16. Mai 2024Poliomyelitis und Enteroviren

ESCMID: Überwachung und Tests auf Enterovirus-Paralyse

Durch konstant hohe Vakzinierungsraten und globale Gesundheitsüberwachungsprogramme konnte die Poliomyelitis (Kinderlähmung) in fast allen Ländern der Welt, außer Afghanistan und Pakistan, ausgerottet werden. Jedoch können auch andere Enteroviren als Polio die gleichen Symptome der akuten schlaffen Lähmung („acute flaccid paralysis“, AFP) hervorrufen, nur fehlt es weltweit an Überwachungssystemen und spezifischen Tests, um diese Viren mit Lähmungspotenzial aufzuspüren und zu kontrollieren.

Behinderter Poliopatient sitzt im Rollstuhl im Krankenhaus, Banner mit Kopierraum
Danai/AdobeStock

Im Rahmen des diesjährigen ESCMID Global Congress (ehemals ECCMID), der von 27. bis 30. April in Barcelona stattfand, sprach Prof. Thea Kølsen Fischer vom Nordsjællands Hospital und der Universität Kopenhagen, Dänemark, über die Gefahren durch Polio und andere Enteroviren. Sie wies auf die Anstrengungen hin, die sie und ihre Kolleginnen und Kollegen in ganz Europa unternommen haben, um 2017 mit dem „European Non-Polio Enterovirus Network“ (ENPEN) ein neues Netzwerk zu gründen und so Infektionen durch Enteroviren besser zu verstehen, die schwere Symptome einschließlich polioähnlicher Lähmungen verursachen.

Polioimpfung sehr erfolgreich

Die Geschichte der Ausrottung der Kinderlähmung gibt Anlass zum Feiern. So schätzt die WHO, dass ohne die etwa 10 Milliarden oralen Polioimpfstoffe, die im letzten Jahrzehnt verabreicht wurden, heute rund 6,5 Millionen Kinder mit polioinduzierter AFP leben könnten. Doch obwohl die Europäische Region 2002 für poliofrei erklärt wurde, werden dennoch weiterhin AFP-Fälle aufgrund von Polioviren detektiert. Zuletzt wurden 2022 und 2023 in Israel 2 AFP-Fälle registriert. 6 asymptomatische Poliovirus-positive Fälle wurden festgestellt, während in London im Jahr 2022 bei Umweltproben ein aus Impfstoffen stammendes Poliovirus entdeckt wurde, das genetisch mit den in den USA und Israel nachgewiesenen Stämmen verwandt war. Daraus resultierte eine zusätzliche Impfkampagne in den betroffenen Gebieten. Fischer führt aus: „Diese Ereignisse machen deutlich, dass sich Polioviren international ausbreiten können, auch in europäischen Ländern in Gebieten mit geringer Durchimpfung, in denen die Bedrohung durch Polio fast in Vergessenheit geraten ist.“

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