Diskussion zur OPIOID-Krise
Rund zwei Drittel der rund 70.000 Drogentoten, die in den USA jährlich verzeichnet werden, gehen laut Daten der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) auf das Konto Opioid-haltiger Analgetika oder illegaler Opioide. Im Zuge der anhaltenden Diskussionen fragen sich viele, ob eine solche „Opioid-Krise“ auch in Europa droht. Hier gilt es zwei verbreitete Missverständnisse anzusprechen: Häufig werden Opiatmissbrauch und der Einsatz dieser Medikamente in der Schmerzmedizin vermischt, was zu Missverständnissen und Verunsicherungen führt. Und es wird oft nicht berücksichtigt, dass die Situation in Nordamerika und in Europa deutliche Unterschiede aufweist.
Anders als in den USA halten sich die Verschreiber in Europa in der Regel an die wissenschaftlichen Empfehlungen. Wir wissen, dass in den USA in vielen Situationen Opioide verschrieben werden, in denen bei uns nicht zu dieser Substanzgruppe gegriffen wird. Eine aktuelle Arbeit aus Deutschland zeigt hingegen, dass die Opioidabhängigkeit in unseren Breiten sich in den vergangenen 20 Jahren kaum geändert hat und bei etwa 0,3 Prozent der Bevölkerung liegt. Es gibt keinen Grund zur Sorge vor einer „Opioid-Epidemie“, wenn wir das sinnvolle Instrument der Schmerztherapie weiterhin verantwortungsvoll einsetzen. Postoperative Schmerzen, Schmerzen nach Verletzungen, Entzündungsschmerzen und Tumorschmerzen sind gut belegte Indikationen für den wirksamen Einsatz von Opioiden. Bei Nicht-Tumorschmerzen wird von jahrelangem Einsatz starker Opioide bei einer großen Zahl an Patienten abgeraten.
Apothekerinnen und Apothekern kommt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle in der Patientenaufklärung zu: Zum einen, um unbegründete Sorgen auszuräumen, die womöglich eine zweckmäßige Schmerztherapie mit Opioiden konterkarieren könnten. Andererseits aber auch, um jene seltenen Fälle zu detektieren, in denen ein auffälliges Patientenverhalten auf einen problematischen Umgang mit Opioiden hinweisen könnte.