25. Okt. 2023Vorbeugung von Wunden

Hautpflege und Wundmanagement für Menschen mit Behinderung

Worauf Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen oder Menschen mit Prothesen achten sollten, um ihre Haut gesund zu erhalten, erklärt DGKP und Wundmanager Gerhard Ollatsberger.

detail of man with prosthetic leg pushing wheelchair in park..
Vergani Fotografia/AdobeStock

Einmal die Füße hochlagern oder sich vom Rollstuhl auf eine harte Parkbank setzen, um ein schönes Foto auf Social Media zu posten? „Solche Fotos sehe ich immer wieder auf Social Media von Tetra- oder Paraplegikern gepostet. Aus Sicht der Belastung für die Haut ist das allerdings keine gute Idee“, betont Gerhard Ollatsberger.

Als Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Wunddiagnostiker und Wundmanager (WDM) hat er sich viele Jahre am AUVA-Rehabilitationszentrum Weißer Hof mit der Schulung sowie dem Wundmanagement im Zusammenhang mit Behinderungen und Erkrankungen befasst. Das „kleine Einmaleins“ der richtigen Hautpflege ist zentraler Bestandteil des Reha-Prozesses. Dazu gehören die richtige Positionierung, individuell angepasste Hilfsmittel sowie ein Wechselspiel von Be- und Entlastung.

Ollatsberger

Gerhard Ollatsberger

Damit können die Druck- und Scherkräfte auf die Haut verringert und mögliche Komplikationen hintangehalten werden. Für Parasportlerinnen und Parasportler sind zudem etwa im Monoski oder Handbike optimal angepasste Sitzschalen notwendig, da ihre Haut durch Training und Wettkampf extremen Belastungen ausgesetzt wird.

Haut regelmäßig kontrollieren

„Menschen mit Sinneseinschränkungen sollten möglichst alle Hautregionen täglich auf Rötungen oder Veränderungen kontrollieren, am besten nach der täglichen Körperhygiene und mithilfe eines Spiegels“, rät Ollatsberger. Auch die richtige Kleidung ist wichtig, sie sollte weniger auf die aktuelle Mode als lieber auf ihre Hautfreundlichkeit und Funktionalität abgestimmt sein: Nähte oder Nieten an unpassenden Körperstellen oder zu enge Socken sollten Tetra- oder Paraplegiker jedenfalls vermeiden.

Zu langes Sitzen oder die Beine auf einer harten Unterlage hochzulagern führe jedenfalls zu lokalen Rötungen bis hin zur Ischämie, erkennbar am weißen Hof rund um die Druckstelle, der nicht mehr verschwindet. In Folge kann das schlimmstenfalls zu einer Hautschädigung unbestimmten Grades bis zu einer chronischen Wunde bei schlechter Wundheilung oder falschem Wundmanagement führen. „Menschen ohne Sinneseinschränkungen entlasten ganz automatisch ihre Haut durch Veränderungen der Sitzposition, da sie den entstehenden Druck als unangenehm oder schmerzhaft empfinden“, erklärt Ollatsberger.

Auch für Prothesentragende heißt es, in puncto Hautmanagement achtsam zu sein: Regelmäßige Reinigung des Stumpfes, der Prothese und die sofortige Behebung selbst kleinster Schäden an der Prothese sind eine zentrale Voraussetzung für die Gesunderhaltung der Haut, ebenso wie richtiges Bandagieren bei Lymphödemen.

„Orchester“ des Wundmanagements

Menschen mit Behinderung legt Ollatsberger daher ganz besonders ans Herz, sich bei unklaren Situationen sofort ärztlichen Rat zu holen. Richtiges Wundmanagement funktioniert dann wie das Zusammenspiel eines Orchesters: „Dazu gehört ärztlicherseits die chirurgische bzw. antibiotische Wundversorgung sowie die Wundpflege durch Wundmanager genauso wie die Zusammenarbeit mit den Patientinnen und Patienten und den betreuenden Personen selbst“, betont Ollatsberger. So könne jeder mittels Fotos auf seinem Smartphone ganz einfach den Verlauf beobachten und dokumentieren.

PARA:Sport ist ein Podcast von MedTriX und dem Österreichischen Paralympischen Committee (ÖPC), Redaktion & Moderation: Christina Lechner & Felix Pik.