Beweise für die Wirksamkeit der MMR-Impfung

Roter Ausschlag auf der Babyhaut am Rücken / Roseola infantum / Exanthem
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Bei Masern, Mumps, Röteln und Varizellen (Windpocken) handelt es sich um virale Infektionskrankheiten, die zu tödlichen Komplikationen und bleibenden Beeinträchtigungen führen können. Die Masern stellen auch heute noch weltweit eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern dar. Röteln ist vor allem für schwangere Frauen gefährlich, da durch diese Erkrankung das Risiko für Fehlgeburten oder Schäden am ungeborenen Kind steigt. Impfungen sollen Kinder und Jugendliche vor diesen Infektionskrankheiten schützen.

Das Problem

Die Wirksamkeit und vor allem Sicherheit von Impfungen werden häufig diskutiert, Ärztinnen und Ärzte sind mit zweifelnden Eltern konfrontiert und benötigen stichhaltige Argumente. Eine aktuelle systematische Übersichtsarbeit von Cochrane* (Cochrane Review) untersuchte, wie wirksam und sicher Kombinations-Impfstoffe gegen diese Viruserkrankungen sind. Untersucht wurde der kombinierte Impfstoff MMR (Masern, Mumps, Röteln), MMRV (Masern, Mumps, Röteln, Varizellen) oder eine gleichzeitige Verabreichung von MMR mit einer getrennten Varizellen-Impfung.

Die Beweise

138 Studien lieferten Daten zu dieser Fragestellung. Bei Masern zeigte sich, dass eine einmalige Dosis des MMR-Impfstoffs das Risiko, eine Masernerkrankung zu entwickeln, um 95 Prozent reduzierte. Dadurch konnte die Anzahl der Fälle von sieben Prozent auf unter 0,5 Prozent reduziert werden. Nach zwei Dosen war die Wirksamkeit mit 96 Prozent ähnlich hoch. Bei Mumps konnte eine Dosis des MMR-Impfstoffs das Risiko zu erkranken um 72 Prozent reduzieren. Nach zwei Dosen war das Erkrankungsrisiko mit Impfung sogar um 86 Prozent geringer als ohne. Während rund sieben Prozent der Kinder ohne Impfung Mumps bekommen würden, kann eine Impfung diesen Anteil auf ein Prozent reduzieren.

Auch bei Röteln und Windpocken zeigten die Studien, dass die Impfstoffe wirksam sind. Nach einer MMR-Dosis konnte 89 Prozent der Röteln-Erkrankungen vorgebeugt werden. Der relativ neue MMRV-Impfstoff reduzierte das Risiko, an Windpocken zu erkranken, bei den Geimpften nach zehn Jahren um 95 Prozent im Vergleich zu nicht-geimpften Kindern. Der Erstautor des Reviews, Carlo Di Pietrantonj, betonte in einem Interview, dass die Risiken, die von diesen Krankheiten ausgehen, die Risiken der Impfstoffe überwiegen. Im Cochrane Review untersuchte das Team spezifische Schäden, die in der öffentlichen Debatte mit diesen Impfstoffen in Verbindung gebracht werden. Zwei Studien mit insgesamt über einer Million Kindern zeigten keinen Zusammenhang zwischen MMR-Impfung und Autismus.

Sowohl bei den geimpften als auch bei den nicht-geimpften Kindern wurde ähnlich häufig Autismus diagnostiziert. Zwei weitere Studien mit insgesamt mehr als einer Million Kindern fanden keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen MMR-Impfung und Enzephalitis, entzündlichen Darmerkrankungen, Morbus Crohn, kognitiver Verzögerung, Typ-1-Diabetes, Asthma, Dermatitis/Ekzem, Heuschnupfen, Leukämie, Multipler Sklerose, Gangstörungen und bakteriellen oder viralen Infektionen. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für die Wirksamkeit des MMR-Impfstoffes war moderat, für den Varizellen-Impfstoff hoch. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für die Sicherheit wurde überwiegend als niedrig bis moderat eingeschätzt. Insgesamt spricht die vorhandene Evidenz für die Massenimmunisierung.

DOI: 10.1002/14651858.CD004407.pub4


* Cochrane Österreich ist die nationale Vertretung des internationalen Forschungsnetzwerks Cochrane, zu dem sich Gesundheitsfachleute aus über 130 Ländern zusammengeschlossen haben, um zuverlässige und unabhängige Evidenzsynthesen bereitzustellen. Cochrane Österreich wird vom Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds gefördert.
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Dieser Beitrag erschien auch im Printmagazin Medical Tribune