27. März 2024Corona-Update

Studien zu Auslöser von schweren Covid-Verläufen und zu weiterentwickeltem Omikron-Impfstoff

+++ Kernfaktor für schwere Covid-19-Verläufe identifiziert – Weiterentwickelter Covid-Impfstoff der MedUni Wien zeigt vielversprechende Ergebnisse gegen Omikron – Ärztekammer kritisiert Aus für Gratis-Coronatest im Verdachtsfall +++

Nuthawut Somsuk/GettyImages

Kernfaktor für schwere Covid-19-Verläufe identifiziert

Seit Anfang des Jahres 2020 sucht die medizinische Forschung nach jenen Faktoren, welche die Schwere und die Mortalität einer Covid-19-Erkrankung bestimmen. Jetzt hat ein internationales Wissenschafterteam mit Beteiligung aus Wien im Immunbotenstoff Fas-Ligand (FasL) einen Kernpunkt für schwere Krankheitsverläufe und Lungenschäden identifiziert. FasL auf Immunzellen treibt Zellen der Lunge in den Selbstmord.

„Die dysregulierte Immunantwort und die Entzündungsmechanismen, die zu schweren Covid-19-Krankheitsverläufen führen, werden noch immer nicht komplett verstanden. Vor Kurzem haben wir fehlgeleiteten, durch Liganden verursachten Zelltod als Ursache für letal endende Entzündungen identifiziert. Wir haben die Hypothese aufgestellt, dass dieser Prozess auch die krankhafte Entzündung und das Lungenversagen nach einer SARS-CoV-2-Infektion verursachen oder dazu beitragen könnte“, schrieben jetzt Marie-Christine Albert (Universität Köln) und ihre Co-Autoren, unter ihnen Roman Reindl-Schwaighofer von der Wiener Univ.-Klinik für Innere Medizin III, in „Cell Death & Differentiation“.

Zunächst einmal entwickelten die Wissenschafterinnen und Wissenschafter ein neues Tiermodell (MA20) mit Mäusen, an dem die wichtigen Krankheitsabläufe von Covid-19 nachverfolgt werden konnten. Dazu verwendeten die Experten einen SARS-CoV-2-Virusstamm mit einer Mutation, die eine stärkere Affinität der Erreger an die ACE2-Rezeptoren von Mäusen bewirkte. ACE2-Rezeptoren sind der Eintrittsort für SARS-CoV-2 in Zellen. In Serienexperimenten mit 20 Infektionen von jeweils immer neuen Tieren wurde ein Virus gezüchtet, das bei den Tieren schwere bis tödliche Krankheitsverläufe verursachte.

Schließlich wurden junge und alte Mäuse eines bekannten Laborstammes infiziert. „Gleichzeitig mit dem Auftreten von Zelltod und Entzündung erhöhte sich die Expression von FasL auf monozytischen Makrophagen und NK-Zellen („Fresszellen“ oder sog. Natural-Killer-Zellen; Anm.) bei den mit MA20 infizierten Mäusen“, schrieben das Wissenschafterteam. Bei FasL handelt es sich quasi um einen Immunbotenstoff. Bindet FasL an Zellen mit dem entsprechenden Rezeptor (Fas), bedeutet das ein Signal, das den programmierten Zelltod (Apoptose) auslöst. Normalerweise dient dieser Mechanismus dazu, bei Säugetieren und auch beim Menschen nicht benötigte, womöglich schädliche Zellen zu beseitigen. Bei Krebszellen funktioniert das allerdings zumeist nicht.

Das Forscherteam kehrte die Angelegenheit um und blockierte bei mit SARS-CoV-2 infizierten Mäusen FasL. Das Ergebnis: Diese Behandlung erhöhte die Überlebensrate der Tiere dramatisch, bei älteren Mäusen zum Beispiel von 40 auf 90%. „Die therapeutische Blockade von FasL verringert den Zelltod und die Entzündung in den Lungen von mit MA20 infizierten Mäusen“, stellten die Forschenden fest. Offenbar sind Immunzellen mit einer besonders starken Produktion von Fas-Liganden für die oft tödlichen Lungenkomplikationen, hervorgerufen durch schwere Gewebeschäden infolge von Zelltod, im Rahmen von Covid-19-Erkrankungen verantwortlich.

