uns geschmunzelt“, erinnert sich Hoyer und muss selber grinsen.
Beim alternativmedizinischen Angebot fallen die sogenannten Australischen Buschblüten auf. Dahinter steckt dasselbe Prinzip wie bei den Bachblüten, „nur dass die Klassifizierung der Australischen Buschblüten jüngeren Ursprungs ist“. Daher beinhalten diese auch eine Reiseessenz gegen Jetlag. Weitere Steckenpferde sind TCM und die Aromatherapie. Hoyers Frau und Konzessionärin Mag. Andrea Hoyer hat in Deutschland schon aromatherapeutische Auszeichnungen erhalten. Etwa den Aroma „Creative Award“ für die Entwicklung und Vermarktung eines Naturparfums beim Internationalen Aromatherapiekongress in Detmold. Unter der laut Hoyer „steigenden Anzahl an hauseigenen Produkten“ sticht ein aromatherapeutischer Mix, hergestellt nach den Kriterien der Fünf-Elemente-Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin, heraus. Nach diesem Prinzip entstanden etwa ein Brustbalsam, eine Gurgellösung und eine Serie für Schwangerschaftsbeschwerden.
Problem Ärztemangel
Unangenehm für die Apotheke ist der Ärztemangel in der 10.000-Einwohner-Gemeinde St. Valentin. „Zwei Stellen für Allgemeinmediziner sind unbesetzt. Das zeigt, dass auch eine prosperierende Landgemeinde nicht davor gefeit ist.“ Immerhin ziehen die an die Nibelungen Apotheke angeschlossene Drogerie, die auch digitale Fotoapparate anbietet, sowie ein Kosmetiksalon Kunden an, was wiederum die Anzahl von 28 Angestellten erklärt. Außerdem gibt es in St. Valentin keinen Mitbewerb für den Betrieb: Beide Apotheken des Städtchens befinden sich in der Hand der Familie Hoyer. Im zweiten Betrieb, der Apotheke im Zentrum, fungiert Mag. Andreas Hoyer in bereits vierter Generation als Konzessionär.
APO-Steckbrief:
- Nibelungen Apotheke Langenharterstr. 50, 4300 St. Valentin
- www.hoyers.at; www.rat-tat.at/unsere-nibelungen-apotheke.html
- Spezialisierungen: TCM, Aromatherapie, Bachblüten, Australische Blüten, Schüßler-Salze, Homöopathie
- Spezialitäten: Brustbalsam, Gurgellösung, alternativmedizinische Schwangerschaftsmittel
- Services & Dienstleistungen: Impfberatung, Reisemedizin, Vitamin-D-Check, Antlitzanalyse
APO-PRIVAT
HUMOR: Eines Tages kam eine Mutter mit juckender Kopfhaut zu uns. Sie zeigte uns eine kleine Schachtel mit rätselhaftem Inhalt. Es stellte sich heraus, dass es sich um beim Frisieren herausgefallene Kopfläuse handelte. Diese waren noch relativ vital und wir hatten große Mühe, sie an der Tara abzutöten.
WORK-LIFE: Meine Frau und ich finden: Man muss das Leben genießen, und zwar nicht erst in der Pension. Wir sind begeisterte Skifahrer und Bergwanderer, dadurch holen wir uns neue Motivation. Und wir halten es mit Dalai Lamas Rat, jedes Jahr einen neuen Ort zu bereisen. Als Nächstes kommt Vietnam dran.
LASTER: Meine Kollegen nennen es wohl ein Laster: Sobald der erste Schnee fällt, stehe ich auf der Piste. Diese Zeit wird im Sommer eingearbeitet. Sommer ist Chefarbeitszeit.