10. Apr. 2024Ehrgeizige Ziele

ACC 2024: Neue Wege in der Lipidsenkung

Lipidsenkung ist heute als zentraler Faktor der primären und sekundären kardiovaskulären Prävention bestens etabliert. Die Ziele wurden in den vergangenen Jahren zunehmend ehrgeiziger, gleichzeitig wurden neue Therapien entwickelt, mit denen diese Ziele auch erreicht werden können. Zahlreiche im Rahmen des ACC 2024 präsentierte Studien beschäftigten sich mit innovativen Lipidsenkern und/oder neuen Zielen im Lipidmanagement.

Lipoproteine transportieren Lipide (Fette). Die Erforschung der zellulären Prozesse
mirifadapt/AdobeStock

Gegen PCSK9 (Proproteinkonvertase Subtilisin/Kexin Typ 9) gerichtete Antikörper ermöglichen seit einigen Jahren Reduktionen des LDL-Cholesterins, die allein mit verträglichen Statindosen bei den meisten Patientinnen und Patienten nicht erreicht werden. Darüber hinaus werden auch Strategien entwickelt, PCSK9 mit kleineren Molekülen zu beeinflussen. So zum Beispiel mit Lerodalcibep, einem Protein bestehend aus einem gegen PCSK9 gerichteten Adnektin und Albumin. Im Rahmen des ACC 2024 wurden Phase-III-Daten zum Einsatz von Lerodalcibep präsentiert. Der Wirkmechanismus entspricht weitgehend jenem der Anti-PCSK9-Antikörper, mit dem Unterschied, dass mit dem kleineren Molekül auch das Injektionsvolumen erheblich kleiner ausfällt, wie Prof. Dr. Eric Klug, Universität Witwatersrand, Südafrika, anlässlich der Präsentation der Studie LIBerate-HR ausführt. Diese zeigt massive und signifikante Reduktionen des LDL-Cholesterins, die sich mit 50–60% in der Größenordnung bewegen, die man von den Anti-PCSK9-Antikörpern kennt. Darüber hinaus wurden Reduktionen von Non-HDL-Cholesterin, Apolipoprotein B, Lipoprotein(a), der Triglyzeride sowie eine leichte HDL-Erhöhung beobachtet. Mehr als 90% der Studienpatientinnen und -patienten erreichten die Lipidziele der ESC-Leitlinien.

Kleine interferierende RNA reduziert Triglyzeridspiegel

Die kleine interferierende RNA (siRNA) Plozasiran wurde entwickelt, um die Expression von Apolipoprotein C3 (APOC3) zu unterbinden. Überexpression von APOC3 ist nicht nur mit einem erhöhten Risiko von koronarer Herzkrankheit, Typ-2-Diabetes und nicht alkoholischer Fettlebererkrankung (NAFLD) assoziiert, es behindert auch Katabolismus und hepatische Clearance von Triglyzeriden. In der placebokontrollierten, doppelblinden Studie SHASTA-2 wurde die Wirksamkeit von Plozasiran in der Behandlung der schweren Hypertriglyzeridämie (sHTG) untersucht. Die Ergebnisse wurden von Erstautor Dr. Daniel Gaudet von der Université de Montréal im Rahmen einer Hot Line Session des ACC 2024 präsentiert. Die eingeschlossenen Patientinnen und Patienten hatten unter stabiler lipidsenkender Behandlung Nüchterntriglyzeridwerte im Bereich von 500–4.000mg/dl. Unter Therapie mit Plozasiran sanken die Trigylzeridspiegel bei 90% der Patientinnen und Patienten auf weniger als 500mg/dl, also unter jenen Wert, ab dem ein erhöhtes Risiko einer akuten Pankreatitis besteht. Zu Woche 24 wurde mit der höchsten Dosis von Plozasiran eine Senkung des mittleren Triglyzeridspiegels um 74% nach 24 Wochen und damit der primäre Endpunkt erreicht. Dies korrespondierte mit einer Senkung des APOC3-Spiegels um 78%. Auch weitere Lipidparameter wurden verbessert. Plozasiran wurde generell gut vertragen. Aufgetretene schwere unerwünschte Ereignisse werden nicht mit der Therapie in Verbindung gebracht. Die Ergebnisse von SHASTA-2 wurden online in JAMA publiziert.1

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