Der Clou, so die Studienautorinnen und -autoren: „FasL ist auch verstärkt vorhanden in Lungen-Lavage-Flüssigkeit von Covid-19-Patienten in einem kritischen Krankheitsstadium. Insgesamt identifizieren die Forschungsresultate FasL als bestimmenden Faktor der krankmachenden Immunantwort, welche die Schwere und die Letalität von Covid-19 verursacht. Das impliziert, dass Patienten mit einer schweren Covid-19-Erkrankung von einer Blockade von FasL als Behandlung profitieren könnten.“ (APA)

Weiterentwickelter Covid-Impfstoff der MedUni Wien zeigt vielversprechende Ergebnisse gegen Omikron

Forschende der Medinischen Universität Wien haben ihren Covid-19-Impfstoff weiterentwickelt, der sich nun als vielversprechend im Kampf gegen die Omikron-Variante des Virus erwiesen hat. Die Ergebnisse der Arbeit wurden kürzlich im Top-Journal „Vaccines“ veröffentlicht.

Das Team um Rudolf Valenta und Pia Gattinger am Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien hat den an der MedUni Wien entwickelten Covid-19-Impfstoff, der aus dem PreS-Protein des Hepatitis-B-Virus (HBV) und zwei RBD-Proteinen von SARS-CoV-2 besteht, verbessert, sodass er für Omikron hochwirksam ist. Für die Studie wurden verschiedene Impfstoffvarianten entwickelt, hergestellt und verglichen.

Die Ergebnisse im Tiermodell zeigten, dass der chimäre PreS-RBD-Untereinheitsimpfstoff, W-PreS-O genannt, der aus Bestandteilen des ursprünglichen SARS-CoV-2 Virus und Omikron besteht, die höchsten neutralisierenden Antikörpertiter gegen Omikron induzierte. Interessanterweise waren die RBD-spezifischen Antikörper-Spiegel, die durch die verschiedenen Impfstoffe induziert wurden, vergleichbar, aber die durch W-PreS-O induzierten Virusneutralisations-Titer gegen Omikron waren bis zu 7-fach höher als die stammspezifischen und bivalenten Impfstoffe. Dies deutet darauf hin, dass W-PreS-O ein besonders vielversprechender Kandidat für weitere präklinische und klinische Studien ist.

„Ich denke, dass es eine sehr wichtige Arbeit ist, weil insbesondere für die vulnerablen Patientinnen und Patienten derzeit wenig bis gar keine Schutzmöglichkeiten für Covid-19, verursacht durch die derzeitigen Virusvarianten, vorhanden sind“, erklärt Studienleiter Valenta. „Bemerkenswert ist, dass der Kombinationsimpfstoff besser gegen Omikron wirkt als der ,nur‘ für Omikron adaptierte Impfstoff. Besonders interessant ist es, dass nicht die Höhe der Antikörperspiegel bedeutend ist, sondern deren neutralisierende Wirkung beim Kombi-Impfstoff besser ist.“

Die Forschungsergebnisse sind ein wichtiger Schritt im andauernden Kampf gegen Covid-19 und könnten dazu beitragen, noch besser auf die derzeit zirkulierenden Virusvarianten abgestimmte Impfungen zu entwickeln. (PA MedUni Wien)

Ärztekammer kritisiert Aus für Gratis-Coronatest im Verdachtsfall

Die im Verdachtsfall kostenlosen Corona-Tests in den Ordinationen stehen vor dem Aus, da das Gesundheitsministerium die entsprechende Verordnung mit 1. April auslaufen lässt. Dies kritisierte am Dienstag Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart: „Vor allem zu Ostern kommen die Familien zusammen und es kann durch die hohe Reiseaktivität leicht zu Ansteckungen mit dem Coronavirus kommen.“ Die Leidtragenden wären vor allem Risikopatientinnen und -patienten.

Werde die Finanzierung nicht sichergestellt, müssten auch sie ab 1. April selbst für Tests aufkommen, um etwa Anspruch auf Paxlovid zu haben. Die Verschreibung dieses Medikaments sei an einen positiven Test geknüpft. (APA)